Haben Sie schon einmal gehört, dass Menschen von Miami nach Kuba fliehen, von Süd- nach Nordkorea oder von Chile nach Venezuela? Die Fluchtrichtung ist immer identisch: Vom Sozialismus zum Kapitalismus. Die Vertreter des „demokratischen Sozialismus“ distanzieren sich von Systemen wie sie in der Sowjetunion und den Ostblockstaaten herrschten. Aber sie tun so, als könne man beides beliebig voneinander trennen, die Ökonomie und die Politik: Sie kritisieren an den sozialistischen Systemen eher beiläufig und auch nicht grundsätzlich die Wirtschaftsverfassung – im Mittelpunkt der Kritik steht die Beseitigung von politischer Freiheit (Meinungsfreiheit, Pressefreiheit usw.) und Demokratie.
Die berühmte Stelle aus Marx’ Vorwort „Zur Kritik der Politischen Ökonomie“, in der er diesen Zusammenhang beschreibt, lautet: „Meine Untersuchung mündete in dem Ergebnis, dass Rechtsverhältnisse wie Staatsformen weder aus sich selbst zu begreifen sind noch aus der sogenannten allgemeinen Entwicklung des menschlichen Geistes, sondern vielmehr in den materiellen Lebensverhältnissen wurzeln … In der gesellschaftlichen Produktion ihres Lebens gehen die Menschen bestimmte, notwendige, von ihrem Willen unabhängige Verhältnisse ein, Produktionsverhältnisse, die einer bestimmten Entwicklungsstufe ihrer materiellen Produktivkräfte entsprechen. Die Gesamtheit dieser Produktionsverhältnisse bildet die ökonomische Struktur der Gesellschaft, die reale Basis, worauf sich ein juristischer und politischer Überbau erhebt und welcher bestimmte gesellschaftliche Bewusstseinsformen entsprechen. Die Produktionsweise des materiellen Lebens bedingt den sozialen, politischen und geistigen Lebensprozess überhaupt.“
Es ist ein eigenartiger Widerspruch, dass Sozialisten, die sich sonst gerne auf Marx berufen, diesen Zusammenhang zwischen Ökonomie und Politik leugnen, wenn es um die Kritik sozialistischer Gesellschaften geht. Für sie ist es anscheinend ein Zufall, dass Gesellschaften mit einer nicht-kapitalistischen Basis, die sich durch das Fehlen wirtschaftlicher Freiheit auszeichnet, auch einen „Überbau“ haben, in dem politische Freiheiten fehlen.
Die Beseitigung wirtschaftlicher Freiheit führt zwangsläufig zu einer Ausweitung der Macht des Staates, da sich Politik und Bürokratie nicht mehr darauf beschränken, die politische Sphäre zu bestimmen, sondern auch die der Ökonomie. Während in kapitalistischen Ländern neben der politischen Elite eine wirtschaftliche Elite existiert, die auch Macht und Einfluss hat, gibt es in einem System der Staatswirtschaft nur noch eine Elite, die alle gesellschaftlichen Bereiche dominiert.