„Wir schalten zu Wahlsieger Sellering“, sagt Bettina Schausten und strahlt. Erwin Sellering strahlt auch. Genauso wie die Generalsekretärin Katarina Barley.
Und Sigmar Gabriel. „Herzlichen Glückwunsch an die SPD in MV und an Erwin Sellering!“ feiert der Mann aus Goslar den angeblichen Sieg und sich selbst. Es wirkt wie aus einer Parallelwelt, die sich der Wirklichkeit mitlerweile uneingeschränkt verweigert.
Versieger aus dem Establishment
Vor fünf Jahren bekam Sellerings SPD noch 35,5 %. Glaubt man den Hochrechnungen, dann kommt die SPD 2016 auf knapp über 30 %. Also ein Verlust von mindestens fünf Prozentpunkten. Oder – prozentual gerechnet – ein Niedergang um 15 (!) Prozent.
Es gab Zeiten, da wurden Parteiführer, die ihre Partei bei Wahlen derart in den Keller schickten, umgehend in die Wüste geschickt. Sellering wird Ministerpräsident. Und das allein nur deshalb, weil seine SPD stärkste Fraktion geblieben ist.
Ginge es nach der Höhe der Verluste, dann müsste von den Altparteien die CDU die Regierung führen. Die Christdemokraten haben „nur“ um 13,9 % verloren. Trotzdem fiel die Union in Merkels Heimatland auf unter 20 %. Adieu Volkspartei.
Die größten Verlierer In Mecklenburg-Vorpommern sind die NPD, die Grünen und die PdL. – Die NPD hat sich halbiert.
AfD wirkt: Gegen rechts. – Und gegen die grünen Träumer ebenso wie gegen links.
Grün verlor um rund 32 % – und die Linken um Helmut Holter stürzten sogar um über 42 %. Holter ahnte wohl, was auf ihn zukommt. Noch am Vorabend der Wahl versuchte er den ihm weglaufenden Unzufriedenen zu erklären, dass eine Landesregierung mit PdL-Beteiligung das einzige Mittel gegen AfD und NPD sei. Ging er davon aus, dass seine Partei eine rechte Politik machen würde? Wollte er seine angeblich linke Partei zur Heimat seiner zu den Rechten übergelaufenen Wähler machen? Egal – sein Verein aus DDR-Altkadern und Marx-Fans ist in MacPom zum Opfer der AfD geworden.
Wie geht es weiter?
Natürlich wird der Wahlverlierer Sellering weitermachen. Weil es ihm immer noch gelang, knapp jeden dritten Wähler an sich zu binden.
Fallen die Grünen aus dem Landerparlament heraus – was um 19.00 h noch nicht absehbar war – wird es bei einer rotschwarzen Landesregierung der Verlierer bleiben. Und die AfD wird triumphieren. Denn sie wird weiterhin genüßlich den Niedergang der Altparteien nutzen und genießen können.
Schaffen die Grünen die Hürde, dann wird vielleicht eine Alternative der Verlierer als Alternative zur Alternative für Deutschland vorstellbar. Eine sogenannte Links-Koalition aus SPD, Grünen und PdL. Für die CDU wäre das ein Segen. Sie könnte sich in der Opposition regenerieren, ihren Chefverlierer Lorenz Caffier in Rente schicken und sich als kleine Oppositionspartei neu positionieren.
AfD wirkt
Die AfD hingegen wirkt. Nicht nur gegen die NPD, gegen rechts. Auch gegen die PdL und die Grünen, gegen links. Und gegen das Berliner Etablishment unter Führung der Union.
Die AfD wirkt auch im Sinne der Demokratie. Denn offenbar hat sie bewirkt, dass die Wahlbeteiligung um neun Prozentpunkte gestiegen zu sein scheint.
Da kann diese Partei, die immer noch auf dem Weg der Selbstfindung ist, jubeln. Über 21 % aus dem Stand – das hatten einst nicht einmal die im Nordosten dahinsiechenden Grünen geschafft.
Auch linke NGOs können jubeln
Jubeln können nun auch all jene, die außerhalb der Parteien als Antifa-Gruppen und ähnlichem nun große Krokodilstränen vergießen und zum noch entschlosseneren „Kampf gegen Rechts“ finden werden. Denn nun werden die staatlichen Unterstützungen für Antonio-Amadeu-Stiftung und Co. noch schneller fließen. Die Bollwerke des Establishments gegen die „Rechten“ müssen schließlich ausgebaut werden.
Gefüttert durch Politiker, die mit Bevormundungspolitik den Bürger zum Wickelkind degradieren. Und gefüttert durch eine degenierte Bildungspolitik, die beispielsweise statt klassischer Bildungsideale ideologischen Unsinn wie Genderismus in den Vordergrund stellt.
Kurz: All jene, die weiterhin in ihrer Parallelwelt leben, werden auch weiterhin dafür sorgen, die AfD von Sieg zu Sieg zu tragen. Bis ihnen irgendwann die Luft ausgeht.
Denn die AfD wirkt auch indirekt. Sie wirkt, indem die alten Parteien immer mehr ihres linksideologischen Ballasts über Bord werfen und sich den Forderungen der AfD-Wähler annähern werden. Nur so wird es ihnen gelingen, die erdrutschartige Wählerwanderung abzufedern. Gelingt ihnen das nicht, wird niemand die AfD aufhalten, demnächst die 30-Prozent-Marke anzupeilen. Und bei den Bundestagswahlen vielleicht sogar stärkste Partei zu werden, um so den Langzeitbundeskanzler Angela Merkel in politische Rente zu schicken.
Die Zeiten bleiben spannend.