Tichys Einblick
Offener Brief in "Emma"

Queer-Beauftragter beschimpft besorgte Mutter als „transfeindlich“ und „homophob“

Die Debatte um die Umoperation von Minderjährigen wird immer harscher. Nachdem Alice Schwarzers Buch zum Thema für Wirbel sorgte, wurde nun in der Zeitschrift Emma ein offener Brief einer Mutter veröffentlicht. Auch dafür hagelt es Beschimpfungen – vom Queer-Beauftragten der Bundesregierung.

IMAGO / epd

Alice Schwarzer musste nach der Veröffentlichung ihres neuen Buchs „Transsexualität – was ist eine Frau? Was ist ein Mann?“ harsche Kritik und Anfeindungen über sich ergehen lassen. Im Internet und in vielen Medien hagelte es üble Beschimpfungen: Alice Schwarzer sei eine TERF (eine Trans-exkludierende radikale Feministin), ihr Buch sei der „pseudowissenschaftliche“ Sammelband einer „selbsternannten Feministin“ und ein „Tante-Emma-Laden voller Vorurteile“ mit „transfeindlicher Propaganda“. Für ihre Sorge um Jugendliche, die Veröffentlichung der Geschichten von Betroffenen und Statements kritischer Ärzte wurde Alice Schwarzer in die rechte Ecke gestellt. Aber es gab auch Zuspruch – so von Stefanie Moers, einer besorgten Mutter. Sie veröffentlichte auf der Website des EMMA-Magazins von Frau Schwarzer einen offenen Brief an den Queer-Beauftragten der Bundesregierung, Sven Lehmann, in dem sie vor der Verwirrung und Verunsicherung Jugendlicher und der Entrechtung von Eltern warnte. Die Reaktion kam prompt und bestimmt: die Mutter sei „queer-“ und „transfeindlich“ und „homophob“. Ihr Text könne auch von „bürgerlichen Faschos“ stammen.

— GreenWatch (@Watch_Greens) April 12, 2022

In dem höflichen, aber bestimmten Brief an Lehmann stellt Stefanie Moers gleich zu Beginn klar, dass Frau Schwarzer Eltern mit ihrem Buch aus der Seele spreche – und ganz sicher nicht „von außen“, wie Herr Lehmann es ihr vorgeworfen hatte. Frau Moers lägen die Themen „Diversität, Toleranz und die Akzeptanz für alle Arten von Anderssein“ ihr Leben lang am Herzen – sie stehe politisch klar links und sei seit vielen Jahren SPD-Mitglied. Aber sie sei auch Mutter einer 18-jährigen Tochter und besorgt über die extreme Verwirrung bezüglich der „sexuellen Neigung“ von Teenagern. Frau Moers schreibt, dass sie überrascht gewesen sei, als ihre Tochter ihr erzählte „mit welcher Leichtigkeit“ sich ihre Mitschüler als pansexuell, bisexuell, homosexuell und als transsexuell bezeichnen. Den Kindern werde auf „Instagram & Co.“ vorgelebt, dass Anderssein „mehr Klicks bringt und Aufmerksamkeit erzeugt“ – dadurch frage sich das durchschnittlich heterosexuelle Kind inzwischen, ob mit ihm alles in Ordnung, ob es „anders“ sei.

Bürgerliche Faschos 

Kinderschutz
Die verhängnisvolle Trans-Mode – Alice Schwarzer rechnet ab
Laut der jungen Mutter bringen die „ganzen LGBTQIA+“ Buchstaben die unsicheren und pubertierenden Kinder durcheinander – wenn sich ein Kuss oder eine sexuelle Berührung nicht schön anfühlt, frage sich ein Mädchen nicht mehr, ob es vielleicht mit dem falschen geknutscht hat, es sorge sich ernsthaft, ob es asexuell sei. Stefanie Moers beschreibt, dass mit der „Informationsüberflutung“ unfassbar viel Unsicherheit erzeugt wird, „die einer pubertierenden Entwicklung zuwiderläuft“ – „Diese Kinder finden sich nicht, sie verlieren sich“. Deshalb sei es „bei allen Plänen, die so tief in die persönliche und psychische Entwicklung des Kindes eingreifen“ unerlässlich, die Eltern niemals außen vor zu lassen. Immerhin würden die meisten Eltern ihre Kinder lieben, kennen sie besser als jeder Lehrer oder Therapeut – „Eltern sind nicht das Problem, sie sind immer noch in 90 Prozent aller Fälle die Lösung“.

Doch genau das sieht Sven Lehmann offenbar anders. Er warf Stefanie Moers „elterliches Machtgehabe“ und „Adultismus“ vor. Ohne auch nur auf eine einzige Sorge der Mutter Bezug zu nehmen, verurteilte er sie pauschal zu Queer- und Transfeindlichkeit sowie Homophobie. Er reagierte nicht auf ihre Bitte, als Queer-Beauftragter nicht zuzulassen, „dass schon 14-Jährige in ihrer völlig unsicheren Lebenssituation, die noch dazu medial fehlgeleitet werden“, tiefgreifende Entscheidungen ohne die Eltern treffen können. Auch nicht nur die, wie Alice Schwarzer schreibt, „extrem kleine Gruppe“ der Trans-Menschen im Blick zu haben, sondern „auch an die psychische und körperliche Gesundheit der durchschnittlichen Mehrheit“ zu denken und sich dafür einzusetzen. Stattdessen sagt er, dass der Text „auch von evangelikalen Christ*innen und bürgerlichen Faschos stammen“ könnte.

Überraschend ist das aber leider nicht. Sven Lehmann fährt nur den Kurs, den die Ampel-Regierung in ihrem Koalitionsvertrag vorgegeben hat. Sie hat darin sehr deutlich gemacht, dass sie unsere Gesellschaft umbauen und das traditionelle Familienbild abschaffen will. Dafür wollen sie u. a. das Konstrukt von „soziale Eltern“ einführen und „rechtliche Eltern“, also die echten, immer mehr entrechten – sei es mit den Kinderrechten im Grundgesetz oder dem Selbstbestimmungsgesetz, dass 14-Jährigen erlaubt, ihr Geschlecht gegen den Willen ihrer Eltern amtlich und künftig vielleicht auch operativ ändern zu lassen. Das Leid jener, die von all diesen angeblichen Freiheits- und Selbstbestimmungs-Maßnahmen betroffen sind – von Kindern und Jugendlichen, die nicht selten schwere psychische Probleme haben – interessiert dabei keinen. Von der Sendung mit der Maus bis in den Grundschulunterricht wird das „alternative“ Familienbild und der Identitätswechsel als Heilsbringer umworben. Kritische Stimmen, wie die von Stefanie Moers, Alice Schwarzer und den Betroffenen jungen Frauen, die ihre Transition zutiefst bereut haben, denen Schwarzer in ihrem Buch eine Stimme gibt, werden diffamiert und Schweigen geheißen.


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