Tichys Einblick
Kaum Waffenlieferungen im April

Deutschland ist bei Hilfen für Ukraine allenfalls im Mittelfeld

Nicht einmal mehr Panzerfäuste hat Deutschland in den vergangenen Wochen an die Ukraine geliefert. Auch im ersten Kriegsmonat gehörte Deutschland nicht zu den wichtigsten Unterstützern der Ukraine – weder militärisch noch finanziell.

Olaf Scholz (SPD), Bundeskanzler, und Christine Lambrecht (SPD), Bundesministerin der Verteidigung, in einer Sitzung des Sicherheitskabinetts am 12.04.2022

IMAGO / photothek

In den vergangenen drei Wochen hat Deutschland nur in geringem Umfang Waffen und Militärgerät an die Ukraine geliefert. Und zwar ausschließlich Kleinstgerät. Das geht aus Regierungsdokumenten hervor, auf die sich die Welt beruft. Zwischen dem 30. März und dem 21. April erhielten die ukrainischen Streitkräfte demnach aus Deutschland keine weiteren Luft- und Panzerabwehrraketen. Geliefert wurden in dieser Zeit laut Aufstellung: 1000 Ersatzteile für Maschinengewehre, 250.000 Anzündmittel, 100.000 Sprengschnüre, 18 Funkgeräte, 100.000 Handgranaten, 5300 Sprengladungen und 1000 Minen in die Ukraine geliefert wurden. Die letzte Lieferung von Luft- und Panzerabwehrwaffen erhielt Kiew am 25. März. Nach Welt-Informationen handelte es sich um 2000 Raketenprojektile für die Panzerfaust 3 und 1500 Luftabwehrraketen des (sowjetischen) Typs Strela. Insgesamt kamen damit bis dahin rund 900 Panzerfäuste und 3000 dazugehörige Raketenprojektile, 500 Flugabwehrraketen des (amerikanischen) Typs Stinger, 2000 Strela-Raketen, 100 Maschinengewehre mit 16 Millionen Schuss Munition und 1000 Minen in der Ukraine an.

Während andere Nato-Länder wie die USA, Kanada, Großbritannien und die Niederlande der Ukraine kürzlich schwere Waffen, wie Haubitzen und Schützenpanzer, zugesagt haben, vermeidet die Bundesregierung weiter direkte Lieferungen schwerer Waffen. Stattdessen soll nun Slowenien in einem sogenannten Ringtausch alte Panzer sowjetischer Bauart in die Ukraine schicken, um dann modernere deutsche Schützenpanzer zu erhalten.

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Aber auch in den ersten vier Wochen des Krieges vom 24. Februar bis 27. März gehörte Deutschland nicht zu den wichtigsten Unterstützern der Ukraine. Das geht aus einer neuen Datenbank des Kiel Instituts für Weltwirtschaft (IfW) hervor. Der Ukraine Support Tracker erfasst laut IfW „systematisch den Wert der Unterstützung, die Regierungen von 31 westlichen Ländern der Ukraine seit der russischen Invasion am 24. Februar 2022 zugesagt haben. Erfasst sind militärische, finanzielle und humanitäre Hilfen, die öffentlich bekannt sind“. Private Spenden oder solche internationaler Organisationen wie des IWF sind in dieser Version nicht enthalten.

Die USA sind demnach mit umgerechnet 7,6 Mrd. Euro seit Kriegsausbruch bis zum 27. März der größte Unterstützer der Ukraine. Alle EU-Länder zusammen kommen auf 2,9 Mrd. Euro, plus 1,4 Mrd. Euro aus den EU-Institutionen und 2 Mrd. Euro von der Europäischen Investitionsbank. Großbritannien, Kanada und Japan haben zusammen genommen Hilfen im Wert von 1 Mrd. Euro zugesagt. „Es ist beachtlich, dass alleine die USA deutlich mehr gibt als die gesamte EU, in deren unmittelbarer Nachbarschaft der Krieg tobt“, sagt Christoph Trebesch, Forschungsdirektor am IfW Kiel und verantwortlich für den Ukraine Support Tracker.

Im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung ist Estland der größte Unterstützer der Ukraine gefolgt von Polen und Litauen. Die USA sind hier auf dem 6., Deutschland auf dem 12. Rang, wobei hier indirekt über die EU geleistete Hilfen nicht enthalten sind. „Die räumliche Nähe zu Russland oder der Ukraine spielt offensichtlich eine große Rolle für das Engagement einiger osteuropäischer Länder. Aber auch Großbritannien sticht sowohl absolut wie relativ zur Wirtschaftsleistung als Unterstützer der Ukraine hervor“, so Trebesch. Großbritannien und die USA haben auch jüngst die Lieferung von Haubitzen, Schützenpanzern und anderen schweren Waffen angekündigt. Diese sind in der Kieler Statistik noch nicht enthalten.

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