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Professor Panik

Karl Lauterbach: Der Panik-Verbreiter als Gesundheitsminister

Im März dieses Jahres forderten Ärzte Karl Lauterbach in einem offenen Brief auf, seine Rolle als »Arzt« von seiner politischen Arbeit zu trennen. Er nehme in Kauf, dass die Bevölkerung glaube, seine Äußerungen gründeten auf seiner ärztlichen Kompetenz.

IMAGO / photothek

Es gibt fast nichts, wovor er nicht schon warnte. Er warnte vor: Fett, Zucker, Salz, vor dem Grillen, natürlich vor Fleisch, vor Feinstaub – nur nicht vor der Injektion mit den neuen mRNA-Impfstoffen. Die sollen jetzt alle bekommen, wenn es nach ihm geht, nach Karl Lauterbach. Ihm, der sich als Arzt bezeichnet, doch nie belegt hat, dass er als Arzt qualifiziert ist.

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Dennoch hat ihn Olaf Scholz als Gesundheitsminister benannt. Aus seiner Sicht keine schlechte Wahl, kann er doch in Lauterbachs gewohnt großspurigem Windschatten ungestörter wirken. »Jetzt kommt die große IMPF-INVENTUR«, dröhnt er bei Bild. Lauterbach lege zusammen mit dem Corona-General los, heißt es da, einem richtigen General der Bundeswehr. Die bekommt an ihrer eigentlichen Front zwar nichts mehr auf die Reihe, dafür heißt es jetzt »Rührt euch!«, und Divisionen rücken zur letzten Schlacht gegen die neue Covid-Variante Omikron aus.

Er ist auf allen Kanälen präsent. Im Corona-Jahr 2020 war Lauterbach zusammen mit Peter Altmaier der meistgeladene Gast in den großen Talkshows bei ARD/ZDF. Im Jahr 2021 dürfte er die Anzahl noch einmal locker geschlagen haben.  Regelmäßiger sitzt Lauterbach nur noch bei Markus Lanz.

Er ist so präsent, dass im März dieses Jahres 37 Ärzte aus dem Bundesgebiet Lauterbach in einem offenen Brief aufforderten, seine Rolle als »Arzt« von seiner politischen Arbeit zu trennen. Er nehme in Kauf, dass die Bevölkerung glaube, seine Äußerungen gründeten auf seiner ärztlichen Kompetenz, so die tatsächlichen Ärzte.

Denn das tut sie mitnichten. Lauterbach ist kein Arzt. Das »Praktische Jahr« im Studium beendete seine Karriere als Medizinstudent. Er verweist gern auf sein Zusatzstudium an der Harvard School of Public Health. Das hat er 1995 mit einer Doktorarbeit abgeschlossen.

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Was weiß Lauterbach?
Der Heidelberger niedergelassene Arzt Dr. Gunter Frank hatte sich auch einmal angeschaut, auf welchen Leistungen die wissenschaftliche Autorität Lauterbachs beruht. Ihm fiel auf, dass seine Harvard-Arbeit jahrelang unter Verschluss war: »Die Einzigen, die auf deutschem Boden diese Arbeit einsehen konnten, waren die Mitglieder der Berufungskommission der Universität Köln. Sie beriefen Lauterbach 1998, ohne dass er dazu die üblichen Qualifikationen besaß, wie etwa eine Habilitation (die auf einer bestimmten Anzahl eigener wissenschaftlicher Publikationen fußt), zum Professor und übertrugen ihm die Leitung des neugegründeten Instituts für Gesundheitsökonomie. Begründet wurde diese ungewöhnliche Berufung vorbei an Qualifizierten mit der angeblich herausragenden wissenschaftlichen Qualität dieser Harvard-Arbeit, die einer Habilitationsschrift gleichkäme. Sehr eigenartig, denn damals, vier Jahre vor dem neuen Hochschulrahmengesetz von 2002, war die Habilitation die essenzielle Voraussetzung für die Vergabe eines Professorentitels an einer deutschen Universität.«

Lauterbach war damals Direktor des Instituts für Gesundheitsökonomie an der Universität zu Köln, kein Mediziner. Er führte im Auftrag der Pharmaindustrie Medikamentenstudien durch, kassierte allein im Jahr 2000 über 800.000 € an sogenannten Drittmitteln von der Pharmaindustrie.

