Die Positionen zur angeblichen Demokratieunfähigkeit der Ostdeutschen des Antiostbeauftragten Marco Wanderwitz sind bekannt. Sie zeigen deutlich, in welch gutfinanzierter Blase CDU-Funktionäre inzwischen leben, wie fern sie doch denen sind, die sie repräsentieren sollen. Es hat den Anschein, dass der CDU-Funktionär nur noch sich selbst repräsentiert und natürlich die gängigen politischen Phrasen eines gesinnungsethischen Moraltotalitarismus.
Nicht nur, dass Marco Wanderwitz verdientermaßen das Direktmandat verloren hat, wurde ihm nun auch der Vorsitz der sächsischen Landesgruppe im Bundestag genommen. An seine Stelle trat der CDU-Abgeordnete Carsten Körber. Besserung ist allerdings nicht in Sicht. Im DLF sagte Kröber, dass Wanderwitz mit seinen Aussagen leider recht habe. An der Sprache müsse man arbeiten, aber „es bringt ja nichts, wenn man die Situation schönredet“. Also auch Carsten Kröber denkt im Kern, dass die Ostdeutschen „teilweise in einer Form diktatursozialisiert“ seien, „dass sie auch nach 30 Jahren nicht in der Demokratie angekommen sind“. Was Körber Wanderwitz vorwirft, ist demnach kein inhaltliches, sondern ein stilistisches Problem. Deshalb will Körber an der Sprache arbeiten, nach dem Motto, der Mann hat ja recht, nur kann man es nicht so sagen.
Körber indessen scheint nichts gelernt zu haben, wenn er die Liebeserklärung an seine Mitbürger in die Worte, an die er sicher sehr gearbeitet hat, fasst: „Man merkt ja, dass sich in die Mitte der Gesellschaft hinein in der Sensibilität gegenüber rechtsextremes Gedankengut geringer ausgeprägt zu sein scheint als in anderen Landesteilen.“
Und so ruft auch Körber, wie auch Röttgen, wie auch Altmaier, wie alle, die das Schlamassel angerichtet haben: Der Laschet ist schuld und fordern mannhaft oder divers eine Erneuerung. Eine Erneuerung im Geiste Merkels? Noch röter? Noch grüner? Noch – als origineller Beitrag der CDU – technokratischer? Obwohl Carsten Körber gekämpft und gekämpft und gekämpft hatte, trägt eindeutig „unser Spitzenkandidat im Bund, Armin Laschet“ die Schuld, dass Körber sein Direktmandat verloren hat, der Spitzenkandidat, der „wie Blei auf unserem Wahlkampf“ lag und natürlich die Rechtslastigkeit seiner Mitbürger, die dem AfD-Kandidaten den Vorzug gaben.
Welches Profil Körber schärfen will, bleibt deshalb unklar. Das einer weiter nach links eilenden CDU? Denn es fällt auf, dass diejenigen, die wie Körber das große Wort von der „inhaltliche Erneuerung“ führen, eigentlich die Verantwortung für die Situation der CDU tragen. Es mag sein, dass Armin Laschet die Schuld an dem Wahldebakel trägt, doch trägt er sie nicht stärker als Marco Wanderwitz und Carsten Körber, beispielsweise. In diesem Fall bewahrheitet sich der Satz, dass, wer mit dem Finger auf andere zeigt, nur in Kauf nimmt, dass vier Finger auf ihn zurückverweisen. Die Schuld beim Spitzenkandidaten abzuladen, zeugt jedenfalls von keinem noblen Charakter. Wer möchte schon von jemandem im Bundestag repräsentiert werden, dessen politische Befähigung darin zu bestehen scheint, die Schuld stets weit von sich selbst zu verorten und dort mitzutreten, wo alle treten.
Hanebüchen wird es, wenn Körber äußert: „Deshalb hat mich die Äußerung am Sonntagabend oder auch die Äußerungen am Montag schon etwas irritiert, wie man aus diesem Ergebnis ein Regierungsbildungsauftrag ableiten kann.“
Ob die selbsternannten Neuerer Neues überhaupt zu Denken vermögen oder ob das Neue nur Arbeit an der „Sprache“ unter Intensivierung der Merkel-Linie ist, wird man sehen. Alter Wein in neuen Schläuchen.
Der Abgeordnete Körber scheint jedenfalls nicht verstanden zu haben, dass es eben nicht um Sprache, sondern, dass es um Inhalte geht. Arme CDU, du gehst einen schweren Weg.