Tichys Einblick
Achtung, Glosse – Achtung, Glosse!

ARD verlangt von Hertha BSC Ablöse für Prince Boateng

Was für Sportler gilt, die den Fußball-Club wechseln, soll gefälligst auch für Mitarbeiter öffentlich-rechtlicher Sendeanstalten gelten. Die ARD braucht schließlich Geld.

IMAGO / Sven Simon

Köln(ATN). Die ARD verlangt vom Berliner Bundesligisten Hertha BSC eine Ablöse für Kevin Prince Boateng. Davon war in ersten Meldungen zum bevorstehenden Wechsel noch keine Rede. Der ARD-Vorsitzende WDR-Intendant Tom Buhrow erklärte in Köln:“ Wer einen Spieler aus einem laufenden Vertrag herauskaufen will, muss dem abgebenden Verein eine Ablöse zahlen. Was in der Bundesliga üblich ist, muss auch für die ARD gelten“. Kevin Prince Boateng, der für die ARD die laufende Fußball-Europameisterschaft kommentiert, erhält für die kommende Saison einen Vertrag beim Berliner Bundesligisten und soll deshalb möglichst sofort ins Vorbereitungstraining einbezogen werden. Wie aus Medienkreisen verlautet, soll die ARD knapp 1 Million Euro verlangen. Weder die ARD noch Hertha BSC wollten die Summe kommentieren.

Achtung, Glosse – Achtung, Glosse!
Buhrow rechtfertigte die Forderung damit, die Summen, die heute für Hinz und Kunz im überhitzten Transfermarkt gezahlt würden, müssten auch für Prince und Kuntz gelten. „Prince Boateng hat in den Sportschau-Sendungen rund um die EM-Spiele durch seine überragenden Fußball-Kenntnisse der ARD ein Millionen Publikum beschert. Er ist ein Gewinn für die Hertha und großer Verlust für uns, für den wir eine Entschädigung verlangen. Hertha-BSC-Boss Bobic wird dafür Verständnis haben, schließlich hat ihn selbst der Verein für mehr als 2 Mio Euro aus seinem Vorstands-Vertrag bei Eintracht Frankfurt herausgekauft“, so Buhrow. Und die ARD zahle auch dem DFB-U-19-Trainer Stefan Kuntz als Experte ein Honorar, also eine Art Leihgebühr.

Auch finanziell könne die ARD nicht auf eine Ablösesumme verzichten, denn der Rundfunkbeitrag werde nicht wie geplant erhöht. Deshalb wolle die ARD das Transfer-System im Fußball auch auf die eigenen prominenten Mitarbeiter:innen übertragen und bei einem Wechsel zu RTL, ZDF und Co. Ablösesummen verlangen. „Wäre unsere Hauptstadtstudioleiterin Tina Hassel am Freitag zur ZDF-Intendantin gewählt worden, dann hätte ich vom ZDF eine Ablösesumme in Höhe des dreifachen Jahresgehalts des Intendanten* verlangt“, so Buhrow. ARD und speziell der WDR hätten viel in die Journalistin investiert und sie habe einen hochdotierten unbefristeten Arbeitsvertrag.


*Anmerkung der Redaktion: Laut ZDF-Jahresbericht verdient der Intendant knapp
400 000 Euro im Jahr.


Claudia Pritt

Die mobile Version verlassen