Tichys Einblick
SED und AfD im Duell

Bei Maischberger: Die Wiederkäuer

Ein Kabarett-Rentner sagt uns "digitale Kriege" voraus und ein "Experte" glaubt, dass Trump nicht mehr antritt. Interessanter war das Aufeinandertreffen von Amira Mohamed Ali (Linke) und Beatrix von Storch (AfD).

Screenprint ARD / Maischberger die Woche

Man muss ja schon dankbar sein, dass Lauterbach nicht da war, aber so richtig viele Freunde scheinen die Staatsfunker nicht mal unter den Journos zu haben, deshalb ist immer eine Spiegel-Frau in den Talkshows und besonders häufig Dagmar Rosenfeld von der Welt, die ja durchaus originelle Ansichten vertritt. Nur wenn sie sagt, Annegret Kramp-Karrenbauer habe als einzige (während der Afghanistan Evakuierung) versprochen „sie würde für ihre Fehler einstehen“, dann hätten wir gerne nachgefragt: Und? Steht sie ein? Tritt sie zurück? Oder erst im Herbst. Denn alleine die Fehler der letzten Stunden – etwa Blanko-Evakuierung statt Ortskräfte – würden ihren Abschied ohne Zapfenstreich rechtfertigen.

Als drittes Rad am Wagen, sprich: Mann, war Jochen Busse in der Journalistenrunde, dabei ist er Kabarett-Rentner, der viele Male Wahlwerbung für die SPD gemacht hat und nun überraschenderweise Olaf Scholz als nächsten Kanzler sieht.

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Das Thema Niedergang der USA am Beispiel Afghanistan sollte der Politologe Christian Hacke erklären, der mit 78 Jahren deutlich rüstiger ist als Amerikas Joe Biden, der, gleichalt, Texte „nur noch ablesen“ und keine freie Rede mehr halten kann (Hacke). Wunschgemäß beklagte Hacke, dass der arme Biden nun ausbaden müsse, was ihm Trump eingebrockt habe, beziehungsweise die Republikaner unter George W. begonnen hatten. Auf die blödsinnige Frage, ob Joe Biden Pazifist sei, beschied Hacke: Nein, wie schon Obama werde der Krieg gegen den Terror als Drohnenkrieg und mit Spezialeinheiten weitergeführt, schließlich hören die anderen ja auch nicht auf.

Hacke verdankt das Maischberger-Publikum schließlich den beruhigendsten Satz des Abends: Er glaubt nicht, dass Trump noch mal antritt. Dem pflichtet Ex-„Sicherheitsberater“ John Bolton, zugeschaltet aus Washington bei, der inzwischen alle für schlecht beraten hält, Reps wie Dems, denn wenn‘s nach ihm gegangen wäre, hätte man die Truppen in Afghanistan gelassen. Vielleicht tritt Donald aber doch nochmal an, ganz gleich was der „Lügner, den alle hassen“ (Trump über Bolton) sagt – und unseren Professor Hacke kennt Trump schließlich gar nicht.

Das ist das Problem mit einem Wiederkäuer-Format wie einem TV-Wochenrückblick. Wo sind die wirklich kompetenten oder wenigstens originellen Gesprächspartner, die über die Meinungsphalanx der letzten 7 Tage hinausblicken und einen eigenständigen Gedanken formulieren können?

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Was soll ein Zuschauer mit der Vorausschau von Kabarettist Busse anfangen, nach der wir in Zukunft „digitale Kriege bekommen“ werden. Frag nach in Libyen und der Ukraine, wo nicht scharf getwittert sondern geschossen wird. Und auch China trainiert seine Millionen Volksarmisten nicht am Computer. Bei Vorhersagen ist wenigstens Dagmar Rosenfeld vorsichtiger, denn „wir Journalisten waren ja auch mal sicher, dass Trump nie Präsident und GB nie die EU verlassen würde“. 

Der Spiegel-Frau fiel – nach 16 Jahren Frau Merkel – nur auf, dass Annalena als Frau schlechter behandelt würde als die männlichen Kontrahenten, was wir aber nur erwähnen, um auf den letzten Punkt zu kommen: Das Wahlduell der Woche, Sandra Maischberger und Amira Mohamed Ali von der SED gegen Beatrix von Storch –Gottseibeiuns – von der AfD.

Man müsste Steno können, um halbwegs Schritt zu halten. Ob die eine in vier Jahren Oppositionszeit jemals gedacht hätte, die andere hätte Recht, fragte Maischberger noch friedenstiftend. Niemals, entrüstete sich Mohamed Ali parteistutengemäß, und von Storch sagte: Ja, zum Beispiel bei Afghanistan.

Dann stellte sich Maischberger dumm und fragte verwundert, warum die SED so wenig Stimmen bekäme, obwohl sie doch verspräche, dass es den Menschen unter der SED besser gehe als je zuvor, und Beatrix konterte scharf: Wenn die der ganzen Welt 1.200 netto versprechen, geht’s den Menschen in Deutschland schlechter, und hui!, los ging’s.

Schon wegen der Menschenrechte müssten wir „alle aus Krieg und Not“ Kommenden hier versorgen, schäumte die als Juristin vorgestellte Mohamed Ali. Also müssten „entsprechende Strukturen aufgebaut“ und „Geld in die Hand“ genommen werden.

Nun ist klar, warum die Linke weitgehend außen vor bleibt, obwohl auch SPD und Grüne ähnlich denken, aber zurückhaltender formulieren. „Völlig weltfremd“ sei das, so Storch, diese Einschätzung von Sahra Wagenknecht genüsslich zitierend.

Das beliebte Ja/Nein-Spiel, des Journos Rettungsanker, wenn Debatten nicht möglich sind, wollen wir nicht unterschlagen: 

Soli abschaffen? SED: Nein, AfD: Ja

Mindestlohn anheben? SED: Ja, AfD: Nein

Querdenker vom Haldenwang beobachten lassen?  SED: Nein, AfD: Nein

Positives Verhältnis zu RUS (wie NATO)? SED: Jein, AfD: Jein

Wollen Sie regieren? SED: Ja, AfD: Ja

Maskenpflicht aufheben? SED: Nein, AfD: Ja

Mohamed Ali war fest davon überzeugt, dass die Corona-Maßnahmen der Regierung wissenschaftlich eindeutig bewiesen seien – wie Söder, der allerdings gerade die Maskenpflicht bis zur Wahl aufgehoben hat.

Auch beim menschengemachten Klimawandel, inklusive drohendem Weltuntergang, laut Mohamed Ali ebenfalls 100prozentig bewiesen, steht die SED an der Seite von SPD, Grünen und Teilen von Union und FDP, mit dem einzigen Unterschied, dass, laut Partei „die Reichen“ den Klimawandel verursacht hätten. Für von Storch ist lediglich bewiesen, dass mit Erneuerbaren allein die Klimaziele nie erreicht werden können, sie plädierte für Kernkraft. 

Übrigens legte Amira Mohamed Ali Wert darauf, dass sie geimpft sei. Ob die vorher auch so schnell gesprochen hat? Gute Nacht.

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