Illner war mal wieder im Sonderformat, und es ging um die Ukraine. Tja, so schnell dreht sich die Welt weiter. Von heute auf morgen ist Corona kaum noch interessant, Karl Lauterbach wurde aus den Talkshow-Studios vertrieben, das ZDF hat keinerlei Verwendung mehr für ihn. Vielen macht diese Entwicklung Angst, sie vermuten dahinter Ablenkung von der Impfpflicht.
Ich muss ehrlich gesagt sagen, dass ich das eher entspannt sehe. Auch die Coronapanik-Bubble wird von ihrem Kampf gegen Corona abgelenkt, Putin nimmt sie als Feindbild voll und ganz ein. Die doch eher glimpflich verlaufende Covid-Erkrankung ist auch nix im Vergleich zum drohenden Atomkrieg, der natürlich durch den „fossilen Krieg“ verursacht wurde. Und das Corona-Panikensemble ist jetzt einfach viel zu sehr damit beschäftigt, alle Beweise zu vernichten, die zeigten, dass grün, rot und schwarz die maximal falsche Russland-Politik betrieben haben.
Man habe ja aus 2015 gelernt, dass man doch schon überprüfen sollte, wer über die deutschen Grenzen kommt, stellt sie als allgemeinen Konsens fest. 2015 hätte sie sich das nicht getraut, bis vor Kurzem auch noch nicht. Auch eine spannende Frage, die sie Merz stellt: „Könnte dieser grottenschlechte Zustand der Bundeswehr auch damit zu tun haben, dass es 16 Jahre Verteidigungsminister aus der CDU/CSU gab?“ Und als es um den Beitritt der Ukraine in die Nato geht, stellt sie noch einmal ausdrücklich fest, dass es ja Angela Merkel war, die den seinerzeit blockiert habe. Sie windet sich und windet sich, doch es läuft alles auf eine Erkenntnis hinaus: Merkel hat es verbockt. Das merkt man jetzt, wo die Russen kommen, auch im ZDF.
Das Schlagwort der grünen Transformatoren ist nun auf „Energiesouveränität“ zusammengeschrumpft
Besonders gespalten ist die SPD. Sie muss gerade viel Schröder-Kritik einstecken, wird dabei massig in klarer Laberpositionierung behindert, weil sie die ganze Zeit den Altkanzler babysitten müssen. So ist auch die erste Frage von Illner an Herrn Klingbeil, immerhin neuer SPD-Chef, was er denn von Schröders geheimer Reise zu Putin halte. Diese Reise ist nämlich so geheim, dass alle genau wissen, wo er sich mit wem, wann und weshalb trifft. Ob man denn von Schröders Bitte an Putin nach Frieden irgendetwas erwarten kann, wo er doch für ihn arbeite.
An der Antwort von Klingbeil ist eigentlich nichts Besonderes. Bis einem auffällt, dass sie genau die gleiche Struktur hat, wie die Antworten aller anderen SPDler, die zu diesem Thema befragt wurden. Erst wird noch mal ausdrücklich und überschwänglich betont, dass man von diesem Besuch ja ganz und gar nichts wusste und dass das auch ganz und gar nicht von der SPD organisiert oder angeordnet wurde. Dann die diplomatische Einlenkung, dass man aber alle Versuche zur Friedensschaffung begrüße und ihm viel Glück wünsche. Da kommt einem dann doch der Gedanke, dass die SPD da etwas mit zu tun hatte, worauf ich vorher gar nicht gekommen wäre. Ich kann mir jedenfalls bildlich vorstellen, wie gestern früh alle SPD-Funktionäre zu diesem Statement gebrieft wurden.
Friedrich Merz war auch da, inhaltlich wär’s ja alles ok, wenn er sich nicht dauernd durch sein Wichtiggetue als größter Stratege des Jahrhunderts so aufbauschen und die Fehler seiner eigenen Partei ausblenden würde.
Wie gesagt, es ist unterhaltsam zuzusehen, wie sie nun alle eine große Entscheidung treffen müssen: Rette ich meinen Kopf oder meine Ideologie? Die meisten entscheiden sich dann doch für ihren Kopf, wodurch Katja Kipping (Die Linke), Berliner Senatorin für Integration, Arbeit und Soziales, ehemalige Parteivorsitzende, auch von ukrainischen Flüchtlingen schwärmt, die alle sofort arbeiten wollen, oder Ukrainern, die ihr Land verteidigen. Ganz anders als gewisse andere Flüchtlinge, die nicht arbeiten wollen, und denen man erstmal das mit dem Müll und solchen Sachen erklären musste. Von einer Energiewende redet sie auch nicht mehr so stolz wie früher.
Das Schlagwort der grünen Transformatoren ist in der Runde auf „Energiesouveränität“ geschrumpft.
Es muss schon ein 93-Jähriger sein, der die Linken zurückholt und daran erinnert, dass sie eigentlich auf der anderen Seite standen. Klaus von Dohnanyi liefert alles: Nato-Kritik und grenzenlosen Glauben an Diplomatie, wie man es kennt. Die Zukunft liege nicht in Abschreckung, sondern Ausgleich, meint er, und es dauert nicht lang, da ist er bei Willy Brandt angelangt.
Er beschämt die Runde ein wenig, weil die Linken im Raum wissen, dass sie im Prinzip bis gestern noch genau die gleichen Pazifismus-Sprüche rausgehauen haben und erst seit heute morgen Teil der Nato-Kampfverbände sind, die sie zuvor doch mitsamt der Bundeswehr halb und halb abschaffen wollten. Aber die Akten wurden offenbar rechtzeitig geschreddert.