Tichys Einblick
Neun-Euro-Ticket

Auf Kunden von Bus und Bahn warten hohe Preise im Herbst

Mit dem Neun-Euro-Ticket beschenkt sich der Steuerzahler für drei Monate selbst. Danach warten die regulären Preise für Bus und Bahn auf ihn – die sind überdurchschnittlich stark gestiegen.

Straßenbahn in Mühlheim an der Ruhr

IMAGO / Jochen Tack

Die Preise für Bus und Bahn sind seit 2015 um 19 Prozent gestiegen. Das hat das Statistische Bundesamt mitgeteilt. Damit lag der Anstieg um 2,8 Prozentpunkte über dem allgemeinen Anstieg der Verbraucherpreise im gleichen Zeitraum von 16,2 Prozent. Monatstickets verteuerten sich im gleichen Zeitraum indes unter dem Schnitt, nämlich um 12,9 Prozent.

In den vergangenen Monaten hat es eine erneute Anstiegswelle gegeben. Auch die meist regional organisierten Verkehrsbetriebe leiden unter der allgemeinen Preisentwicklung, etwa bei Benzin, Diesel oder Strom. Diese Teuerungen hätten die Betriebe noch nicht im vollen Umfang an die Kunden weitergegeben, analysiert das Statistische Bundesamt. Als Beleg dafür nimmt das Amt den Preisanstieg von März auf April dieses Jahres. Da seien die Ticketpreise nur um 2,6 Prozent gestiegen, während die allgemeinen Verbraucherpreise um 7,4 Prozent empor schnellten.

2019 gab ein durchschnittlicher Haushalt laut Statistischem Bundesamt 33 Euro im Monat für öffentliche Verkehrsmittel aus. Im ersten Corona-Jahr 2020 seien es 24 Euro im Monat gewesen. Der Rückgang lässt sich zum einen durch die stärkere Nutzung von Homeoffice erklären. Aber auch dadurch, dass in der Pandemie viele Kunden Angst vor der Menschen-Ansammlung in vollen Bussen hatten.

Im EU-Vergleich bevorzugen die Deutschen ohnehin zu 81 Prozent das Auto. Der Anteil des öffentlichen Nahverkehrs lag hierzulande nur bei 17 Prozent. In Tschechien waren es 33 Prozent und in Ungarn 31 Prozent. Im Jahr 2021 entsprach das laut Statistischem Bundesamt 7,9 Milliarden Fahrten in Deutschland mit dem öffentlichen Nahverkehr. Wobei das Amt es für möglich hält, dass die Zahlen tatsächlich niedriger sind: „In Bussen kommen automatische Fahrgastzählsysteme vergleichsweise selten zum Einsatz und Fahrgastzahlen werden in unregelmäßigen Abständen durch Verkehrszählungen und Fahrgastbefragungen ermittelt“, teilt das Amt mit. Die Corona-Delle ist demnach noch nicht vollständig erfasst.

Das Angebot „Neun-Euro-Ticket“ gilt vom 1. Juni bis zum 30. August. Danach greifen wieder die regulären Preise. Um die Finanzierung der „Entlastung“ hatte es Streit gegeben, die Länder und die Verkehrsbetriebe hatten die Kosten höher angesetzt als das, was der Bund zu zahlen bereit war. Im September ist daher ein schnellerer Anstieg der Preise durchaus möglich. Wegen höherer Kosten für Benzin, Diesel, Strom und Löhne – aber auch wegen der Folgen des Neun-Euro-Tickets.

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