Die Ankündigung von Elon Musk, den Kurznachrichtendienst Twitter übernehmen zu wollen, hat international für viel Furore gesorgt. Am Donnerstag äußerte sich der PayPal- und Tesla-Gründer erstmals persönlich zu seinen Kaufabsichten. „Dies ist kein Weg, um Geld zu verdienen“, behauptete Musk. „Mein starkes intuitives Gefühl sagt mir, dass eine öffentliche Plattform, die maximales Vertrauen geniesst und eine breite Öffentlichkeit einschliesst, extrem wichtig ist“, sagte Musk auf einer Veranstaltung in Vancouver. Es gehe „um die Zukunft der Zivilisation“ – die wirtschaftlichen Aspekte seien ihm völlig egal. Musk will die freie Meinungsäußerung auf Twitter ausbauen und die Zensur-Praxis des Mediums beenden.
Musk reagierte auf mögliche Pläne der Konzernführung die Übernahme zu behindern. Er postete u.a den Screenshot einer Bewertung von Goldman Sachs aus Februar, in der empfohlen wurde, die Twitter-Aktie bei einem damaligen Kurs von 37 Dollar zu verkaufen, da sie hinter ihren Performance-Prognosen zurückblieb. Musk bietet jetzt – knapp zwei Monate später – immerhin 54,20 Dollar pro Aktie.
„Wenn der aktuelle Twitter-Vorstand Maßnahmen ergreift, die den Interessen der Aktionäre zuwiderlaufen, würden sie ihre treuhänderische Pflicht verletzen“, schrieb Musk auf Twitter. „Die Haftung, die sie dadurch übernehmen würden, wäre titanisch.“
Möglich könnte nun das sein, was man an der Börse ein „Weißer Ritter“-Szenario nennt: Einige Techkonzerne kontaktierten nach Musks Angebot ihre Anwälte, um eigene Übernahmen Twitters zu besprechen, berichtet das Handelsblatt. Ein höheres Gegenangebot könnte gemacht werden, welches das des „Tesla“-Chefs ausstechen könnte.
Ein Deal mit anderen Social-Media-Großkonzernen wie „Meta“ (Facebook) oder „Alphabet“ (Google) könne jedoch Kartellrechts-Schwierigkeiten unter dem amerikanischen Gesetz verursachen. Daher gilt ein solches Szenario als unwahrscheinlich. Mittlerweile ist auch der US-Vermögensverwalter Vanguard eingestiegen und hält aktuell wohl – vor Musk – vermutlich das größte Aktienpaket.
Der saudische Prinz Alwaleed Bin Talal, der mit seiner Kingdom Holding seit vielen Jahren Twitter-Aktien hält, aktuell etwa 4,4%, lehnte das Angebot von Musk bereits sehr öffentlichkeitswirksam ab.
Nachdem der Twitter-Kurs nach Bekanntwerden des Übernahmeangebots Donnerstag um über 10 Prozent in die Höhe stieg, sank der Kurs schnell wieder auf den Status Quo zurück. Größere Neuzukäufe finden an der Börse aktuell wohl also kaum noch statt. Die Zurückhaltung ist wohl auch durch die Angst einiger Aktionäre zu begründen, die fürchten, Musks Übernahmeangebot könnte scheitern – und sein Aktienpaket auf den Markt werfen, was den Kurs wohl abstürzen lassen würde.
Musk äußerte sich zuletzt skeptisch – er habe auch einen „Plan B“, falls die Übernahme nicht gelinge. Das Vermitteln einer solchen Unsicherheit führt sicherlich auch zu weiterem Druck auf die Twitter-Aktie. Ein niedriger Kurs erhöht Musks Übernahmechancen aber wiederum.
Wieviel auf die gegenwärtigen Äußerungen zur Thematik also zu geben ist, ist offen. Verschiedene Parteien versuchen so vermutlich aktuell den Preis in die eine oder andere Richtung zu bewegen. Der Ausgang dieses gigantischen Coups ist weiterhin offen.