Tichys Einblick
"Masked Christmas"

Corona-Kult: Der Impf-Weihnachtssong ist da!

Die US-Stars Jimmy Fallon, Ariana Grande und Megan Thee Stallion haben einen Impf-Booster-Song rausgebracht. Wir hören es an jeder Ecke: "Wir stehen in der Booster-Schlange". Dabei könnte das Lied zur Verbreitung des Virus beitragen!

Screenshot YouTube: JimmyFallonVEVO

Jedes Jahr bringen so ziemlich alle Stars neue Weihnachtsalben raus. Mariah Carey zum Beispiel zwingt sich alle Jahre wieder in ein viel zu enges Kostüm, um die 10975ste Version von „All I want for Christmas“ rauszuhauen, weil sie noch immer nicht einsehen kann, dass Botox ihr nicht die Schönheit zurückbringen wird, die sie mit 20 hatte. Die meisten anderen Sängerinnen träumen davon, was sie alle mit dem Weihnachtsmann anstellen würden, wenn er denn mal kommen würde – wobei ich mich immer frage, ob die von einer jüngeren attraktiveren Version wissen, von der ich nichts weiß.

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Neuerdings gibt es nun auch progressive Pendants zu den alten Klassikern – zum Beispiel Lieder über die Verführung von Mrs. Clause statt ihrem Mann oder die feministische Version von Santa Baby, in der die Sängerin sich keine Diamanten und anderes Materielles wünscht, da sie ja ihr eigenes Geld verdient. Das einzige, was sie sich wünscht, sind gleiche Rechte für Frauen. Die Version wurde von Miley Cyrus (ja die, die damals nackt auf einer Abrissbirne geritten ist) bei der Late Late Show von Jimmy Fallon aufgeführt. Der gleiche Jimmy Fallon hat nun selbst ein neues Weihnachtslied rausgebracht, zusammen mit Ariana Grande und Megan Thee Stallion. Als ich das Lied zum ersten Mal zufällig hörte, hätte ich vor lauter Autotune beinahe nicht mitbekommen, worum es darin geht – wobei der Titel “It was a… (masked Christmas)”, also zu deutsch “Es waren… (maskierte Weihnachten)”, und der Nussknacker mit Maske schon ein Hinweis hätten sein können.

Doch auch wer auf den sperrigen Titel nicht achtet und an Masken schon zu gewöhnt ist, merkt das Thema dann spätestens, wenn die Sängerin Megan Thee Stallion ins Bild hüpft – in sexy Krankenschwesterkostüm mit Spritzen als Fingernägeln – und Jimmy Fallon mit Ariana Grande in einer Schlange stehen, mit dem Schild “Booster”. Die Krankenschwester rappt davon, dass sie jetzt, wo sie den Booster hat, zu Weihnachten jeden küssen wird, der nicht bei drei auf dem Baum ist, derweil singen Fallon und Grande von den geretteten Weihnachten: Letzte Weihnachten musste man noch Mund und Nase bedecken und musste zu Weihnachten zu Hause bleiben, doch jetzt ist Weihnachten wie immer – der Booster macht’s möglich.

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Das ganze Lied ist komödiantisch aufgemacht, aber durchaus ernst gemeint. Jimmy Fallon ist bekannt geworden bei Saturday Night Live (SNL), der wohl berühmtesten Late-Night-Show in Amerika, bei der Sketches und Szenen aufgeführt werden. Während Fallon bei SNL noch dafür bekannt war, bei jedem Auftritt aus der Rolle zu fallen, weil er sein Lachen nicht unter Kontrolle hatte, ist er jetzt als Gastgeber von seiner eigenen Late Night Show von NBC dafür bekannt, künstlich über alles zu lachen, was nicht lustig ist, aber so schlecht aufgesetzt, dass alle Beteiligten sich sichtlich unwohl fühlen. Ich bezweifle jedenfalls, dass Ironie so seine Stärke wäre.

Nun will ich mich nicht künstlich über ein Lied aufregen, nur weil mir das Thema nicht gefällt. Wenn es in den Läden gespielt wird, werden es eh die wenigsten Corona-Skeptiker mitbekommen, weil denen der Zutritt in die meisten Läden ja gar nicht erlaubt ist. Allerdings ist doch etwas an der Botschaft des Songs, was ich für problematisch halte. Denn es wird ja suggeriert, dass Weihnachten jetzt durch Pfizer und Co. gerettet ist und man knutschen und kuscheln kann, wie man will. Doch dass die Impfung ja gerade so oft geboostert werden muss, weil sie keine sonderlich starke Wirkung hat und eigentlich gar nicht vor Ansteckung schützt, wird dabei unter den Tisch fallen gelassen. Nein, natürlich verlange ich von einem Comedy-Lied nicht, Statistiken und Beipackzettel zu zitieren. Ich glaube nur, dass die drei Impf-Enthusiasten sich etwas zu früh gefreut haben.

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