Ab 2035 soll es keine Neuzulassungen für Autos mit Verbrennermotoren geben – das hat das EU-Parlament am Mittwoch beschlossen. Dazu kommen immer mehr wahnwitzige Verkehrsprojekte in den Städten, Sperrungen von Hauptstraßen für Autos, rücksichtslos gegen Autofahrer durchgesetzte Fahrradstraßen – jüngst auch das kühne Projekt „9-Euro-Ticket“ für den Regionalverkehr.
Was bedeutet das alles für die Zukunft der Mobilität? Darum geht es in der neuen Ausgabe unserer Talkshow Tichys Ausblick. Die Moderatoren Roland Tichy und Achim Winter diskutieren in der Sendung am 9. Juni mit dem Wissenschaftsjournalisten und TE-Redakteur Holger Douglas sowie dem Präsidenten des Automobilclubs „Mobil in Deutschland“, Michael Haberland.
Zu Beginn positioniert sich Haberland klar: „Manche beschimpfen mich als Lobbyisten – da sage ich: Ja das bin ich, und das bin ich sogar gerne. Und zwar Lobbyist für die Autofahrer.“ Weiter stellt er klar: „Zum Tempolimit haben wir eine klare Position: Das ist eine reine Shownummer. Alle wollen sie dieses Tempolimit, weil sie sagen, ‚dann retten wir die Welt damit‘. Diese ganze Diskussion finde ich sehr, sehr unseriös.“
In Bezug auf das zu dem Zeitpunkt noch zur Abstimmung stehende Verbrennerverbot sagt Haberland: „Man kann nur hoffen, im Sinne unseres Landes, unserer Wirtschaft, aber auch des Klimas, dass keine weiteren Verbote mehr stattfinden, sondern man die Aufgaben an die Ingenieure weitergibt, denn Ingenieure werden es am Schluss richten.“
Anschließend konzentriert sich die Debatte auf die politischen Rahmenbedingungen in den Städten. Haberland kritisiert eine zu oft ideologisch getriebene Verkehrspolitik: „In München und Stuttgart wurden teilweise falsche und verzerrte Grenzwerte gemessen, die zu Diesel-Verboten geführt haben.“
Er stellt außerdem fest, dass es eine Schieflage gibt, zwischen der betriebenen Politik sowie den tatsächlichen Mobilitätsbedürfnissen und -vorlieben der Deutschen: „Es gab noch nie so viele Autos und Führerscheine in Deutschland wie heute. Das Auto ist nach wie vor extrem beliebt.“ Eine Schieflage sieht Haberland auch in der medialen Darstellung: „Ich merke das gerade im Öffentlichen-Rechtlichen oft, dass eine wirkliche Kampagne gegen das Auto, gegen die individuelle Mobilität gefahren wird.“
Zur Politik in den Großstädten sagt Haberland: „Es ist eine Art von Umerziehung, die in vielen Städten stattfindet, die Menschen sollen einfach tun, was man selbst nicht tun will – es sind ja meistens Pharisäer. Der Oberbürgermeister von München fährt immer seinen BMW, aber baut dann Fahrradwege, die die anderen nutzen sollen.“ Er konstatiert: „In den Rathäusern will man ideologische Parteipolitik betreiben.“
Holger Douglas kritisiert vor allem die technologische Einseitigkeit bei der Suche nach Lösungen: „Die ersten Autos waren ja Elektroautos. Damals haben sich dann auch schnell die Grenzen dieser Technologie aufgezeigt.“ Er sieht außerdem einen Rückschritt, der sich durch die Autofeindlichkeit vollzieht: „Nach Jahrhunderten des aufwendigen Reisens mit Pferd und Kutsche haben wir endlich das bequeme Auto – das abzuschaffen ist natürlich ein Rückschritt.“ Eine Lösung im Schienenverkehr sieht er nicht: „Das Zugfahren ist ja auch keine attraktive Alternative – die Züge kommen verspätet, sind überfüllt, die Gleise nicht gewartet, und kostengünstig ist es auch nicht.“
Zum Schluss stellt Douglas fest: „Man kann mit Ideologen nicht über Fakten diskutieren. Das Beispiel Tempolimit ist ein gutes Beispiel – es gibt kaum ein gutes Argument für ein Tempolimit auf Autobahnen, außer Ideologie.“
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