Dass der Think Tank European Council on Foreign Relations demoskopisch ein „Peace Camp“ und ein „Justice Camp“ bildet, ist zwar reichlich ungenau, zeigt aber vermutlich gerade deswegen einen klaren Trend. Mit „Justice Camp“ ist beschrieben, wer dafür ist, Russland zu „bestrafen“.
In Italien votierten 16 Prozent JC und 52 Prozent PC, in Deutschland steht es sehr ähnlich: 49 PC, 19 JC. Nicht viel besser für die Ukraine steht es in Rumänien mit 42 PC und 23 JC, Frankreich mit 41 PC und 20 JC, Schweden mit 38 PC und 22 JC, Spanien mit 35 PC und 15 JC und Portugal mit 31 PC und 21 JC. In Finnland mit 26 PC und 25 JC wie Großbritannien mit 22 PC und 21 JC sind die zwei Lager gleich groß. Einzig allein in Polen ist das „Justice Camp“ mit 41 Prozent gegenüber 16 Prozent „Peace Camp“ in der Mehrheit – und das überdeutlich.
ECFR-Direktor Mark Leonard meint die Politiker, wenn er sagt: „Die Europäer haben Putin – und sich selbst – bisher durch ihre Einheit überrascht, aber die großen Belastungen kommen jetzt,“ bevor er fortsetzt: „Es gibt potenzielle Meinungsverschiedenheiten über Lebenshaltungskosten, Flüchtlinge und nukleare Eskalation, aber die große Kluft besteht zwischen denen, die den Krieg so schnell wie möglich beenden wollen, und denen, die eine Bestrafung Russlands wollen. Wenn die Kluft zwischen dem Friedenslager und dem Justizlager über die Ukraine schlecht gehandhabt wird, könnte sie genauso schädlich sein wie die zwischen Gläubigern und Schuldnern während der Eurokrise.“
Wer das größte Hindernis für einen Frieden zwischen Russland und Ukraine sei? Auch da ist die zweite Antwortmöglichkeit ungenau: „Ukraine, EU oder die USA“. Antwortmöglichkeit eins mit „Russland“ ist hingegen klar.
In neun Ländern meint die klare Mehrheit, Russland ist das Hindernis. Hier die Reihenfolge: Finnland 87 : 5, Schweden 82 : 9, UK 76 : 8, Polen 74 : 12, Spanien 69 : 16, Portugal 65 : 14, Deutschland 63 : 19, Frankreich 53 : 23, Rumänien 42 : 24. In Italien steht die Sache mit 39 : 35 unentschieden.