Ein besonders unrühmliches Kapitel ist seine Mitarbeit an einer Studie über Lipobay, ein Medikament, das Hersteller Bayer zum Fettsenken entwickelt hatte. Schon früh gab es Hinweise darauf, dass Lipobay gefährlich werden kann und dass Menschen sterben werden, wenn das Medikament auf den Markt kommt. Lauterbach nahm sie als angeblicher Fachberater genauso wenig wahr wie Bayer. Es mussten erst in Amerika mindestens 31 Menschen sterben, bevor das Medikament 2001 zurückgezogen wurde; eine Milliarde US-Dollar musste Bayer an 3.000 Geschädigte bezahlen. Damals, als der Spiegel noch kritisch war, titulierte man Lauterbach als »Der Einflüsterer«, der »mit allen Tricks seine Vorstellungen durchsetzen« wolle.

Ulla Schmidt, ehemals Gesundheitsministerin, verkündete 2004, dass mindestens ein Drittel aller Röntgenuntersuchungen überflüssig seien. Sie verwies dazu auf Studien von Karl Lauterbach. Auf den Sturm der Entrüstung der Ärzteschaft hin musste sich Lauterbach schließlich für wissenschaftliches Fehlverhalten vor der Senatskommission der Kölner Universität verantworten.

Immer wieder ein beliebtes Thema: Vitamine sollen hochdosiert werden, das helfe zur Verhütung von Krebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Das muss in den Warnungen immer dabei sein. Vor allem in Ländern, in denen sich Hersteller dieser Vitamine massieren, kommen diese Rufe immer mit schöner Regelmäßigkeit hoch. Dort sind die empfohlenen Mengen von zum Beispiel Vitamin C auch immer besonders hoch, als ob der Bedarf des Menschen von seinem Pass abhinge.

Kein Problem für einen wie Lauterbach, unkritisch und unseriös in dasselbe Horn zu stoßen: »Auf der Grundlage der Studien, die bislang vorliegen, schätzen Epidemiologen, dass ungefähr 25 Prozent der Infarkte sich vermeiden ließen durch diese Präparate. So könnte man von Einsparungen in der Größenordnung von ungefähr neun Milliarden D-Mark pro Jahr ausgehen.« Herausgestellt hat sich, dass hoch dosierte Vitamine keine positive Wirkung entfalten, sondern sogar risikoreich sein können.

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Lauterbach entwickelte als Vorsitzender eine Leitlinie zur Gewichtsreduktion und trug wesentlich zur Zulassung bei. Diese offizielle Leitlinie, an die sich Ärzte halten sollen, empfiehlt Reductil mit dem Wirkstoff Sibutramin, ein sogenannter Appetitzügler. Ein gefährliches Medikament. In Verbindung mit diesem Medikament kam es zu mindestens 49 Todesfällen. Kein großes Problem für Lauterbach. Der empfahl dieses Medikament zur Zulassung, weil eine Gewichtsabnahme zu geringerem Bluthochdruck führt.

Dr. Gunter Frank fragte Lauterbach in einer TV-Sendung vor laufender Kamera: »Dann frage ich mich als niedergelassener Arzt: Kann ich diesen Leitlinien trauen?«
Der ertappte Lauterbach stotterte in der Sendung, er war es nicht. Allerdings steht deutlich seine Unterschrift unter dem Dokument »Adipositas Leitlinie, eine Evidenz-basierte Leitlinie zur Behandlung der Adipositas in Deutschland« der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf aus dem Jahre 1998: »Prof. Dr. med. Dr. sc. Karl Lauterbach«. Frank in der Sendung: »Dort steht wörtlich drin: ‚Dieses Medikament wird zur Zulassung empfohlen‘«

Er hielt Lauterbach deutlich vor, dass die Entwicklung dieser Leitlinien von der Firma Knoll finanziert und personell unterstützt wurden. Überflüssig zu sagen, dass Knoll Sibutramin herstellte. 12 Jahre hat es schließlich gedauert, bis es endlich vom Markt genommen wurde, weil Menschen gestorben sind. Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie also besser nicht Dr. Lauterbach. Es könnte tödlich enden. Der hat das kritische Medikament genauso empfohlen, wie er jetzt die mRNA-»Impfstoffe« empfiehlt und sogar zwangsverordnen will.

Die zurückhaltende Ständige Impfkommission STIKO, die im Sommer noch mit einer Impfempfehlung für Kinder und Jugendliche zögerte, weil ihr nicht genügend Daten vorlagen, zeiht er im August als Außenseiter. »Wir haben mittlerweile viel Erfahrung«, behauptet Lauterbach.

