Es war das große erste Prestigeprojekt von Karl Lauterbach: die Impfstoff-Inventur. Wie wir heute wissen: Der von ihm medial breit gespielte, angebliche Impfstoffmangel, lag in Wahrheit gar nicht vor. Dennoch bestellte der neue Gesundheitsminister 70 Millionen weitere Booster-Impfstoffdosen – und das, obwohl er öffentlich angekündigt hatte, lediglich 35 Millionen bestellen zu wollen. Es war der für die Steuerzahler vielleicht teuerste simple Rechenfehler seit Langem (TE berichtete). Für das erste Quartal 2022 stand somit sage und schreibe Impfstoff für 128 Millionen Booster-Impfungen in Deutschland zur Verfügung – für wohlgemerkt 83 Millionen Einwohner.
Im ersten Quartal haben nun aber tatsächlich nur 16 Millionen Booster-Impfungen stattgefunden. Die Impfstofflager dürften nach Lauterbachs Hamsterkäufen demnach übervoll sein. Nach einer Anfrage des CSU-Abgeordneten Sepp Müller, über die Tagesspiegel Background berichtet, weiß der Bund nicht, wie viele Impfstoffe bereits vernichtet worden sind. Sie dürften allerdings alle spätestens im Spätsommer dieses Jahres verfallen. Eine Nachfrage nach rund 100 Millionen Booster-Dosen ist in Deutschland aber bei Weitem nicht zu erkennen, die allgemeine Impfpflicht würde auch erst nach dem Verfall des Impfstoffs gelten.
Lauterbachs Show-Effekt im letzten Winter hat ihm viele Sympathien als „Macher“ eingebracht – die Frage nach den Kosten für den Steuerzahler bleibt offen. Insgesamt hat Deutschland für die nächsten Jahre sagenhafte 554 Millionen Impfdosen bestellt. Allein im letzten Winter machte Finanzminister Christian Lindner nur für die Zusatzbestellungen 2,2 Milliarden Euro Bundesmittel locker. Geld, das offenbar völlig sinnlos ausgegeben wurde. Jetzt soll der Fehler durch eine fragwürdige vierte Impfung – mit einem nicht an neue Varianten angepassten Impfstoff – korrigiert werden.