Tichys Einblick
Zu Gast bei Lauterbach

Die Gesundheitsminister der G7 spielen „tödliche Killervariante“

Die Gesundheitsminister tagen in Berlin. Gastgeber ist Karl Lauterbach. Am ersten Tag stand Killervariante-Spielen auf dem Terminplan.

Karl Lauterbach beim G7 Gesundheitsministertreffen 2022 in Berlin

IMAGO / Chris Emil Janßen

Zum Kindergeburtstag, so will es die Tradition, darf sich der kleine Jubilar das Motto aussuchen. Und auch das, was gespielt wird. Die Gesundheitsminister der G7 sind zu Gast in Deutschland, also bei Karl Lauterbach (SPD). Und folglich geht es am ersten Tag darum, eine Tödliche Killervariante durchzuspielen. Spoileralarm: Am Ende fordern die Gesundheitsminister mehr Geld.

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Das Spiel hat ein Drehbuch: Stell’ dir vor, ein Tiger trägt die tödliche Killervariante in sich. Dann beißt er einen Menschen. Daraufhin verbreitet sich die tödliche Killervariante rasend schnell. Wie, steht nicht im Drehbuch. Wahrscheinlich hat der vom Tiger Gebissene danach den Erfassungszettel beim Bäcker nicht ordentlich ausgefüllt, hat ungeimpft ein Restaurant betreten oder ist ohne Maske spazieren gegangen. Was man halt so nach einem Tigerbiss macht.

Jedenfalls hat er jetzt nicht Corona. Denn Corona zu simulieren, würde Panik verbreiten. Stimmung machen. Das will Karl Lauterbach nicht. Deswegen heißt Corona bei den G7-Gesundheitsministern Pocken. Jedenfalls verbreiten sich die Corona-Pocken rasend schnell und sind sehr tödlich – genau so, wie es der Gastgeber halt gerne mag. Und dieses Mal ist es eine Krankheit, die den adipösen 70-Jährigen mit Vorerkrankungen verschont und sich stattdessen gesunde Jugendliche greift. Gibt auch schönere Bilder.

Die Gesundheitsminister sollen jetzt eine „koordinierte Antwort“ finden. Um es abzukürzen und vorwegzunehmen: Sie brauchen mehr Geld, mehr Personal und mehr Zuständigkeiten. Das ist letztlich die Antwort auf alle Fragen, die noch auf der Tagesordnung stehen. Etwa Gesundheitsprobleme, die durch den Klimawandel entstünden. Oder Antibiotika, die nicht mehr anschlagen, weil die Patienten mittlerweile dagegen resistent sind. Der Körper hat dann so viel von dem Wirkstoff zu sich genommen, dass dieser keine Wirkung mehr zeigt. Mehr Impfstoffe für reiche aber auch ärmere Länder will die Konferenz übrigens auch. Deswegen tagen die Gesundheitsminister der G7 zusammen mit deren Ministern für Entwicklungshilfe.

Begleitet wird die Konferenz von Interessengruppen, die das gleiche wollen wie die Minister: mehr Geld, mehr Personal, mehr Einfluss. Vor der Konferenz demonstriert Attac. Gut, die müssen auch mal wieder was machen, um im Spendenrennen mit FFF, Black Lives Matter und Greenpeace nicht ganz abgehängt zu werden. In Berlin sind sie dafür, dass die Patente auf Impfstoffe aufgehoben werden, damit es mehr Impfstoffe gibt – das werden schwere Zeiten für Attac.

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Schon mehr Aussichten auf Erfolg hat da die „Wellcome Trust“-Stiftung. Die Briten sind so etwas wie die Vorbilder für die „Bill und Melinda Gates Stiftung“: Das Geld eines Unternehmers floss in eine Stiftung, die Investitionen in den Gesundheitsbereich forderte und förderte – und gleichzeitig zu fast drei Vierteln an dem Pharmakonzern Wellcome beteiligt war. Sodass die Inhaber nicht nur für das Gutmenschentum gefeiert wurden – sondern mit dem Gutmenschentum ihren Reichtum auch noch mehrten. In Deutschland machte der Wellcome-Trust Schlagzeilen, weil die Vorsitzende des Ethikrates Alena Buyx offenbar Geld von der Stiftung erhalten hatte.

2022 will der Wellcome Trust ein globales Netzwerk zur Früherkennung von Krankheiten. „Die Corona-Lage wirkt bei uns gerade entspannt, aber wir dürfen deswegen nicht vergessen, uns besser auf künftige Pandemien vorzubereiten“, sagte Europa-Chefin Caroline Schmutte dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). Deswegen müssten die Staaten investieren – für die Menschen, um Pandemien zu verhindern. Das koste viel Geld, lässt die Stiftung RND wissen.

Den Gastgeber der G7 wissen sie dabei auf ihrer Seite. Er wolle keine Hysterie schüren, sagt Lauterbach dem ZDF, aber es sei „eine falsche Annahme, dass das Virus immer harmloser“ werde. Der Begriff „Tödliche Killervariante“ sei vielleicht nicht nur ideal gewesen. PR technisch. Aber wenn sich das Virus leicht verändere, in tiefere Lungenabschnitte eindringe, jedoch so ansteckend bleibe wie derzeit, werde es mehr schwere Verläufe geben. Also halt doch eine tödliche Killervariante. Letztlich. Ganz ohne Tigerbiss.

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