In Kanada nehmen die Proteste gegen die Corona-Maßnahmen zu. Auslöser ist eine Impfpflicht für Lastwagenfahrer. Die kanadische Regierung unter Ministerpräsident Justin Trudeau verlangt seit dem 15. Januar eine zweiwöchige Quarantänepflicht für die Truckfahrer, die ungeimpft aus den USA nach Kanada kommen. Seitdem sammeln sich immer mehr Lastwagenfahrer und schließen sich zu „Freiheitskonvois“ zusammen, um demonstrativ ein Zeichen gegen die kanadische Politik zu setzen.
Die Aktion besitzt keine Unterstützung vonseiten der großen Lastwagengesellschaften oder Lastwagenfahrervereinigungen. Die „Canadian Trucking Alliance“ erklärte, dass 85 Prozent der Lastwagenfahrer, die regelmäßig die Grenze zur USA kreuzten, geimpft seien und die neuen Protokolle akzeptierten. „Sie manipulieren Trucker“, sagte Benoit Therrien, der eine Trucking-Hilfsgruppe namens Truck Stop Quebec leitet. „Niemand aus der LKW-Branche führt diese Demonstration an.“
Trudeau: Eine kleine Randminderheit mit inakzeptablen Ansichten
Im Internet kursierende Videos zeigen nicht nur LKWs, die sich in allen Teilen des Landes versammeln und Richtung Hauptstadt fahren, sondern auch Unterstützer am Straßenrand, die Fahnen schwenken, den Truckern zuwinken und ein Ende der Corona-Maßnahmen fordern.
Premierminister Trudeau verurteilte die Proteste. „Die kleine Randminderheit von Menschen, die auf dem Weg nach Ottawa sind und inakzeptable Ansichten vertreten, repräsentiert nicht die Ansichten der Kanadier“, sagte er in einer Videoansprache. Der beste Weg, die Freiheiten, Rechte und Werte Kanadas zu gewährleisten, beruhe auf Vertrauen in die Wissenschaft und gegenseitigen Schutz.
Tamara Lich, eine Organisatorin des LKW-Konvois, sagte in einem Facebook-Video, dass einige extreme Stimmen in der Bewegung nicht die Position der Demonstranten widerspiegelten. „Wie Sie wissen, sind wir auf dem Weg nach Ottawa, um friedlich zu protestieren. Ich möchte nur darauf hinweisen, dass niemand in diesem Konvoi zu Gewalt aufstacheln oder Drohungen aussprechen wird. Dafür sind wir nicht hier“, sagte sie.
Elon Musk sympathisiert mit Truck-Protest in Kanada
Medien werfen konservativen Politikern mittlerweile vor, sie instrumentalisierten die Proteste gegen die Corona-Politik Trudeaus. Tatsächlich hat die harte Corona-Politik des Landes zahlreiche Kritiker auf den Plan gerufen, darunter auch den prominenten Psychologen und Buchautor Jordan B. Peterson. Industrieverbände fordern bereits länger, die Impfpflicht zu lockern, in einigen Supermärkten drohten wegen zusammenbrechender Lieferketten leere Regale.
Trudeau entgegnete, die Konservativen schürten unbegründete Ängste. Das Transportministerium bestätigte zudem, dass die Trucker-Demonstrationen keinen spürbaren Effekt auf die Grenzübergänge zwischen Kanada und den USA hätten. Linke Medien kritisierten dabei nicht nur eine mögliche Unterwanderung der Trucker-Szene durch extreme rechte Elemente oder Impfgegner, sondern auch eine Rückkehr populistischer Elemente, wie sie aus der Trump-Ära bekannt seien.
Dagegen twitterte Multimilliardär und „Tesla“-Chef Elon Musk eine offensichtliche Solidaritätsbotschaft für die kanadischen Trucker. Musk war bereits in der Vergangenheit mit Äußerungen aufgefallen, die ein Ende der Corona-Regeln begrüßten. Musks Mutter Maye Haldeman ist gebürtige Kanadierin.