Tichys Einblick
TE 08-2022

Verbio-Chef: Mit Biokraftstoff könnte CO2-Ausstoß des Verkehrs um 50 Prozent sinken

Biokraftstoffe könnten in der aktuellen Energiekrise helfen, sagt Claus Sauter, Chef des Biokraftstoffherstellers Verbio, im TE-Interview. Das Verbrenner-Verbot der EU sei falsch, weil das Problem der Kraftstoff sei, nicht der Motor.

IMAGO / S. Spiegl

Die CO2-Emissionen aus dem Verkehr könnten binnen fünf Jahren um 50 Prozent sinken, würde die Bundesregierung stärker auf Biokraftstoffe setzen. Das Verbot des Verbrennungsmotors durch die EU sei der falsche Weg, um die Klimaemissionen zu senken, kritisiert Verbio-Chef Claus Sauter. „In vier bis fünf Jahren könnten wir den Verkehrssektor, inklusive der Luftfahrt, in Deutschland und Europa mit eigenen Ressourcen nachhaltig dekarbonisieren“, sagt Sauter im Gespräch mit dem Monatsmagazin Tichys Einblick. „In Deutschland könnten wir die 160 Millionen Tonnen Kohlendioxid im Verkehrssektor in den nächsten fünf Jahren um 50 Prozent reduzieren – und das auf dem Preisniveau, auf dem wir uns jetzt befinden.“ Verbio ist einer der größten unabhängigen Hersteller von Biokraftstoffen in Europa. Der Jahresumsatz lag zuletzt bei über einer Milliarde Euro.

Wolle die EU wirklich die CO2-Emissionen des Verkehrs rasch senken, dürfe man nicht allein auf Elektroautos setzen, sondern müsse Verbrenner sauber machen, so Sauter. „Deutschland und die EU haben sich entschieden, mit aller Macht die Elektromobilität in den Markt zu drücken. Der Verbrennungsmotor soll verschwinden – egal, dass er zum Klimaschutz einen erheblichen Beitrag leisten kann“, so Sauter. „Ich halte es für einen großen Fehler, ausschließlich auf Elektromobilität zu setzen. Nicht der Verbrennungsmotor ist das Problem, sondern der Kraftstoff. Mit unserem Biomethan aus Stroh haben wir die beste Klimabilanz.“

In der aktuellen Energiekrise könnten gerade Biokraftstoffe weiterhelfen. „Wir befinden uns in einer beispiellosen Energiekrise, und ich sehe noch nicht, dass wir die nächsten Jahre aus der Nummer rauskommen.“ Biokraftstoffe würden als Teil der Lösung in der aktuellen Energiekrise von der Bundesregierung ignoriert. „Offenbar ist die Botschaft in Berlin nicht angekommen, dass Biokraftstoffe die Versorgung sichern und auch dazu notwendig sind, unsere Klimaschutzvorgaben zu erfüllen. Ansonsten kann ich mir nicht erklären, warum Minister Habeck nach Katar reist, um über LNG-Lieferungen zu verhandeln, und auch mit den USA über Frackinggas-Lieferungen spricht, während Biokraftstoffe ignoriert werden.“

Die Kritik, dass Biokraftstoffe aus Getreide hergestellt werden, das besser für die Ernährung eingesetzt wird, weist der Verbio-Chef zurück. „Dieses Märchen wird uns immer aufgetischt. Wir verarbeiten für die Biokraftstoff- und Biomethanproduktion nur minderwertiges Material – meist von schlechten Böden. Je vergammelter das Material, desto besser. Brotgetreide ist für uns viel zu teuer. Unsere Produkte sind nicht für Hungerkatastrophen verantwortlich.“ Vielmehr gehe 70 Prozent des Getreides in die Fleischproduktion. „Dies spielt in der deutschen Debatte so gut wie keine Rolle.“


Das komplette Interview in Tichys Einblick 08-2022 >>>

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