Selten so geirrt. Nicht Außenministerin Baerbock ist die Katastrophe vom Dienst, sondern die Lichtgestalt Habeck. Von jeher sind Politiker zu fürchten, die Geschichte schreiben wollen. Was Habeck Transformation nennt, ist Umsturz. Nur, dass keiner merken soll, was er im Schilde führt.
I.
Annalena Baerbock hat in Mode investiert. Oder gibt es neuerdings auch Kleiderzulage? Auch gut. Ich will heute nicht alles kritisieren. Frau Baerbock ist in meinen Augen die beste Außenministerin, die Deutschland je hatte. Und nicht nur, weil sie sich nett anzieht. Der Ministerin neue Kleider sind nur ein sichtbarer Beweis ihrer Entwicklungsfähigkeit. Sie belegt zurzeit einen Intensivkurs in Weltgewandtheit inklusive Völkerrecht, der von wahrem Bildungshunger zeugt. Ihr Talent beim Ordnen von Kranzschleifen ist unübersehbar. Gut, ihr Kollege Sergej Victorovic Lavrov hat ihr noch einiges voraus. Er spricht nicht nur fließend Englisch, sondern auch Französisch, Singhalesisch und Dhivehi, die Sprache der Malediven, aber man kann nicht alles auf einmal haben. Das mit den Malediven kriegt sie noch hin.
Alles in allem hat sie auf dem Terrain der Diplomatie weniger Fehler gemacht als im selben Zeitraum etwa der amerikanische Präsident. Wer hätte das gedacht! Nun könnte man beklagen, ausgerechnet in einer außenpolitischen Krise größter Dimension leistet sich Deutschland eine Außenministerin ohne die geringste Erfahrung. Aber das ist nicht die Schuld der ehemaligen Kanzlerkandidatin. Wir müssen ihr dankbar sein, dass sie nicht auch noch Kanzlerin geworden ist. Das hat sie nämlich ganz allein hingekriegt. Und ihr größtes Verdienst ist wahrscheinlich, dass nicht Robert Habeck Kanzler geworden ist.
II.
Dieser Habeck hat noch nicht einmal mitbekommen, dass er Wirtschaftsminister eines großen Industrielands geworden ist. Bisher bewährt er sich nur als Wirtschaftsvernichter. Er ist ein freier Radikaler im öffentlichen Dienst. Niemand fängt ihn ein, schon gar nicht der Mann mit der Richtlinienlizenz. Habeck ist eine Energiekrise auf zwei Beinen. Während Annalena Baerbock selbst im Frisieren ihrer schmalen Vita menschliche Züge zeigt, gibt sich Robert Habeck als Platon der Berliner Republik. Mit wohlgesetzten Sprüchen verschleiert er den autoritären Knochen. Will nicht einfach nur Schaden von diesem Land wenden und das Wohl seiner Bürger mehren, sondern es belehren und ertüchtigen und höheren Zwecken unterwerfen. Dem Klima der Welt soll dieses Volk sich unter seiner moralischen Knute unterwerfen.
Mit einem Wort, dieser sich sanft und vernünftig gebende Mann ist größenwahnsinnig. In diesem Sinne besteht nicht bloß energiepolitisch Verdunkelungsgefahr. Der Mann selbst ist eine Verdunkelungsgefahr für dieses Land. Er versetzt es in einen Kriegszustand – letztlich gegen sich selbst. Kein Zufall, dass er sich als Asket gibt – Müsli mit Wasser, kein Scheiß. Es ist Methode. Ein Rattenfänger gibt den Moses, der sein Volk durch die Wüste des Verzichts führt und ihnen selbst gemachte Gesetzestafeln um die Ohren schlägt. Annalena würde sich notfalls auch mit einem Goldenen Kalb vergnügen.
III.
In Habecks wahnhaftem Küstenschädel pfeift über ganz Deutschland eine steife Brise, angefacht von nichts als seiner Verbohrtheit. Wo er zuhause ist, wo keine Landschaft den Horizont formt, wo nichts ist als plattes Nichts, mag seine Phantasmagorie gequirlter Luft zumindest psychologisch erklärbar sein. Aber zu verlangen, die Höhenzüge und Wälder der Mittelgebirge und des Voralpenlandes, wo es ohnehin wenig windet, der Windindustrie zu überlassen und ihren Charakter zu zerstören, ist ein Verbrechen. Habeck tut wie ein Papst, der das Dogma der Unfehlbarkeit zu Vernunft erklärt. Es ist zu hoffen, dass ihn Markus Söder in seinem ganz eigenen Größenwahn schon aus Selbsterhaltungstrieb durchschaut. Vielleicht umarmt er künftig Bäume nur noch, um sie vor dem Abholzen durch die Windsbraut aus dem Norden zu schützen. Aber sicher ist es nicht.