Corona scheint die europäischen Gesundheitssysteme schon heute weniger als die Grippe zu belasten. So könnte man die dänische und die EU-Nachrichtenlage heute zusammenfassen. Laut ntv will die EU die „Notfall-Phase“ der Corona-Pandemie beenden. Ebenso wie zuvor einzelne Mitgliedsländer – etwa Spanien – verabredet sich der Staatenbund demnach, die Krankheit Covid künftig nur noch wie eine Grippe zu behandeln. Der Grund: weniger Infektionen, aber vor allem die stark zurückgegangenen Todesfälle. Auch die Impfungen werden als Argument angeführt, obwohl unsicher ist, ob sie gegen Infektionen und schwere Verläufe schützen.
Das bedeutet, dass die Regierung keine Impfaufrufe mehr verschicken wird. Impfzentren bleiben aber für Interessierte geöffnet. Bis heute haben 83 Prozent der Dänen mindestens eine Impfdosis und 82 Prozent zwei Impfdosen bekommen, 62 Prozent auch den sogenannten Booster. Deutschland bewegt sich insgesamt in einer ähnlichen Klasse mit 76 Prozent doppelt Geimpften und 59 Geboosterten.
Die dänische Gesundheitsbehörde behält sich allerdings vor, die Impfkampagne im Herbst wieder neu zu starten, wenn es „wahrscheinlich“ wieder einen Bedarf an Covid-Impfungen geben werde: „Dem wird eine gründliche professionelle Prüfung vorausgehen, wer wann geimpft werden soll und mit welchen Impfstoffen.“ Noch vor der Sommerpause will die Behörde einen Plan für die Saison 2022/2023 vorlegen.
Im Januar hatte eine Enthüllung der dänischen Boulevardzeitung Ekstra Bladet für Aufsehen gesorgt, wonach die Zeitungsmacher zusammen mit anderen Medien über zu hohe Hospitalisierungsraten berichtet haben, die so aus offiziellen Zahlen der Regierung hervorgegangen seien. Tatsächlich hatten die Krankenhauseinweisungen in Dänemark um ein Viertel niedriger gelegen.
Dänemark als Vorreiter – die EU folgt
Bolette Søborg empfiehlt die Impfung auch weiterhin für „Menschen mit einem besonders hohen Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf“. Dänemark hat die Impfung für alle Bürger ab fünf Jahren zugelassen und seit Januar sogar eine vierte Dosis für „besonders gefährdete“ Personen angeboten.
Auf der anderen Seite wurde das Land in den letzten Monaten regelmäßig zum Vorreiter bei der Beendung der „Pandemiepolitik“. Im Oktober 2021 hatte man erstmals alle Corona-Regeln aufgehoben, die im Winter teilweise wieder eingeführt wurden. Am 1. Februar fielen erneut fast sämtliche Corona-Restriktionen im Land. Vor einem Monat folgten die letzten verbliebenen Einreisebeschränkungen. Das Coronavirus wird in Dänemark seitdem nicht mehr als kritische Bedrohung der Gesellschaft eingestuft.
Auch deutsche Infektiologen geben zu bedenken, dass die Grippe inzwischen eine größere Gefahr darstellen könnte als Erkrankungen durch das Coronavirus.