Tichys Einblick
Corona-Ursprung:

Wissenschaftler hielten Labortheorie für wahrscheinlich – und verschwiegen es

Neu veröffentlichte E-Mails zeigen, dass sich führende Wissenschaftler bereits früh über die Laborhypothese zum Ursprung des Corona-Virus austauschten. Christian Drosten wurde darüber informiert – und verunglimpfte solche Theorien in der Öffentlichkeit.

IMAGO / Jürgen Heinrich

Neue E-Mails, die die Republikaner im Regierungsaufsichtsausschuss des US-Repräsentantenhauses aufgedeckt haben, zeigen, dass führende US-Wissenschaftler bereits zu Beginn der Pandemie im Februar an einen Ursprung des Coronavirus aus dem Wuhaner Institut für Virologie glaubten. Vor allem der bekannte Immunologe Anthony Fauci steht dafür nun in der Kritik.

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In den nun veröffentlichten Notizen zu einer Telefonkonferenz vom 1. Februar 2020 heißt es etwa, ein Wissenschaftler erklärte zum Covid-19-Ursprung: „Ich kann mir wirklich kein plausibles natürliches Szenario vorstellen […] Ich kann mir einfach nicht vorstellen, wie das in der Natur zustande kommt.“  Einem anderen falle es „schwer, dies als ein Ereignis außerhalb des Labors zu erklären (obwohl es in der Natur mögliche Wege gibt, aber sehr unwahrscheinlich).“

Das ist umso bemerkenswerter, als die Labortheorie dann dennoch später von vielen zur Verschwörungstheorie erklärt wurde, die unglaubwürdig sei – auch hierzulande. Christian Drosten etwa erklärte die Theorie im Mai 2020 in einem Podcast-Interview für „Unsinn“. Er sagte damals: „Was ich höre, auch von scheinbaren Fachleuten, das entbehrt einfach jeder Grundlage.“ Deren Wissensstand ginge „nicht über eine oberflächliche Kenntnis von Studentenlehrbuchwissen hinaus“, meinte er. „Und mit dieser Wissensbasis posaunt man dann Videos in die Öffentlichkeit und stärkt den wirklich gefährlichen Verschwörungstheoretikern, die auch zum Teil politische Agenden haben, den Rücken. Das ist unverantwortlich.“

Das Pikante ist nun aber: Die veröffentlichten Unterlagen lassen den Schluss zu, dass Drosten bei jener Telefonkonferenz vom 1. Februar 2020 anwesend war, als andere Wissenschaftler über einen möglichen Laborursprung sprachen. In E-Mails zur Telefonkonferenz taucht er als Adressat auf, und in einer E-Mail wird explizit Bezug genommen auf Argumente, die von „Christian Drosten mit mehr Nachdruck als nötig vorgetragen werden“. Er müsste also Monate vor jenem Interview schon gewusst haben, dass die Labortheorie von angesehenen Wissenschaftlern vertreten wurde und nicht nur von Leuten mit einer „Kenntnis von Studentenlehrbuchwissen“.

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Die intern diskutierte Laborthese wurde aber der Öffentlichkeit vorenthalten. Das zeigen die E-Mails der amerikanischen und britischen Wissenschaftler. Denn man befürchtete, dass „die Stimmen der Verschwörung schnell dominieren und der Wissenschaft und der internationalen Harmonie großen Schaden zufügen“ werden, wie es in einer E-Mail hieß. Ein anderer schrieb: „Eine weitere Debatte über solche Vorwürfe würde jedoch Spitzenforscher unnötig von ihrer aktiven Aufgabe ablenken und der Wissenschaft im Allgemeinen und der Wissenschaft in China im Besonderen unnötig schaden.“

Stattdessen sollte es eine WHO-Untersuchung geben, die den Virus-Ursprung klärt. Die gab es auch und schloss ganz im Sinne des chinesischen Regimes einen Laborunfall aus – zumindest bis die WHO ein Jahr später eingestehen musste, dass diese Feststellung zu voreilig geschehen sei und man die Labortheorie nicht ernstgenommen hatte (TE berichtete).

Eine zweite Untersuchung sollte dann auch das Labor selbst inspizieren und nicht nur den Aussagen chinesischen Offizieller Glauben schenken, so wie es beim ersten Besuch der Fall war. Dagegen wehrte sich Peking vehement. Seitdem gibt es immer mehr Indizien dafür, dass ein Laborleck wahrscheinlicher als ein natürlicher Ursprung ist.

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