Tichys Einblick
Klimapolitik: Der BDI voll auf Linie

Berechnungen der Industrie ergeben 860 Milliarden Euro Mehrausgaben für Klimaziele 2030

Berechnungen des BDI und der Boston Consulting Group ergeben 860 Milliarden Euro Mehrausgaben für die Umsetzung bereits beschlossener Klimamaßnahmen. »Das klimaneutrale Industrieland gibt es nicht zum Nulltarif!«, so der BDI-Präsident. Klar: Immerhin fließt ein Großteil der Summe in die Industrie.

imago Images

Die unvorstellbare Summe von 860 Milliarden Euro werden für Klimamaßnahmen draufgehen. Dabei handelt es sich um Schritte, die bereits beschlossen sind und umgesetzt werden sollen. Diese Rechnung machen jetzt der Bundesverband der deutschen Industrie (BDI) und die Boston Consulting Group (BCG) auf. Darunter fallen neue Leitungen in der Stromversorgung ebenso wie Ladestellen für Elektroautos. BDI-Präsident Siegfried Russwurm forderte, die nächste Bundesregierung müsse schnell grundlegende Weichen stellen, sonst würden die Klimaziele verfehlt. Fast meint man, ein Lachen zu vernehmen, wenn er sagt: »Das klimaneutrale Industrieland gibt es nicht zum Nulltarif!« Immerhin fließt ein Großteil dieser Horrorsumme als Aufträge in die Industrie. Der kann es egal sein, wie sinnvoll die fürstlich bezahlten Aufträge sind.

Zeit zum Lesen
„Tichys Einblick“ – so kommt das gedruckte Magazin zu Ihnen
Der BDI liegt damit auf einer Linie mit den Forderungen der Klimajünger. Die nächste Regierung müsse in den ersten 100 Tagen entscheidende Weichen für Klimaneutralität stellen, formulierte noch vor der Bundestagswahl fast wortgleich Patrick Graichen, Direktor der Lobbyorganisation Agora Energiewende. Die wird von dubiosen Stiftungen wie der European Climate Foundation finanziert, hinter der wieder internationale Hedge Fonds stehen. Unter dem Namen »Agora Industrie« wirft sich diese nun an die Industrie heran, dient Beratungen an und will an »Strategien und Politikinstrumenten für den Umbau der Stahl-, Chemie- und Zementindustrie zur Klimaneutralität« arbeiten. Also an nichts weniger als am Neuaufbau eines Industrielandes.

Nach Aussagen eines Mannes des Stahlherstellers Salzgitter würde sich allein die »Umstellung« der Stahlwerke auf Wasserstoff in der Größenordnung des Wiederaufbaus Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg bewegen. Da tun Beratungen an »Strategien und Politikinstrumenten« sicherlich gut. Vor allem, wenn »die Autor:innen« in der Studie »Klimaschutzverträge für die Industrietransformation – Analyse zur Stahlbranche« zeigen, wie die »Stahlindustrie als Deutschlands größte industrielle CO2-Quelle umgebaut werden und als Anker für den Aufbau einer erneuerbaren Wasserstoffwirtschaft dienen kann.«

Die bisherige Bilanz der teuren sogenannten »Klimapolitik« ist allerdings niederschmetternd: Im Jahr 2021 dürfte der CO2-Anstieg so hoch wie seit 1990 nicht mehr sein. Das deutsche »Klimaziel« dürfte in diesem Jahr wieder verfehlt werden. Berechnungen jener Agora Energiewende zeigen, dass die Treibhausgasemissionen von Deutschland 2021 gegenüber dem Vorjahr voraussichtlich um rund 47 Millionen Tonnen CO2 ansteigen und damit nur noch um 37 Prozent unter dem Niveau von 1990 liegen.

Im Klartext: Verpulverte Milliarden, die noch nicht einmal ansatzweise das gebracht haben, was die Klimaapostel für dringend notwendig halten. Bezahlen muss dies alles der Steuerzahler, für den es teuer wird, und der im Zweifel in seiner Wohnung frieren muss, weil er die dramatisch gestiegenen Heizkosten kaum mehr bezahlen kann. Von zwei Millionen Menschen im Jahr 2019 spricht das Statistische Bundesamt, die ihre Wohnung aus Finanznot nicht beheizen können. Sogar Fahrten zur Arbeitsstelle werden bereits jetzt aufgrund der irrsinnigen verteuerten Benzinpreise fast unerschwinglich. Auf dem Land sind viele auf das Auto angewiesen.

Dafür können jetzt im Winter die Tübinger mit ihren Lastenrädern ausprobieren, wie es sich über beheizte Brücken fährt. Für 1,7 Millionen Euro hat die Stadt die erste von einer Reihe von Fahrradbrücken gebaut. Die führt über den Neckarzufluss Steinlach und wird tatsächlich beheizt, damit es die Radfahrer jetzt im Winter nicht gepflegt auf die Nase legt. Die Stromkosten spielten keine Rolle, meinte Tübingens OB Palmer bei der Einweihung. Dabei ist der eigentlich von Haus aus Mathelehrer.
Aber wir wissen spätestens seit Baerbock, dass Klima- und Energiewende gut ausgerechnet seien.

Anzeige
Die mobile Version verlassen