In der Ukraine geht der Krieg unvermindert weiter. Ein Ende ist nicht in Sicht. Wieder talkt „Hart aber Fair“ dem Ukraine-Konflikt hinterher. Wie der russische Präsident Wladimir Putin gestoppt werden kann, war am Montagabend die Frage von Frank Plasberg. Eine Lösung könnten nach Meinung der Gäste weitere diplomatische Gespräche sein. Doch das ist zahnlos: Denen verweigert sich Putin nämlich – zumindest gegenwärtig.
Woran liegt das? Brigadegeneral a.D. Erich Vad wirft in der Sendung auch der Nato mangelnde Gesprächsbereitschaft vor. Der ehemalige militärische Berater Angela Merkels kritisiert den Westen. Er liefert auch einen realistischen Blick auf die diplomatische Lage: Gespräche führen könnte nur Washington. Brüssel stehe weitestgehend blank und zahnlos da: Putin respektiere nur militärische Stärke, die EU-Europa nicht habe. „Putin reagiert auf Militärmacht. Die haben die Amerikaner. Wir in Europa sind Habenichtse. Wir haben Putin nichts entgegenzusetzen als folgenlose Rhetorik.“
Schayani trifft auf Flüchtlinge aus der Ukraine
Politikwissenschaftler Christian Hacke nennt den „grimmigen Selbstbehauptungswillen“ der Ukrainer „heldenhaft“. Dass in Deutschland die Menschen in einem Belagerungsfall ähnlich reagieren würden, hält er für ausgeschlossen. „Bei uns herrscht ein struktureller Pazifismus,“ zitiert er treffend den Historiker Sönke Neitzel. Die deutsche Diplomatie habe den Fehler gemacht, sich zu wenig für eine neutrale Ukraine einzusetzen, ist sich Hacke sicher. „Wir sind nicht ganz unschuldig, wir haben einiges provoziert bei Putin“. Der Westen provoziere eine Reaktion des Diktators und zeige gleichzeitig Schwäche. Unterm Strich stellt er fest: „Es geht hier nicht um gut und böse, sondern darum: Wie kommen wir hier raus?“
Diese Sicht teilt der Grünen-Vorsitzende Omid Nouripour nicht. Der Außenpolitiker gerät direkt mit Hacke aneinander, schüttelt den Kopf, widerspricht. Putin ginge es nicht um die Ukraine alleine. Würde er nicht gestoppt werden, könnte er auch andere Länder überfallen. „Es ist wichtig, die Ukrainer zu unterstützen, weil sie für die Demokratie kämpfen“, sagt er. Allerdings werde es ein militärisches Eingreifen der Nato im Moment nicht geben. „Eine direkte Konfrontation zwischen der Nato und Russland ist eine Rutschbahn in den dritten Weltkrieg.“
Forderungen nach einer Flugverbotszone, wie sie die Journalistin und ehemalige DLF-Moskaukorrespondentin Gesine Dornblüth aufgestellt hatte, watscht der Offizier fast arrogant ab. „Das kann man doch nicht mit Russland machen. Das bedeutet doch ganz klar Krieg“. Dornblüth erwiderte, sie habe nur die Frage in den Raum geworfen: „Wir wollen keinen Krieg, aber wir haben doch schon Krieg“, sagte sie.
Denn die Realität des Krieges fernab von deutschen Redaktionsstuben ist brutal: Das zeigt auch die ARD-Reporterin Isabel Schayani, die in Polen über die Flüchtlingsströme berichtet. Sie war unter anderem bereits in Migrantenlagern in Moria. Doch das jetzt, diese Flüchtlinge, das ist etwas anderes, merkt auch sie. „Die Kinder sind im Schock“, berichtete sie. „Sie merken, dass ihre Eltern ihnen keine Sicherheit mehr geben können.“ Sie wirkt durch ihre Begegnungen mit den Geflüchteten vor Ort völlig benommen. „Ich begreife das nicht“, sagte sie immer und immer wieder.