Donald Trump war präsent, fit und locker. Er tigerte durch den kaukasischen Kreidekreis, der auf dem Teppich aufgemalt war und der gleichsam den Ring darstellte, innerhalb dessen die beiden Präsidentschaftskandidaten ihren neunzigminütigen Infight vollführten. Hillary Clinton war blass, wenig enthusiasmierend und prinzipiell ideenlos. Sie schien sich an einen mutmaßlichen Rat ihrer Ärzte zu halten und sich, möglichst lässig getarnt, immer wieder Entlastung ihres Barhockers zu suchen, um sich nicht zu überanstrengen.
Der Punkt in Sachen Sympathiewerbung ging eindeutig an Trump, dem es gelang aus seinen Kabinenprahlereien bezüglich seiner Männlichkeit und seinen Frauengeschichten, die ihn nach dem Wunsch der Demokraten und einiger Republikaner endgültig killen sollten, beinahe eine männliche Tugend zu machen.
Clinton führte, ziemlich überlagert, deutlich vor, dass sie einen Obama-Abklatsch fortzuführen gedenkt, obwohl auch sie weiß, dass Obamas, auch von ihr mitverantwortete, Weltpolitik den Globus auf einen katastrophalen Orbit katapultiert hat. Die relative Stabilität der wenig attraktiven politischen Verhältnisse im Maghreb, im Nahen und Mittleren Osten, die jahrzehntelang dem latenten Islamismus widerstehen konnten und die die weit überwiegende Mehrzahl der Menschen nolens volens goutierte, hat der außenpolitische Tölpel Obama mit seiner primitiven Demokratie-Mission zerstört. Stichwort arabischer Frühling, iranischer Frühling. Obama und damit auch Clinton als seine Außenministerin sind damit mitverantwortlich für den Völker- und Massenmord und das Volksleid, die in der Region seither entstanden sind.
Clinton hatte etwas Abgeschlafftes trotz ihrer aufgedrehten und diesmal Gott sei Dank nicht überdrehten Selbstdarstellung. Trump, der von den Weltmedien nun wirklich nicht geliebt wird, schafft es in überraschender Weise davon zu profitieren, dass ihn das Medienestablishment, das Hollywoodestablishment und die Politeliten des Landes bekämpfen und hassen, wie sonst nur der Teufel das Weihwasser hasst.
Trump war erstaunlich gut drauf
Trump zeigte eine gewisse Distanz zu sich selber. Er steht im Ring, weil er gewinnen will, aber für ihn scheint der Sieg nicht alles und eine Niederlage nicht das Ende des Lebens zu sein. Clinton erweckt dagegen den Eindruck, als sei diese Kandidatur und der erhoffte Sieg alles und man hat den Eindruck, dass sie sonst nichts hat. Sie ist zäh, selten sympathisch und wahrscheinlich nie authentisch, sondern immer irgendwie Maske, wohl und „gut vorbereitet“, wie es heißt. (Worauf ist sie eigentlich angesichts des hohlen Geredes vorbereitet?)
Trump war in dieser Debatte Trump und er fand in erstaunlicher Weise zu sich selbst und seinem Wahlkampfstil.
Auch diese zweite Kandidatendebatte hat, was die Sachpolitik anbelangt, nichts, aber auch wirklich nichts gebracht. Selbst die drängendsten politischen Fragen wurden bestenfalls sehr wirr als Thema angerissen. Man könnte ja mal über Energie, über die Gesundheitsreform, über Einwanderung, Terrorismus, sogar über Krieg in Syrien und vor allem über die Wirtschaft, die das alles bezahlen soll, reden und das war es dann substanziell auch schon. Die Sexnummern von Trump und Bill Clinton, die Hillary wohl tatsächlich in Echtzeit vertuschen half, nahmen viel zu viel Raum ein, aber auch der Raum wurde auf sehr dürftigem Niveau mit ein paar gegenseitigen Angreifereien ausgefüllt.
Das, was Trump qualifiziert, ist die enorme Kraft und Ruhe, mit der er allein dem wütenden Hass der etablierten Medienfuzzies und dem Geschrei des Establishments widersteht. So einen Präsidenten, der nach einem ganzen Wochenende hochgradig verlogener Sexentrüstung über ein 11 Jahre altes peinlichen Video, normal (und nicht angeschlagen) auftaucht, wollen viele Wähler im Weißen Haus sehen.
Hillary Clinton wirkt wie eine Marionette
Hillary Clinton wirkt ein bisschen wie eine Marionette des politischen Establishments in Washington. Die Demokraten haben sich keinen Gefallen getan, als sie Clinton für die Präsidentschaftswahl 2016 ins Rennen gebracht haben. Ob sich die Republikaner mit Trump einen Gefallen getan haben, ist schwer zu sagen, aber Trump hat ihnen keine Wahl gelassen. Er hat sich in einem Jahr von Null auf 100 an vielen guten Leuten der Grand Old Party vorbei wie eine kleine Naturgewalt durchgesetzt. Anders als Clinton hatte er keine Buddys in seiner Partei.
