Oft wird sich darüber aufgeregt, dass dieser Wahlkampf so inhaltsleer wäre. Doch die Sache hat auch etwas Gutes: nämlich dass die ganze Corona-Panikmache wenigstens zum Teil runtergeschraubt wird. Auf keinem Wahlplakat der großen Parteien wird Corona thematisiert. Das kann das ZDF allerdings so gar nicht ertragen: Panik sells.
Karl Lauterbach ist daher natürlich am Donnerstag Abend bei Maybrit Illner im Studio. Aber damit nicht genug – man hat Illner förmlich umzingelt von „Experten“, von denen man ohne Corona nie etwas gehört hätte. Und die wollen natürlich verhindern, dass sie bald wieder in der medialen Versenkung verschwinden.
Aber natürlich ist das alles gerechtfertigt. Denn wie der Intensivmediziner und Pneumologe Klaus Kluge sagt: „Die Patienten werden immer jünger“. Tja, ist das nicht selbstverständlich? Letztes Jahr wurden wir noch alle kollektiv als Großvatermörder bezeichnet. Lauterbach meint, die Inzidenz der Ungeimpften liege in manchen Städten „irgendwo bei 500 oder 600“. Ist ja auch fast das gleiche. Und ich geb dann bei meiner nächsten Steuerklärung an, dass ich irgendwo zwischen Obdachlos und Multimilliardär bin. Also ungefähr.
Kontrovers debattiert: Welche Variante des Impfzwangs ist am tollsten?
In Italien zum Beispiel, gibt es bereits eine Impfpflicht für medizinisches Personal. Boris Palmer kann sich das tatsächlich gut für Deutschland vorstellen. „Dann stellt man sie unbezahlt frei und wenn es dann immer noch nicht greift, ist auch mit Abmahnung und Entlassung im Notfall arbeitsrechtlich alles möglich“, so der Tübinger Oberbürgermeister bei Illner. Er teile die Auffassung von Frau Baerbock.
Dann ging es Illner um eine Maßnahme, die auf nahe Sicht wohl wahrscheinlicher ist, nämlich die 2G-Regelung. Dabei wird eine Sequenz von Söder eingeblendet, wie er sagt, die 2G Regelungen würde ja sowieso kommen, also sollte man doch gleich ehrlich darüber reden. Illners Gast Stefan Kluge kann Söder da nur zustimmen, auch er glaubt, dass es wohl früher oder später darauf hinaus laufen würde.
In der zugeschalteten Sequenz kommt nicht nur Söder sondern auch Hendrik Streeck zu Wort. Er kritisiert, dass 2G ja offensichtlich den Anschein erweckt, dass ein Negativ-Getester gefährlicher ist als ein Geimpfter.
Die einzige, die in die Runde noch etwas – naja Vernunft ist ein zu starkes Wort – sagen wir, weniger Radikalität reinbringt, ist an der Stelle die Soziologin Jutta Allmendinger. Die erklärt nämlich, dass Anreize immer besser funktionieren als Verbote, wenn man jemanden zu etwas bewegen will. Doch da muss Holletschek erneut einschreiten. Denn: dass man bei gesellschaftlichem Ausschluss, Berufsverbot, Einschränkung sämtlicher Grundrechte, trotz Gesundheit von einer „Strafe“ spricht, triggert ihn total. „Ich finde den Begriff Strafe nicht richtig.“ Er sieht es eher als die Pflicht des Staates, hier einzugreifen und die drohende Gefahr aus dem Verkehr zu ziehen. Strafe klingt da so hart.