Wer erinnert sich nicht an die eigene Schulzeit und an so manchen unbeliebten Streber, der nicht nur immer die besten Noten einheimste, sondern der auch bekannt war für die „Schleimspuren“, die er in Richtung Lehrerschaft legte, der Lehrern am liebsten die Tasche schon am Parkplatz abgenommen hätte und der schon auch mal Mitschüler verpfiff?
UND: Bloß nicht zu den Letzten gehören, wenn es um die „gendergerechte“ Verhunzung unserer Sprache geht!
Soeben hat sich der Spiegel, von seinem Gründer Rudolf Augstein zum „Sturmgeschütz der Demokratie“ erklärt, hier ganz vorne eingereiht. Und damit erneut gezeigt, wie egal diesem Blatt die Sprache des Volkes ist. Aber schon vor gut 25 Jahren hat der Spiegel demonstriert, dass ihm die Sprache des (vormaligen) Volkes der Dichter und Denker schnurzegal ist; damals hat er sich rasch und willfährig der verkorksten Rechtschreibreform angeschlossen.
Nun also macht der Spiegel auf „Gender“. Am 30. Juni 2021 schrieb die SPIEGEL-Chefredaktion „intern“ an die „lieben Kolleginnen, liebe Kollegen“: „Ab dieser Woche ändern wir die Standards zur gendergerechten Sprache … Damit alle Bescheid wissen, hier das aktualisierte Kapitel 2.6.1: Das generische Maskulinum soll nicht mehr Standard sein.“ Der Spiegel nutzt nun – „an so vielen Stellen wie möglich“ – eine gendergerechte Sprache, durch Doppelnennungen, geschlechtsneutrale Begriffe oder kluge (sic!) Umschreibungen. Die Ressortleitungen sollen auf die Einhaltung der Standards achten. Dann heißt es vernebelnd: „Genderzeichen werden in der Regel nicht benutzt.“ Es gebe allerdings bestimmte Textformen, wo sie eingesetzt werden dürfen; und zwar einheitlich in Form des Doppelpunkts. Dies habe den Vorteil, dass er sich besser ins Schriftbild einfüge und für weniger Irritationen sorge als Binnen-I oder der Genderstern.
Genderzeichen dürfen beim Spiegel ansonsten verwendet werden: von „externen Autorinnen und Autoren sowie Interviewpartnerinnen und -partnern“, von „Spiegel-Redakteurinnen und -Redakteuren in Kolumnen sowie sehr persönlichen Kommentaren und Essays“, in Audio- und Video-Formaten, bei Instagram und im Start-Ressort. Und dann folgt in der internen Mitteilung der Chefredaktion doch noch ein kleiner Knicks vor dem Kriterium der Lesbarkeit: Genderzeichen sollen nämlich nicht verwendet werden in allen „Meldungen und Texten von Spiegel-Redakteurinnen und -Redakteuren“, im Leitartikel, in Newslettern, in Interviewfragen – „also überall, wo der Spiegel als Institution der Absender ist … In Überschriften, Teasern, Dachzeilen, Bildunterschriften und Zwischenzeilen werden grundsätzlich keine Genderzeichen genutzt.“ Aha!
Eine Sache der Gewöhnung? Nein, eine Sprachbarbarei und eine unterschwellige Erziehung der Leser! Vergessen wir nicht: Die Sprache gehört dem Volk und nicht den Sprachverhunzern. Zwei Drittel bis sieben Achtel der Menschen wollen den Gender-Unfug nicht. Siehe hier.
Schauen wir uns deshalb ab sofort regelmäßig die Verkaufs- und Auflagenzahlen dieser Blätter an. Dann werden wir sehen, ob die Genderei nicht ein Eigentor ist.