Deutschland habe es »ermöglicht, dass die Ukraine Militärgüter aus industrieller Produktion« kaufen könne. Das behauptete Bundeskanzler Olaf Scholz noch am Dienstagabend auf einer Pressekonferenz. Auf die Frage, ob dies auch den Verkauf schwerer Waffen beinhalte, antwortete Scholz, man sei „zusammen mit der Ukraine eine Industrieliste durchgegangen“ und Deutschland plane, „diese Lieferung zu bezahlen“.
„Leopard“-Panzer, „Puma“- und „Marder“-Schützenpanzer, gepanzerte Truppentransporter wie „Boxer“ und „Fuchs“ stehen neben Mehrfachraketenwerfern und Anti-Schiff-Raketen sowie Panzer-Abwehr-Raketen von Typ „Milan“ und „Spike“ auf jener Liste, mit der die Ukraine ihren dringenden Bedarf aufführt.
Doch diese schweren Waffen strich nach Bild-Angaben das Kanzleramt; übrig bleiben lediglich Fahrzeuge, persönliche Ausrüstung, Sensorik und Aufklärung, Munition, Logistik, Handwaffen sowie „Feldzeug“ für die Ukraine. Im wesentlichen Helme also neben einigen Hightech-Radar-Geräten und ferngesteuerten Waffenstationen zur Montage auf ukrainischen Panzerfahrzeugen. Aufgerüstete Geländewagen, gepanzerte Lkw, gesicherte Busse sowie fast 100 schwere Sattelschlepper vom Typ HX81 zum schnellen Transport von Panzern dürfen nach Scholz ebenfalls noch geliefert werden.
Am 9. April bat das ukrainische Verteidigungsministerium („geschockt“ laut Bild) das Bundesverteidigungsministerium nochmals um Leopard-2-Panzer und Panzerhaubitzen vom Typ „2000“ und am 16. April um Flugabwehrraketen vom Typ „IRIS-T“. Entsprechende Hilfsgesuche liegen Bild vor. Die Bundesregierung antwortete am 19. lediglich, sie habe sich „mit dem Verteidigungsministerium in der Ukraine rückgekoppelt“.
Die Verrenkungen der Bundesregierungen zur Vermeidung der Lieferung schwerer Waffen bestätigt auch, was die Nachrichtenagentur Bloomberg News aus Regierungskreise laut Presseberichten erfahren hat. Demnach sollen ukrainische Soldaten an der in Deutschland hergestellten Panzerhaubitze 2000 zwar womöglich in Deutschland oder Polen ausgebildet werden – aber die Geschütze selbst sollen die Niederlande liefern. Sprecher der Bundesregierung wollten sich auf der Bundespressekonferenz am Mittwoch zu den Plänen nicht äußern.