Ab heute ist der kostenlose Bürgertest in Deutschland Geschichte. Wer jetzt als Ungeimpfter in Restaurants und andere Stätten des öffentlichen Lebens will, muss tief in die Tasche greifen. Die Preise werden sich jetzt zwar erst in den nächsten Wochen einpendeln, je nach Stadt und Testfirma liegen die angesetzten Preise bisher aber in der Richtung von 15 bis 20 Euro. Ungeimpfte, die die gleichen „Freiheiten“ wie Geimpfte genießen wollen, müssen damit in Zukunft bis zu 500 Euro im Monat nur fürs Testen ausgeben. Für Durchschnittsverdiener ist das sicherlich keine Option.
Jens Spahn begründet die Maßnahme zwar mit „Fairness“ gegenüber dem Steuerzahler. Das eigentliche Motiv des Konzepts ist offensichtlich aber ein anderes: Der Druck, sich impfen zu lassen, soll steigen.
Die Notwendigkeit dieser für Teile der Bevölkerung schwerwiegenden Verschärfung erscheint angesichts der aktuellen Corona-Todeszahlen fraglich:
Susanne Johna, Vorsitzende des Marburger Bundes kritisierte die neue Maßnahme gegenüber dem RND scharf: „Kostenpflichtige Corona-Tests führen dazu, dass sich künftig weniger Menschen mit Symptomen testen lassen werden“, Die Maßnahme sei ein „Einfallstor für eine weitere Übertragung des Virus.“
Kritik kommt auch von der Deutschen Stiftung Patientenschutz, hier befürchtet man mit der Maßnahme eine neue Isolierung und Vereinsamung in den Heimen. Eine Ausnahme der Regulungen für Besuche sei erforderlich.
Die Maßnahme kann man als einen neuen Tiefpunkt der Corona-Politik ansehen – nicht nur angesichts ihrer Härte, sondern auch angesichts ihrer Sinn- und Begründungslosigkeit. War die „Kontaktnachverfolgung“ anderthalb Jahre das ausgewiesene Ziel der Corona-Politik, so wird jetzt ein wesentliches Instrument, um Kontrolle über das Infektionsgeschehen zu erhalten, einfach weggeworfen.
Wenn man die 3G-Regel für zu lasch hält, wäre das Gegenteil richtig
Renommierte amerikanische Wissenschaftler, unter anderem von der Harvard-Universität fanden bei einer umfangreichen Datenanalyse aus 68 Staaten und 2947 US-Countys keinen Zusammenhang zwischen der jeweiligen Corona-Impfquote und den Covid-19-Fallzahlen der letzten sieben Tage. Ihre Schlussfolgerung: „Die Impfung als einzige Strategie zur Eindämmung von COVID-19 und seinen nachteiligen Folgen muss überprüft werden.“
Es ist auch bekannt, dass sich die Viruslast bei Geimpften kaum von der Ungeimpfter unterscheiden lässt. Die Wirkung der Impfung liegt eben im individuellen Schutz vor schweren Verläufen. Geimpfte können aber immer noch ansteckend sein. Es ist nur ein Ergebnis unter vielen, Daten der israelischen und britischen Gesundheitsbehörden zeichnen ein ähnliches Bild. Auch in Deutschland steigt die Zahl der „Impfdurchbrüche“ rasant.
Wenn man die aktuell gültige 3G-Regelung für zu lasch hält, so müsste der konsequente Schritt sein, dass auch Geimpfte sich testen lassen müssen und nicht das jetzt eingeführte Gegenteil. Die Regierung senkt die Infektionsgefahr mit der Abschaffung der kostenlosen Bürgertests nicht, sie steigert sie.
Das Narrativ des „solidarischen Geimpften“ ist ein Mythos. Wer sich impfen lässt, trifft eine Entscheidung in erster Linie über den individuellen Schutz. Wer sich stattdessen für Restaurantbesuch & Co. nicht impfen, aber testen lässt, geht vielleicht ein persönliches Risiko ein – er schützt seine Mitmenschen aber wirkungsvoll.