Die fröhlichen und beliebten japanischen Bildzeichen „Emojis“ erscheinen in Kürze also mit unterschiedlichen Hautfarben. Den Anfang macht Apple: Die zusätzlichen Darstellungen sollen in künftigen Versionen der Betriebssysteme für Macs (OS X) sowie iPhones und iPads (iOS) verwendet werden. Es ist nichts so unwichtig, dass es nicht gendermäßig bearbeitet werden müßte – auch wenn der Witz auf der Strecke bleibt.
Gestern tauchten erste Bilder der neuesten Beta-Version von iOS 8.3 und OS X 10.10.3 auf, die einen ersten Eindruck zu den neuen Bildzeichen liefern. Emoji-Gesichter können in neuen Auswahlmöglichkeiten von hell bis dunkel dargestellt werden. Das gilt auch für die Daumen hoch, Daumen runter, klatschende Hände. Außerdem für Prinzessinnen oder die Damen, die sich beim Friseur oder winkend zeigen. Auch der Chinese kann in allen Schattierungen moduliert werden. Eben ganz wie in der Realität auch.
Bis dato kamen die Emoji-Smileys wie die Simpsons in strahlendem gelb daher; die Emoji-Menschen zumeist mit heller Gesichtsfarbe, sagen wir kaukasisch pigmentiert. Mit diesem rassistischen, einseitigen und völlig antiquierten Unsinn ist nun endgültig Schluss. Der ganzen neuerlichen Fortschrittlichkeit zugrunde lag diese Petition bei DoSomething.org „Diversify my Emoji„. Die Programmierer wurden gerufen. Und sie lieferten prompt.
Auch die bisher total einseitige Form der Familienzusammenstellung, Vater-Mutter-Kind, soll nun vielfache weitere Auswahlmöglichkeiten erhalten. Mutter-Mutter-Kind. Vater-Vater-Kind. Vater-Vater-Mutter-Mutter-Kind. Vater, Vater, Sohn, Sohn. Mutter, Mutter, Tochter, Sohn. Sie ahnen es. Fraglich ist, wie dann Patchwork-Familien mit unterschiedlichen sexuellen Ausrichtungen und verschiedener Ethnien dargestellt werden sollen, wo Vater und Mutter dann vielleicht Handwerker und Prinzessin sind. Vielleicht möchte der kleine Emoji-Turbanträger auch mal die Farbe seiner Kopfbedeckung variieren. Daran auch gedacht? Außerdem gibt es in verschiedenen Ländern Kronen in unterschiedlichen Goldtönen: Gelbgold, Weißgold, Rotgold – Hallo?! Das hat bisher deutlich zu wenig Berücksichtigung gefunden. Ein Emoji, das tödliche Laser-Strahlen aus den Augen schießt, anstelle von verliebten Herzchen (wer macht denn sowas?). Wäre ein echter Benefit. Aber nein.
Allerdings werden endlich 32 neue Flaggen hinzugefügt, was echt klasse ist. Bei jeder Weltmeisterschaft war man auf Twitter oder WhatsApp ja sonst völlig aufgeschmissen.
Beleibtere Menschen werden sich im neuesten Update leider nicht vertreten sehen. Emoji ist eine dünne Welt.
Außerdem keine Berücksichtigung finden verschleierte Frauen der arabischen Welt in den verschiedenen Variationen Hidschab, Niquab, Burka. Keine Definition der dort (leider noch) weit verbreiteten Kinderehe. Oder ist ein Emoji Arabia geplant? Die sonst so freizügig dargestellten Figuren könnten doch sonst zu massenhaften Beleidigungen führen. Das können die Programmierer, Apple und Google doch wirklich nicht wollen.
Warum werden keine Emojis gezeigt, die sich statt Partner und Kinder für ein Leben mit Haustier entschieden haben? Mit Hund. Mit Katze. Zwei Katzen und Kanarienvogel. Zwei Hunden und Boa Constrictor. Wo sind die Trekkie-Emojis? Oder solche mit Gesichtstätowierungen und Piercings und Augenklappe?
Nach wie vor – und das ist wirklich das erstaunlichste – ist nicht vorgesehen, dem Sortiment ein dringend benötigtes Kotz-Emoji hinzuzufügen. Fühlen sich Bulemiker da nicht auch irgendwie diskriminiert. Vielleicht möchten die Pro-Ana Mädchen und Frauen da ja auch mal etwas ernster genommen werden in ihrer Lebenseinstellung. Aber nicht vergessen: Die sich übergebenen Mädchen/Jungs/Frauen/Männer dann auch changierend in allen Haut- und allen Strahl-Nuancen. Linsensuppe retour sieht nämlich anders aus als wenn man sich den Käsekuchen nochmal durch den Kopf gehen lässt.
Auch ein Facepalm-Emoji wurde ebenfalls noch nicht gesichtet. Dabei könnte man das täglich doch so oft verwenden. Apple: Bitte dringend hinzufügen. Oder muss ich echt erst eine Petition starten??!