Seit einigen Stunden kursiert eine „Liste der 250 größten Menschenfeinde“ im Netz. „Bei vielen von denen würde eigentlich nur eine Entnahme helfen“, steht da. „So macht man das auch mit gefährlichen Tieren, die Siedlungen zu nahe kommen.“
Autoren, Publizisten, Ärzte, Politiker mehrerer Parteien, Schauspieler – bunt gemischt sind es Kritiker, die diese oder jene Maßnahme der Regierung Merkel kritisiert haben. Manche halten die Flüchtlingspolitik für Unsinn; andere kritisieren die Corona-Maßnahmen-Politik. Eine durchgehende Gemeinsamkeit gibt es sonst nicht, nur diese: Sie äußern sich zu diesem oder jenem Thema kritisch, mal mehr, mal weniger. Es sind Geimpfte darunter und Impfkritiker, Fachpolitiker, die die Energiewende kritisieren: jedweder Widerspruch ist gefährlich.
Man ist geneigt, das für einen schlechten Scherz zu halten. Ist schon wieder 1. April? Die übliche linke Satire, hahahahah, die doch eine reale Funktion hat: Die Grenzen des Sagbaren zu verschieben, die Gewalt im Kleid der Satire redefähig zu machen.
Aber es ist kein Scherz, Kritiker pauschal mit Adolf Hitler gleichzusetzen und zum Mord an ihnen aufzurufen („Entnahme“ heißt Tötung von Tieren). Solcher Spaß, selbst wenn er einer sein sollte, ruft Nachahmer auf den Plan.
Wir kennen das. Der prominente ZDF-Mitarbeiter Böhmermann hat mit solchen Listen begonnen, viele der Namen stammen von seinen Listen. Seither habe ich mehrere Morddrohungen erhalten. Bislang habe ich darauf nicht reagiert, sondern nur Türen verstärkt, Fenster gesichert, die Adresse gewechselt.
Auch den Begriff „Menschenfeind“ beziehungsweise „menschenfeindlich“ hat Böhmermann erst kürzlich in einer öffentlichen Diskussion mit Markus Lanz popularisiert, um zwangsweise kritische Positionen und Personen zu diskreditieren und aus dem Diskurs auszuschließen. Böhmermann selbst schießt nicht, gebührenfinanziert lässt er schießen und das ZDF befördert ihn dafür ins Hauptprogramm. Ich nenne ihn, weil er gebührenfinanziert die größte publizistische Wirkung entfaltet, das Erstellen von Feindeslisten praktiziert und eingeführt hat und zeigt, wie verantwortlungslos das öffentlich-rechtliche Fernsehen mittlerweile mit Hetzern und Hassern in ihren eigenen Reihen umgeht und ihnen breiten Raum und Möglichkeiten finanziert. Ein selbsternanntes Künstlerkollektiv rief zum Mord am Kollegen Roger Köppel von der Zürcher Weltwoche auf. Nur so, aus Spaß. Aber genau das ist es nicht. Es ist der Beginn einer haltlosen Entwicklung, wie auch Angriffe auf Alex Baur, den Kollegen von Roger Köppel, belegen.
Wir können die Liste und den dazu gehörigen Text nicht dokumentieren, weil wir uns dadurch selbst womöglich strafbar machen würden.
Für mich ist sie Ausdruck einer ungeheuren Verrohung des links-grünen Milieus, das dieses Land beherrscht. Ich betrachte es als Ehre, auf dieser Liste zu stehen.
Wir lassen uns nicht unterkriegen.