Tichys Einblick
Corona-Update 10. Januar 2022

Omikron und saisonale Grippe im Vergleich: Es ist vorbei

Die verzweifelten Impfpflicht-Manöver der Regierung können über die neue Situation nicht ewig hinwegtäuschen: Omikron bietet keine Grundlage mehr für freiheitseinschränkende Maßnahmen.

IMAGO / Bihlmayerfotografie

Angenommen, Omikron wäre nicht die fünfte „besorgniserregende“ Variante jenes politisch-medial aufgeladenen Sars-CoV-2-Virus, sondern würde als neue Krankheit das ungelockdownte Deutschland aus dem Jahr 2019 erreichen. Würden wir über eine Impfpflicht nachdenken, wie unsere Regierung es aktuell tut? Würde es das Virus überhaupt auf irgendeine Titelseite schaffen? Blendet man die ewigen Schreckensszenarien aus, würde wenig von der alles überschattenden Pandemie übrig bleiben.

Corona-Update 3. Januar 2021
Die internationale Omikron-Wende: Das Ende der Pandemie wird greifbar
Wissenschaftler der Universität Toronto haben über 30.000 Omikron-Fälle untersucht und mit Delta-Fällen verglichen. Das Ergebnis: Ungeachtet der Impfung ist das Risiko, auf der Intensivstation behandelt werden zu müssen, bei Omikron um bis zu 80 Prozent niedriger.

Eine Studie der Washington University hat die Omikron-Variante mit der Delta-Variante bei Mäusen und Hamstern verglichen. Das Ergebnis: Die Virus-Konzentration in der Lunge lag bei der Omikron-Variante mindestens um das Zehnfache niedriger als bei den Vorgänger-Varianten. 
Die Fachzeitung Nature zitiert die kalifornische Virologin Melanie Ott mit der Vermutung, dass Omikron nur eine „sehr lokale Infektion in den oberen Atemwegen“ bringen würde. Das sorgt für wesentlich mildere Verläufe und typische, grippeähnliche Erkältungssymptome.

Ein Blick in Länder, in denen die Omikron-Welle schon voll da ist, gibt Entwarnung: Großbritannien oder Dänemark etwa; hier scheint der Höhepunkt der Welle schon nah, die Fallzahlen sinken aktuell wieder leicht. Die aktuell gemeldete Corona-Fallsterblichkeit* (7-Tage-Mittel der Corona-Toten heute, geteilt durch 7-Tage-Mittel der Neuinfektionen vor zwei Wochen) ist in Großbritannien nun auf 0,14 Prozent gesunken, in Dänemark auf 0,1 Prozent, in Frankreich liegt sie bei 0,2 Prozent. Da nicht flächendeckend zwischen tatsächlichen Erkrankten und lediglich PCR-positiven unterschieden wird, weichen die gemeldeten Zahlen von der tatsächlichen Fallsterblichkeit ab – der Vergleich der Daten unter einander ist dennoch möglich.

Zum Vergleich: Während der Delta-Welle lag die gemeldete Fallsterblichkeit in Deutschland noch bei 0,7 Prozent, während der Winterwelle im letzten Jahr bei über 2 Prozent. Bei steigenden Fallzahlen ist zudem eine deutliche Untererfassung der Infektionen zu erwarten.

Die Fallsterblichkeit bei der saisonalen Grippe liegt dagegen zwischen 0,1 und 0,2 Prozent. Bei der jetzigen Omikron-Welle mag es auch eine Rolle spielen, dass auch infizierte Geimpfte durch die Impfung einen harmloseren Verlauf haben können. An der Gefährlichkeit der Lage jetzt ändert das allerdings wenig – unter anderem die oben genannten Studie zeigen zudem eindeutig, dass Omikron an sich deutlich harmloser ist.

Nehmen wir nun an, dass die Omikron-Welle im Vereinigten Königreich jetzt tatsächlich ihren Höhepunkt erreicht hat. Dann würde diese Welle insgesamt bis zu 5 Millionen Infizierte im Land bringen. Nach der gegenwärtigen Fallsterblichkeit würde das zu insgesamt 7000 Toten führen. Rechnet man nach dem gleichen Prinzip für Dänemark, käme man auf 1000 Omikron-Tote in dieser Welle (Dänemark hat im Vergleich zur Bevölkerung deutlich höhere Fallzahlen).

Auf die deutsche Bevölkerung umgerechnet wären das 8700 bzw. knapp 14.000 Tote, die man von einer Omikron-Welle zu erwarten hätte. Zum Vergleich: Die Delta-Welle brachte in diesem Winter in Deutschland insgesamt knapp 20.000 Tote.

Weniger Tote als bei einer Grippewelle

Aber was bedeuten diese Zahlen? Der Vergleich mit Influenza-Wellen in den letzten Jahren ist verpönt. Dennoch wäre er angebracht.

Einschränkend muss man dazu sagen: Während Corona-Tote vom Robert-Koch-Institut (RKI) ja tatsächlich gezählt werden, sind die Zahlen, die das RKI zu den Grippe-Todeszahlen veröffentlicht, lediglich Schätzungen auf Basis der saisonalen Übersterblichkeit. Allerdings ist die Übersterblichkeit eine sehr harte Größe, die die Zahlen eher nach unten verschiebt: Während Corona gab es in Deutschland lange Zeit etwa überhaupt keine Übersterblichkeit. Die tatsächlichen Grippe-Todeszahlen dürften also höher sein als die vorliegenden Werte. Das Robert-Koch-Institut nennt seine Grippe-Todeszahlen selbst „konservative Schätzwerte“.

Die Grippesaison 2009/2020 brachte demnach 18.800 Tote, 2012/2013 waren es 20.700, in der Saison 2014/2015 immerhin 21.300 Tote, 2016/2017 22.900 und 2017/2018 insgesamt 25.100 Grippe-Todesfälle. Schon die gemeldeten Todeszahlen der Delta-Welle waren niedriger als viele dieser Werte.

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Die Omikron-Welle dürfte also deutlich harmloser verlaufen als mehrere Grippe-Wellen allein in den 2010er Jahren. Das ist im Übrigen keine Verharmlosung: Die Grippe stellte das Gesundheitssystem auch vor Probleme, damals wurde das medial nur weniger beleuchtet. Schon 2019 kam ein Text im Ärzteblatt etwa zu dem Schluss: „Eine Umfrage unter Intensivpflegenden zeigt nun, dass sich die Situation in den nächsten Jahren weiter zuspitzen wird. Um den Status der intensivmedizinischen Versorgung zu halten, sind grundlegende Änderungen notwendig.“ Der Normalbetrieb sei in Spitzenzeiten wie der Grippewelle 2017/2018 „häufig nicht mehr aufrechtzuerhalten“.

Unabhängig davon, wie man auf diese Probleme reagieren will, steht fest: Der Ausnahmezustand muss spätestens mit Omikron enden, denn die medizinische Lage ist schlichtweg keine Ausnahme mehr. Wir hätten dann genauso eine Impfpflicht gegen all die Grippe-Wellen der letzten Jahre verhängen müssen und würden auch in Zukunft saisonale Lockdowns und Zwangsimpfungen vornehmen müssen.

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