Tichys Einblick
Sieg oder Niederlage?

Markus Söder regt Debatte über Impfpflicht für Fußballprofis an

Der Appell von Markus Söder an ungeimpfte Fußballprofis, die 2G-Regel und die »Impfung« zu befolgen, kam in der Fußballerwelt nicht gut an. Deren Kapital ist ihr Körper. Die bisherigen Beispiele auf dem Feld zusammengebrochener Spieler dürften Warnung genug sein.

Sergio Agüero während des Spiels zwischen dem FC Barcelona und Deportivo Alavés im Camp Nou Stadion am 30. Oktober 2021

IMAGO / NurPhoto

Besonders spektakulär: Stürmerstar Sergio Agüero vom FC Barcelona war Ende Oktober in der 40. Minute des Erstligaspiels des FC Barcelona im heimischen Camp Nou gegen Deportivo Alavés plötzlich zusammengebrochen. Der Profi, der erst im Sommer von Manchester City nach Barcelona wechselte, fasste sich an die Brust und rang mit angstverzerrtem Blick nach Luft. Er kam sofort ins Krankenhaus.

Bisher hatte es geheißen, er werde wegen der nötigen Therapie mindestens drei Monate ausfallen. Doch jetzt haben Ärzte dem 33 Jahre alten Argentinier offenbar mitgeteilt, dass die bei ihm festgestellten Herzrhythmusstörungen bösartig seien. Die nach den bisherigen Untersuchungen festgestellten Gesundheitsprobleme seien mit Profifußball unvereinbar, hieß es. In der kommenden Woche soll sein Karriereende verkündet werden.

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Auch bei Barças Frauenteam gibt es einen ähnlichen Fall. Bei der norwegischen Nationalspielerin Caroline Graham Hansen handele es sich laut »Catalunya Ràdio« um gutartige Herzrhythmusstörungen. Zu den bekannteren Fällen gehört ebenso der Däne Christian Eriksen, der bei der Europameisterschaft plötzlich mit einem Herzstillstand zusammenbrach. Vor Wechseln lassen Vereine, die für ihre neuen Spieler viele Millionen auf den Tisch legen, die Spieler auf Herz und Nieren untersuchen wie Rennstallbesitzer wertvolle Rennpferde, die den Besitzer wechseln. Man darf also davon ausgehen, dass auch Agüero bis zur letzten Muskelfaser durchforstet wurde, obwohl er ablösefrei wechselte.

Immer deutlicher wird: Impfen und kicken kann zusammen tödlich sein. Die Fußballer, deren Kapital ihr Körper ist, wissen selbst am besten, was zu tun und vor allem zu lassen ist. Das wissen auch die Vereine und ihre Mannschaftsärzte. Entsprechend zurückhaltend werden sie agieren. Dennoch forderte jetzt der bayerische Ministerpräsident Markus Söder die sogenannte 2G-Regel und die »Impfung« auch für Fußballspieler. »Jeder Spieler, der sich nicht bereit erklärt, dort an der Stelle diesen Weg zu gehen, wird am Ende seinem Verein keinen großen Gefallen tun und dem großen Sport ebenso«, meinte Söder.

Doch ein Kimmich und seine Fußballerkollegen sind besser im Bilde, was für ihre Gesundheit gut ist als ein Markus Söder. Kimmich hat immerhin ein Einser-Abitur in Baden-Württemberg hingelegt, als dieser Schulabschluss durch Grün-schwarz im Bildungsniveau noch nicht so herabgesunken war, dass DNA und RNA zu Fremdworten geworden sind. Er kennt vermutlich sehr gut die Gefahren eines nicht ausgetesteten neuen Mittels.

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Wie können die Fußballer einem Markus Söder folgen, der sein wichtigstes Kapital verschleudert hat, nämlich Glaubwürdigkeit, dem auch der Bayerische Verfassungsgerichtshof ein zweifelhaftes Rechtsverständnis attestiert, obwohl er einen Amtseid abgelegt hatte. Wer so unglaubwürdig geworden ist, dem vertraut niemand, vor allem nicht in Fragen der Gesundheit. Wie können sie weiter einer Pharmaindustrie glauben, die nicht einmal die Verantwortung für die Sicherheit ihrer Produkte übernimmt, sondern sie dem einzelnen Anwender überlässt?

Endlich sagt mit Steffen Baumgart, dem Trainer vom 1. FC Köln, auch ein führender Vereinsmann deutlich: »Das Thema mit den Fußballern ist immer das Lieblingsthema für alle, das interessiert dann am Ende mehr als die Politik selbst.« Er glaube, dass »wir ganz andere Baustellen haben«. Baumgart fügt hinzu: »Wir haben in der Bundesliga eine Impfquote von 90 Prozent, wenn wir das in der Gesellschaft hätten, dann wären wir durch.« Es liege doch nicht an den Fußballern, so Baumgart. »Und wenn wir einzelne Spieler nehmen, die Probleme damit haben, ist das immer noch ein geringer Teil … Jetzt reden wir darüber, dass die Politik zu spät reagiert hat. Da ist die Frage, ob man vorher nicht im eigenen Stall aufräumen sollte, und nicht darüber nachdenken, was die Fußballer alles machen könnten.« Die Welt und insbesondere Deutschland lebe „jetzt mit der Krankheit seit zwei Jahren, da stelle ich mir die Frage, wo sind die Intensivbetten, wo sind die Pflegekräfte? Wir haben genug Baustellen, wo wir ansetzen können, aber es sind nicht die Fußballer«.

Vielleicht entpuppt sich die Schlacht um die C-Frage (geimpft oder nicht geimpft?) als die entscheidende Schlacht um Sieg oder Niederlage. Das wäre eine heimtückische Wirkung des Virus‘. Denn eine wichtige Rolle spielt bekanntlich das Nervenkostüm, das im Zweifel über Sieg oder Niederlage entscheidet. Den Gegner mit Impfgeschichten zu verwirren, hat möglicherweise beim FC Bayern München gewirkt, als er gegen das drittklassige Augsburg spektakulär verlor.

Oder hat den Verein die heftige Kritik an den Millionen aus Katar ins Schwanken gebracht, die die Fluglinie des umstrittenen Golfstaates als Sponsor an den Verein überweist?

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