Ein Punkt, der weltweit von den Medienleuten, dies sich mit dem Thema befassen, nicht hinreichend gesehen, ergo auch nicht hinreichend bewertet wird, muss festgehalten werden. Milliardäre sind in den USA nicht per se verdächtig. Trump hat diesen Punkt versucht wiederholt ins Spiel zu bringen, nämlich, dass er etwas aufgebaut hat, aber er hat sich nicht hinreichend genug verständlich machen können. Aber er lässt ja auch mehr seine Person wirken als seine Argumente. Immerhin: Sein Lebenswerk zeigt, dass er über mehr Kontinuität und Zielstrebigkeit verfügt als viele andere, nämlich in seinem Beruf und im Aufbau seiner Unternehmen. Und tolle und erfolgreiche Kinder soll er laut Hillary haben!
Zur Strategie Clintons gehört es, Trump als bösen Kapitalisten darzustellen und das, obwohl sie und die gesamte demokratische Partei, die als links-sozial, wie man Europa sagen würde, auftritt, voll in den Fängen von Supermilliardären gefangen sind. Haben die Oberspekulanten Soros und Buffett, die sich auch noch als Politweise gerieren, ihr sagenhaftes Vermögen mit kapitalistischen Methoden verdient oder dadurch, dass sie ihren Vertragspartnern, gar aus altruistischen Motiven stets mehr gegeben haben, als sie von diesen bekamen?
Mit linkem Gequatsche oberreich zu werden, das ist seit dem Ende des zweiten Weltkrieges im Westen die intelligenteste „Tugend“, um aus nichts ein Vermögen zu machen. Da sagen sich viele Wähler intuitiv: Dann kann man ja das Original wählen, nämlich den Kapitalisten Trump, der Peanuts zusammengerafft hat im Vergleich zu den Obergeld-Mogulen in Gestalt der Buffetts und co. Insofern wäre Clinton, die vom demokratischen Supergeld abhängt, sozusagen „nur“ der „Hehler“, nämlich eine mittelbare Kapitalistin, die in ihrer jahrzehntelangen Tätigkeit im öffentlichen Dienst ein erstaunliches Privatvermögen zusammengerafft hat, während Trump der kapitalistische „Stehler“ original selber wäre. Zu Recht werden allerdings im realen Leben Hehler und Stehler exakt gleich bestraft und auch im politischen Leben kann nichts Anderes gelten.
Wer Milliarden macht, kann dies nur mit kapitalistischen Methoden tun, sonst bleibt er Tellerwäscher
Solange das Vermögen unter Einhaltung der geltenden Gesetze zusammengetragen wird, leistet der Kapitalist den höchsten gemeinnützigen Dienst. Ohne Kapitalisten hatten die Leute in allen kommunistischen und sozialistischen Staaten der letzten 150 Jahre nichts zu „fressen“ und das, obwohl gerade diese sozialistischen Staaten als ständige Propagandaformel lautstark sagten, dass die ausgebeuteten Arbeiter nichts zu fressen hätten.
An der Stelle ist Clinton, die viel zu sehr in den Anti-Trump-Modus, in ein sinnloses Trump-Bashing der politisch korrekten Selbstdarsteller im öffentlichen Raum gefallen ist, regelrecht einer politischen Schizophrenie anheimgefallen. Trump mag ja sehr schlimm sein, aber wer ihn zum Schlimmsten auf der nach oben offenen Skala des Bösen machen will, hat nicht alle Tassen im Schrank. Und schlimmer noch, er hat ein Realitätsproblem.
Trump hat ein aus den eingefahrenen und alt überkommenen Denkstrukturen der Mainstreamer herausfallendes Verhalten und eine so andere Art sich darzustellen, dass man mit einem gewissen Amüsement beobachten kann, wie die Mainstreamer sich an ihren eigenen Befindlichkeiten und den daraus entstehenden Erwartungshaltungen abarbeiten. Trump sprengt den Rahmen, aber er bringt auch frischen Wind in den abgestandenen Mief des Mainstreams. Jemand wie Trump ist in den engen und verklemmten Vorstellungswelten des Mainstreams nicht vorgesehen.
Moraline Sauertöpfe wie Robert de Niro, der auf seine alten Tage offenbar auch noch mal Weltpolitik machen will und Trump am liebsten eins in die Fresse hauen möchte und Trump als „Schwein“ und als „Hund“ bezeichnet, reißen dem politisch korrekten Mainstream seine Maske vom hässlichen Gesicht.
