Ein Faktenfinder ist eine sinnvolle journalistische Einrichtung. Grundsätzlich. Falsche Zahlen, Namen oder auch nicht korrekt zugeordnete oder wiedergebene Zitate schleichen sich in die Berichterstattung ein, verbreiten sich und werden im Prinzip der „Stillen Post“ vom einen zum nächsten falsch weitergegeben. Ein Faktenfinder klärt zum Beispiel, ob die Zahl wirklich stimmt, was ihre Quelle ist oder wie sie methodisch zustande gekommen ist. Wird diese Aufgabe gründlich erfüllt, hilft sie, die Qualität der Berichterstattung zu erhöhen.
Grundsätzlich. Doch als die ARD sich vor gut fünf Jahren entschied, einen „Faktenfinder“ zu installieren, fiel ihre Wahl auf Patrick Gensing. Einen bekennenden Linken. Selbst für ARD-Verhältnisse. „Zahlengläubigkeit“ verurteilte Gensing in öffentlichen Aussagen. Es brauche den Experten, der die Zahlen einordne. Sodass mit ihm von Anfang an das „Fakten“-finden eher ein „Einordnung“-finden war. Wobei die Einordnung meist in eine Richtung ging: seine, nach links.
Doch dann fand Bild-Reporter Paul Ronzheimer heraus: Das Foto ist älter und das erwähnte Gespräch hat noch gar nicht stattgefunden. Ein Thema für Gensings Faktenfinder: Den Bild-Mann widerlegen konnte der ARD-Experte für Desinformation nicht. Deshalb schrieb er als Fazit: „Bei gezielter Desinformation werden immer wieder mutwillig alte Bilder und Videos benutzt, um die Öffentlichkeit in die Irre zu führen.“ Nun lernen Journalisten aktive Sätze statt passive zu formulieren und auf diese Weise Ross und Reiter beim Namen zu nennen. Zumal es sich hier mit Saskia Esken eindeutig um eine Person des öffentlichen Lebens handelt. Doch die SPD-Chefin in einem Satz mit „gezielter Desinformation“ zu erwähnen, brachte Gensing nicht über das Herz, das bekanntlich links sitzt.
Doch das ist nun vorbei. Er leitet künftig den Bereich Medien und Kommunikation beim FC St. Pauli. Ein Jugendtraum, wie Gensing mit einem Bild von seiner Abizeitung dokumentiert. Nur: Der Job ist laut Hamburger Morgenpost nur vorläufig. Gensing vertritt demnach Anne Kunze, die ein Jahr in Elternzeit geht. Außerdem ist es ein Abstieg vom Deutschen Meister der Nachrichten zum Fußball-Zweitligisten. Zwei Spieltage vor Saisonschluss hat der Club drei Punkte Abstand auf einen Aufstiegsplatz und die schlechteste Tordifferenz der fünf Aufstiegskandidaten.
Würde Gensing der ARD wünschen, Mitarbeiter zu schützen, wenn sie das nicht ohnehin tut? Aufklären und zu mehr Wahrheit in der Welt beitragen, wird Gensing nach eigenen Aussagen nicht: „Bitte habt Verständnis, dass ich zur Zukunft der Ressorts #faktenfinder und Investigativ nichts sagen kann, das liegt nicht in meinen Händen“, schreibt er auf Twitter. Weiter heißt es dort: „Es gab berechtigte Kritik, aber auch viele harte persönliche Angriffe. Aber den Kopf einziehen? Nö.“.Hört sich kämpferisch wie der FC St. Pauli an – aber nicht so ganz nach harmonischem Abschied.