Russland will die Donbass-Zange schließen – Bedrohung aus Transnistrien
Redaktion
Die Ukraine meldet russische Geländegewinne im Nordosten. Explosionen in der prorussischen Region Transnistrien in Moldawien verstärken die Sorge um eine neue Front.
Dem Anschein nach intensivieren die russischen Truppen ihre Offensive im Osten der Ukraine. Die Gefahr für die ukrainischen Truppen an der Donbass-Front, durch einen russischen Angriff von Norden eingekesselt zu werden, wird akuter, wie ein Blick auf den aktuellen Frontverlauf zeigt.
In der Nacht und am Morgen gab es zahlreiche russische Bombardements, unter anderem westlich des Flusses Dnjepr. Ein russischer Vorstoß von Südosten in Richtung Odessa scheiterte aber offenbar. In Kherson, der einzigen Großstadt in der Südukraine, die die Russen schon zu Anfang des Krieges einnahmen, kam es zu Demonstrationen gegen die Besatzer, die offenbar gewaltsam aufgelöst wurden.
Die russischen Streitkräfte verlegen nach ukrainischen Angaben weitere Einheiten ins Angriffsgebiet, um die Offensive in der Ostukraine zu beschleunigen. „Die Okkupanten haben zwei taktische Bataillone der 76. Luftlandedivision aus dem Gebiet Belgorod in die Stadt Isjum verlegt“, teilt der ukrainische Generalstab auf seiner Facebook-Seite mit. Demzufolge konnten die russischen Truppen einige Geländegewinne im nordostukrainischen Gebiet Charkiw erzielen.
Im Osten und Nordosten rücken die Russen offenbar vor. Nach ukrainischen Angaben haben die Invasoren mehrere Ortschaften südlich der Großstadt Kharkiv erobert und einen Keil nach Süden geschlagen. Weiter östlich rückt die russische Armee den Angaben zufolge auf die Stadt Lyman in der Region Donezk vor. Dabei habe sie die Ortschaften Saritschne und Nowotoschkiwske erobert. Damit stehen die Russen nur noch 50 Kilometer vor der Großstadt Kramatorsk. Bei Huliaipole, einer zentralen Position im russischen Aufmarsch im Südosten der Ukraine, kam es in der Nacht zu heftigen Kämpfen.
Erneut bombardierten Putins Truppen auch Zivilisten. Im Gebiet Donezk berichtet der Gouverneur von drei getöteten Zivilisten und sechs Verletzten. Auch in Charkiw soll es drei Tote gegeben haben, sowie sieben Verletzte.
Währenddessen scheint sich die Lage im Gebiet Transnistrien zuzuspitzen. In der Separatistenrepublik, die offiziell zu Moldawien gehört, aber schon seit 1990 von russischen Truppen beherrscht wird, kam es am Montag zu mehreren Explosionen. Auf Fotos, deren Echtheit nicht überprüft werden konnte, waren eingeschlagene Scheiben und ein zertrümmerter Eingang zu sehen. Die Behörden teilten mit, dass das Gebäude des Ministeriums für Staatssicherheit in der transnistrischen Hauptstadt Tiraspol mit Panzerabwehrmunition beschossen worden sei. Verluste gab es keine.
Die Ukraine rechnet seit langem mit einem Einsatz der russischen Truppen aus Transnistrien. Präsident Selenskyj erklärte, man habe keine Angst vor ihnen und sei bereit, sich ihnen entgegenzustellen. Transnistrien könnte für einen russischen Angriff auf Odessa von Relevanz sein. Moldawiens Präsidentin Maia Sandu verurteilte die Anschläge als Versuch, den Frieden in der Region zu stören. Sie macht „interne Differenzen zwischen verschiedenen Gruppierungen in Transnistrien mit einem Interesse an einer Destabilisierung der Situation“ für die Angriffe verantwortlich. Die Ereignisse in Transnistrien gleichen der Eskalation vor dem Einmarsch Russlands in die Ukraine.
Auch auf russischem Territorium kommt es zu Ereignissen im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg. Mehrere Raketenstarts, wahrscheinlich durch die Luftabwehr, wurden über Nacht in Russland gemeldet. In der Nacht wurden mehrere Explosionen in der Grenzregion Belgorod gemeldet, ein Militärlager brennt. Auch nahe der Stadt Kursk soll es Berichten zufolge zu Explosionen gekommen sein. Die russische Bild-Agentur Itar-Tass, die unter Kontrolle des russischen Regimes steht, veröffentlichte ein Bild, das die Festnahme eines angeblichen Saboteurs in Belgorod zeigen soll. Ihm und einer weiteren Person wird vorgeworfen, sie hätten Eisenbahnzüge mit russischen Soldaten aufhalten wollen. „Zwei russische Bürger, die den ukrainischen Nationalismus unterstützten, erwarten Gefängnisstrafen von 10 bis 15 Jahren“, heißt es dazu von Itar-Tass.
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