Tichys Einblick
Korruption mit Corona-Impfdosen

Kirgisistan: Gesundheitsminister wegen zu großer Impfstoffbestellung verhaftet

Rund 2,5 Millionen Corona-Impfdosen hatte der kirgisische Gesundheitsminister für rund 19 Millionen US-Dollar gekauft – obwohl kein Bedarf bestand. Mehr als 240.000 Dosen seien bereits verfallen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt.

Kirgisistans Gesundheitsminister Alimkadyr Beishenaliev bei der Corona-Impfung im März 2021

IMAGO / Xinhua

Der kirgisische Gesundheitsminister Alimkadyr Beishenaliev ist am 2. Juni festgenommen worden. Das berichtet der arabische Nachrichtensender Al Jazeera. Der 62-jährige Beishenaliev war maßgeblich verantwortlich für die Bewältigung der Corona-Pandemie in dem zentralasiatischen Land. Zu den sieben Anklagepunkten zählen auch Korruption, Bestechung und Amtsmissbrauch.

Beishenaliev galt in seiner Amtsführung als exzentrisch. Er erwarb sich den Spitznamen „Eisenhut“, weil er den Bürgern der ehemaligen Sowjetrepublik empfahl, eine hausgemachte Flüssigkeit aus der gleichnamigen Pflanze zu sich zu nehmen, um sich von dem Coronavirus und anderen Krankheiten zu heilen. Beim Streit mit dem Betreiber einer Augenklinik ließ er im April einen Berg Sand vor dem Gebäude abladen, um Leuten den Zugang zu verwehren.

Im Mittelpunkt der Anklage steht eine Bestellung von rund 2,5 Millionen Impfdosen gegen Covid-19 – die allerdings niemand brauchte. „Obwohl Kirgisistan kostenlose Coronavirus-Impfstoffe von China, Russland, Aserbaidschan, Kasachstan und internationalen Organisationen erhält, wurden im Jahr 2021 weitere 2.460.000 Dosen von Coronavirus-Impfstoffen zu Unrecht von ausländischen Unternehmen erhalten“, hieß es in einer Mitteilung der Staatsanwaltschaft.

Insgesamt geht es um einen Wert von 19 Millionen Dollar. Das Geld sei auf Offshore-Konten eingezahlt worden. Mehr als 240.000 Dosen seien bereits ungenutzt verfallen. Beishenaliev streitet alle Vorwürfe ab. Für die plötzliche Entfernung aus dem Ministeramt sprechen machtpolitische Gründe. Präsident Sadyr Dschaparow galt früher als Förderer des Gesundheitsministers, doch offenbar hat der Gesundheitsminister das Vertrauen des Staatschefs verspielt. Kirgisistan hat rund 6,6 Millionen Einwohner, weniger als 23 Prozent haben sich gegen Corona zweimal impfen lassen.

Bereits vor Wochen hatte das deutsche Gesundheitsministerium festgestellt, dass der Absatz von Impfdosen in Drittländer nicht mehr gegeben sei. Dies sei auch ein Grund, warum die Impfdosen, die in Deutschland zu verfallen drohten, nicht mehr an andere Länder vergeben werden könnten. „Das globale Impfstoffangebot übersteigt inzwischen die weltweite Nachfrage“, schrieb die Bundesregierung.

Anzeige
Die mobile Version verlassen