Die unter erheblichen politischen Druck gesetzte STIKO empfiehlt mittlerweile eine »Impfung« gegen COVID-19 Kindern von 5 bis 11 Jahren mit Vorerkrankung. Derzeit bestehe für Kinder ohne Vorerkrankungen in dieser Altersgruppe nur ein geringes Risiko für eine schwere COVID-19-Erkrankung, Hospitalisierung und Intensivbehandlung. Das Risiko seltener Nebenwirkungen der Impfung könne, so die STIKO Anfang Dezember, auf Grund der eingeschränkten Datenlage derzeit nicht eingeschätzt werden. Daher spricht die STIKO für 5- bis 11-jährige Kinder ohne Vorerkrankungen derzeit keine generelle Impfempfehlung aus. Lauterbach will jetzt der STIKO Dampf machen. Sie könne schneller sein, dafür werde er sorgen, tönt er wiederum. Also im Zweifel ein paar getreue Parteisoldaten hinsetzen, die die eher vorsichtigen Experten überrennen.

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Wenn jetzt Krankenhäuser keine Intensivbetten mehr frei haben sollten, ist das auch ein Ergebnis Lauterbach’schen Wirkens. Er hatte kräftig mitgewirkt, als Rot-Grün 2004 die Krankenhausfinanzierung auf den Kopf gestellt hatte. Krankenhäuser werden seitdem nicht mehr nach Tagen bezahlt, in denen Kranke in den Betten liegen, sondern es wurde ein Fallpauschalensystem eingeführt. Fallpauschalen gab es zwar schon vorher, sie galten allerdings nur für bestimmte Bereiche. Folge: Patienten werden schneller nach Hause geschickt – »blutige Entlassungen«, wie Kritiker lästern. Krankenhäuser bekommen nicht mehr Geld, dass sie Kranke länger liegen lassen. Vernachlässigt wurde der Bereich der Pflege, jetzt gibt es nicht mehr genügend Personal. Damit sollten die ausufernden Kosten gedämmt werden.

Das ist gründlich misslungen. Gewachsen sind seitdem vor allem Bürokratie und Aufwand für Dokumentationen, unter dem Ärzte stöhnen. Die Krankenhausbetten werden schon seit Jahren weniger. Vor allem in Zeiten einer kritischen Pandemie sollte erwartet werden, dass Krankenhäuser gestärkt werden. Die einfachste Schlussfolgerung wäre: Ausbau der Intensivmedizin. Doch das Gegenteil geschieht: Weitere 5.000 Betten wurden im vergangenen Jahr abgebaut, es ist nicht genug Geld für die notwendigen Pflegekräfte vorhanden. Sogar Krankenhäuser werden geschlossen. Wie das in Zeiten, in denen sie benötigt werden?

Einem Mann mit dubioser Vergangenheit sollen die Bürger jetzt ihr Vertrauen schenken. »Ich halte es für bedenklich, was in seinem Kopf vorgeht«, das sagt Dr. Angela Spelsberg. Spelsberg ist im Gegensatz zu Lauterbach tatsächlich Ärztin und Epidemiologin – und sie war dessen Ehefrau, kennt ihn also näher.

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Lauterbach – eine mehr als hinterfragenswerte Personalie, und nicht zuletzt ein Problem der Medien. Die brauchen jeden Tag immer schneller immer knackigere Schlagzeilen. Lauterbach liefert gerne. Völlig egal, was. Den einen Tag dies, den anderen Tag das – und sei es auch das komplette Gegenteil. Vorteil: So kann auch die unkritische Moderatorin ohne jedes Augenmerk auf dessen mehr als zahlreichen widersprüchliche Aussagen sagen: Lauterbach liegt richtig.

Und: Was, wenn die mitunter gefährlichen Folgen jener »Impfung« deutlicher werden? Die sind nicht immer so harmlos, wie sie die Medien darstellen. Langzeiterfahrungen kann es schon gleich gar nicht geben. Selbst eine intensive kritische Diskussion fehlt, die erst eine wissensbasierte Gesellschaft ausmacht. Doch anderslautende Erkenntnisse sollen mit brutaler Gewalt unterdrückt werden. Nur pensionierte Pathologen können es noch wagen, Licht in das Dunkel zu bringen. Gruselig genug, was sie in ihrer Pathologen-Konferenz an Befunden veröffentlichen. Mehr darüber demnächst hier bei TE.

Derweil warnt Lauterbach weiter, macht eine Impfpflicht zu einem Machtkampf und gleichzeitig zu einem Spiel mit dem Leben. Der Panik-Profiteur stampft auf den Boden: »Es ist absolut indiskutabel, dass wir einen Abstrich an unsere Gesetzeskompetenz machen, wenn wir unter Druck der Straße sind. Das sind Menschen, die diese Achtung nicht verdienen, definitiv nicht.«

Lauterbach vergisst, dass zu einer Gesetzgebungskompetenz Lauterkeit gehört. Er missbraucht das Vertrauen.

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