Papst Franziskus sollte Carlo Pedersoli heilig sprechen. Pedersoli – auch bekannt als Bud Spencer. Damit würde Franziskus zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Die katholische Kirche endlich mal wieder um einen Sympathieträger bereichern und das Programm an christlichen Feiertagen auf einen Schlag christlicher gestalten. Denn Bud Spencer ist das deutsche TV-Gesicht, wenn wir christliche Gedenktage begehen: „Zwei Himmelhunde auf dem Weg zur Hölle“, „Die rechte und die linke Hand des Teufels“ oder „Eine Faust geht nach Westen“ sind nur drei der Filme, die Kabel Eins an diesem Osterfest dem ehemaligen Olympioniken widmet.
Wobei sich in Pedersolis Filmen durchaus christliche Motive finden: Mal verhindert er das Abschlachten von Wildtieren in der afrikanischen Wildnis. Dann holt er mit einem Sportprogramm neapolitanische Jungverbrecher von der Straße oder kämpft für faire Bananenpreise, damit die Pflüger ein ausreichendes Auskommen haben. Viel christlicher wird es an Ostern nicht im Fernsehen.
Manches darf nicht gezeigt werden: Die „Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft“ (FSK) führt eine Liste mit 700 Streifen, die an „stillen Feiertagen“ wie Karfreitag oder Ostersonntag tabu sind. Dazu gehört Schrott, der besser an gar keinem Tag gezeigt werden dürfte, aber zum festen Programmangebot von ZDF Neo gehört wie etwa „Piratensender Powerplay“. Aber auch anspruchsvolle Komödien wie „Harold and Maude“ oder „Das Leben des Brian“ stehen auf der roten Liste. Weil ihr Humor zu zynisch ist.
Denn Qualität ist nicht das Kriterium der FSK, wenn es darum geht, Filme an Feiertagen zu verbieten. Wäre dem so, hätte zum Beispiel das ZDF ein massives Problem. Die Mainzer quetschen meterweise Schrott ins Programm, um den durchschnittlichen Zuschauern zu helfen, die noch verbliebene Zeit totzuschlagen: Der „Urlaubsflirt“ Lukas drängt die vom Leben gebeutelte Nell dazu, eine Ausbildung zur Gleitschirmlehrerin bei ihm zu absolvieren. Wie das wohl ausgeht? Roman lernt die Tanzlehrerin Jana kennen, die ihn an seine verstorbene Frau erinnert. Ob die beiden sich kriegen? Die Spannung ist unerträglich. Wobei auch die ARD es ihren Zuschauern abnimmt, die Lebenszeit sinnvoll zu füllen: Vergebene Tierärztin verliebt sich… Sorry, beim Abtippen eingeschlafen … also sie verliebt sich in Künstler. Ganz was Neues.
Um der Kritik zu entgehen, zu christlichen Feiertagen kein christliches Programmangebot zu machen, gibt das ZDF Pressemitteilungen heraus, um die entsprechenden Anteile im Programm zu betonen. Doch da geht es eher um Masse statt Klasse. Angebote wie der Evangelische Gottesdienst laufen zu Zeiten, zu denen nur die vom Fernseher sitzen, die auch dann noch bleiben würden, wenn ein Fischglas abgefilmt würde – wobei wir das ZDF da auf keine Idee bringen wollen.
Die prominentere Sendezeit füllen gerade die Öffentlich-Rechtlichen so, wie sie ihr vorwiegend altes Publikum immer bei Laune halten: Meterweise Kitsch wie Traumschiff, Utta Danella oder Rosamunde Pilcher. Krimis in den unterschiedlichsten Formaten. Darunter ein Tatort – fürs Weltbild – mit einem Mord in der rechten Szene, der missbraucht wird, um das Vertrauen in den Staat zu untergraben.
An echten Highlights ist das Osterprogramm folglich arm: RTL startet seine Serie „Der König von Palma“ am Karfreitag; Pro Sieben geht samstags mit „The Masked Singer“ ins Halbfinale; SAT1 zeigt erstmals im freien Fernsehen „Die Eiskönigin 2“ und Pro Sieben bringt am Montag erstmals „Jojo Rabbit“. SAT1 widmet sich montags zwar dem christlichen Thema der Liebe, missbraucht es aber nur für eine weitere Datingshow.
Wobei die FSK-Liste nicht in Stein gemeißelt ist. Auf ihr stand auch schon Billy Wilders Klassiker „Manche mögen’s heiß“, den 3Sat an diesem Ostermontag ausstrahlt. Nicht gezeigt wird von den großen Sendern über die Feiertage die „Don Camillo“-Reihe. Der erste Streifen, in dem der streitbare Pfarrer aus der Po-Ebene auf seinen kommunistischen Widersacher Peppone trifft, wird dieser Tage 70 Jahre alt. Die italienisch-französische Koproduktion führte zu einer Zusammenarbeit von Klerikern und Kommunisten. Orthodoxen Kommunisten und Kirchenleuten war gemein, dass sie sich so menschlich nicht darstellen lassen wollten.
Ein Effekt, den sich auch die Eiferer auf Twitter durch den Kopf gehen lassen sollten. Zugegeben: „Die Passion“ war jetzt kein künstlerischer Meilenstein, dessen Wiederholung man sich Jahr für Jahr für Jahr wünscht. Aber immerhin hat sich RTL an das christliche Thema rangetraut. An Ostern. Beziehungsweise kurz vor Ostern. Auf einem prominenten Sendeplatz. Damit beweist der Kölner Privatsender Mut zur Innovation, der den öffentlich-rechtlichen Programmmachern längst verloren gegangen ist.