Klar, man wünscht sich auf dem Thron im Weißen Haus den idealen Präsidenten und von dem ist Trump gewiss weit entfernt. Wer allerdings Clinton als die Lösung der sich massiv vermehrenden und sich ausbreitenden Menschheitsprobleme betrachtet, muss politisch schon ziemlich blind sein. Clinton ist integraler Bestandteil der Politmaschinerie, welche die Probleme, vor denen die meisten Menschen die Augen noch erfolgreich verschließen, verursacht hat.
Clinton ist in ihrem politischen Milieu alt geworden, sehr alt. Älter als sie an Jahren zählt. Trump ist so etwas wie ein noch unbekannter Joker mit dem Potenzial für einige Überraschungen. Auch wenn das entscheidende Vorzeichen noch nicht feststeht, gibt es auch Argumente für Trump.
Die verbreitete Meinung im öffentlichen Raum, Trump würde Clinton permanent angreifen, scheint ziemlich gesteuert zu sein. Man kann ja immer sehen, was man sehen will und bestätigt sehen, was man will und schon vorher alles wissen. Aber die aggressivere Angreiferin auf der persönlichen Ebene, einfach ad personam, ist zweifelsfrei Clinton. Es ist eben so, dass wenn Clinton Trump angreift, viele Rezipienten ihr Mütchen gekühlt sehen. Trump-Bashing ist eben „in“. Das allerdings ist kein Qualifikationsmerkmal zu Gunsten Clintons.
Clinton hat in dieser zweiten TV-Runde ganz unfreiwillig die Hüllen fallen lassen und sich als politisch verbrauchte Vertreterin des Problemerzeuger-Establishments gezeigt. Die Völkerwanderungen haben die Obamas und Clintons unkontrolliert in Gang gesetzt. Diese weltweiten Entwicklungen stehen nicht am Ende, sie laufen nicht einfach weiter, sondern sie wachsen dynamisch exponentiell. Ob es einem passt oder nicht, der Kampf der Kulturen ist da. Und auf diese, auch auf ihrem Mist gewachsene Problemlage, reagiert Clinton mit einem bloßen „Weiter so“. Wenn das die Antwort der Demokraten auf die Weltlage ist, dann haben sie keine Antwort.
Die UNO ist eine Versagerorganisation. Sie muss nicht reformiert, sondern durch einen neuen Bund der Völker ersetzt werden. Eigentum und Gewinn sind ungleich verteilt, die Lebenschancen der Menschen sind ungleich verteilt. Die Schere zwischen arm und reich schließt sich nicht, sie geht auseinander und da wirkt das überkommene politische Establishment a la Clinton, Merkel, Hollande sowohl fachlich, sachlich als auch in Sachen der viel beschworenen Moral voll daneben.
Eine „Menschheitsgefahr“ ist Trump sicherlich nicht
Eine Menschheitsgefahr, zu der Trump stündlich aus tausenden Mäulern hochgejubelt bzw. niedergeschrien wird, ist Trump sicherlich nicht. Wer wie Trump ein ererbtes Vermögen in seinem Leben vermehrt hat, hat damit prima facie bewiesen, dass er relativ konstant per Saldo vernünftig zu handeln gewöhnt ist. Ein vielleicht gewöhnungsbedürftiges lautes und vielleicht auch eruptives Auftreten mag, wenn es denn alles so ist, wie seine Hasser es ihm unterstellen, manchmal unglücklich rüberkommen. Die Menschheitsgefahr, die die Mainstreamer weltweit und auch in Deutschland vom kleinsten Journalistlein bis zur gesamten politischen „Elite“ in Trump sehen, ist der Immobilienmogul deshalb mit Sicherheit nicht.
Dumm kann der Mensch ruhig sein, er muss nur die richtigen Entscheidungen treffen und die trifft Trump, was sein eigenes Vermögen anbelangt, mit Hilfe seiner Berater per Saldo nicht so schlecht. Für die politische Stärke der USA ist nachhaltig vor allem die wirtschaftliche Stärke entscheidend. In Sachen Wirtschaft hat Clinton in beiden Fernsehduellen nichts Verwertbares abgeliefert. Trump punktet damit, dass er selber die Erfahrung, wie er selber Geld verdient hat, mitbringt.
Da er in der öffentlichen Debatte nicht der Argumentationsstärkste ist, kann er diesen Vorteil auch nur teilweise rüberbringen. Trotz allem Amerika-First-Gerede, kann auch eine republikanische Administration mit einem Präsidenten Trump den sich immer weiter globalisierenden Welthandel nicht bremsen, wenn sie es denn überhaupt wollte.
Das Rennen auf das Weiße Haus ist mit dem zweiten Fernsehduell etwas offener geworden. Der Gesamtsieger war sicher der „Trumpeffekt“ und Clinton hat den Zweckoptimismus der Demoskopen und der Unker auf ihrer Seite. Der Ausgang der Präsidentschaftswahlen bleibt offen.