„Machen Sie sich einen Einkaufszettel und halten Sie sich strikt daran“
Natalie Furjan
Die Inflation steigt. Der WDR gibt seinen Zuschauern Tipps, wie man durch den teuersten Winter seit Jahren kommen kann. Auf manches wäre man von allein wohl nicht gekommen.
Verbrauchern drohe der teuerste Winter seit Jahren, so der WDRauf seiner Website. Die Preise für Lebensmittel, Heizung, Strom und Sprit seien deutlich gestiegen. Doch glücklicherweise hat der WDR gleich ein paar Tipps auf Lager, wie der Verbraucher den „steigenden Lebensmittelpreisen trotzen kann“.
Es geht los mit: „Ein Ratschlag lautet zum Beispiel, niemals hungrig einkaufen zu gehen – man kauft dann mehr und viel Unnötiges.“ Man hat den erhobenen Zeigefinger geradezu vor Augen, wenn man das liest.
Wer hat sich nicht jedes Mal, wenn man mit vollem Einkaufswagen an der Kasse steht, obwohl man doch eigentlich nur sieben oder acht Teile kaufen wollte, vorgenommen, nie wieder mit leerem Magen einkaufen zu gehen. Und hat das nicht schon die Mutter gesagt? Gut, dass der WDR daran erinnert.
Und weiter: „Sparen können Sie auch, indem Sie, bevor Sie losziehen, auf digitalem Weg gezielt nach Sonderangeboten suchen.“ Kein Problem, man hat ja im Alltag genügend Zeit, vorher erstmal die Online-Prospekte durchzublättern und nach Sonderangeboten zu suchen, bevor man „loszieht“. Die Butter kostet beim Netto am wenigsten, die Milch beim Aldi. Also: erst zum Netto, dann zum Aldi, am besten zu Fuß oder mit dem (Lasten-)Fahrrad, denn Benzin ist ja auch teuer – und „klimaschädlich“ auch noch.
Ganz wichtig, so wichtig, dass der WDR schließlich sogar den Imperativ aus seinem Gute-Ratschläge-und-Tipps-Kasten herausholt: „Machen Sie sich einen Einkaufszettel und halten Sie sich strikt daran.“ Ja, Mama! Moment mal: Wenn man diese Regel befolgt, dann kann man doch auch mit hungrigem Magen einkaufen gehen, oder?
Es scheint, dass Medien und Politiker die Inflation schönreden wollen. So erklärt der als regierungsnahe geltende DIW-Präsident Marcel Fratzscher per Twitter, dass Inflation von vier Prozent „für die allermeisten Menschen kein Problem sei“.
Und Katarina Barley (SPD) gibt in der gestrigen Hart aber Fair-Sendung mit dem Titel: „Zieht euch warm an – wie teuer sollen Heizen, Sprit und Lebensmittel noch werden?“ auch eine Lebensweisheit von sich. Ihr barmherziger Rat lautet: „Die günstigste Kilowattstunde ist die, die man nicht verbraucht.“
Das erinnert doch gleich an den Spruch, den man Marie-Antoinette andichtet: „Wenn sie kein Brot haben, dann sollen sie doch Kuchen essen.“ – Mit dem Unterschied, dass Barley ihren unglaublichen Satz tatsächlich von sich gab.
Anzeige
Wenn Ihnen unser Artikel gefallen hat: Unterstützen Sie diese Form des Journalismus. Unterstützen