Das Wetter war es mal wieder! Es hält sich nicht an die Planvorgaben des neuen Klimaschutzgesetzes, das der Bundestag noch in der vergangenen Woche durchgepeitscht hatte, sondern machte einen kräftigen Strich durch die Energiebilanzen. Weniger Wind und weniger Sonne: für ein Land, in dem vereinigte »Energiewender« aus CDU/CSU, Grüne und SPD den Ton angeben und die Energieversorgung eines Industrielandes vollkommen auf sogenannte Erneuerbare umstellen stellen wollen, ein denkbar ungünstiges Signal. Denn die liefern noch nicht einmal das, was die Energiewendeplaner benötigen: Vor allem Windräder drehten sich noch seltener als ohnehin schon, ebenso erzeugten Fotovoltaikanlagen weniger Strom gegenüber dem vergangenen Jahr.
Verlief schon das erste Vierteljahr 2021 recht mau, so ging im gesamten ersten Halbjahr 2021 der Anteil der sogenannten »Erneuerbaren« weiter zurück. Sie erzeugten nur noch 43 Prozent des gesamten Stromverbrauches in Deutschland. Im ersten Halbjahr des vergangenen Jahres waren es noch 50 Prozent.
Die ehemalige grüne Politikerin Kerstin Andreae, die es an die Spitze des Verbandes geweht hatte, treibt zu mehr Windrädern in den Wäldern an: »Um die ambitionierten Klimaziele im Klimaschutzgesetz und European Green Deal zu erreichen, müssen wir das Ausbautempo deutlich anziehen. Für das höhere CO2-Einsparziel ist ein Anteil von mindestens 70 Prozent Erneuerbarer Energien an der Stromerzeugung bis 2030 erforderlich.«
Sie erklärt allerdings nicht, wie die vielen Räder sich kräftiger und länger drehen sollen, wenn kaum Wind weht. Das gelingt auch Frithjof Staiß nicht, der ist sogar Professor und geschäftsführender Vorstand des ZSW. Ihn treibt die Frage um: »Unbeantwortet bleibt die Frage, durch welche Maßnahmen sichergestellt werden soll, wie der Photovoltaik-Zubau gegenüber 2020 verdoppelt und der Zubau bei der Windenergie an Land sogar verdreifacht werden soll – und zwar nicht am Ende der Dekade, sondern bereits ab dem kommenden Jahr über die ganze Dekade hinweg.«
Denn: »Viele EU-Länder sind mittlerweile zu der Erkenntnis gekommen, dass die geplanten CO2-Reduktionsziele nur mit der Kernenergie erreicht werden können.« Auch nach 20 Jahren Dauersubventionierung in Deutschland sei es nicht gelungen, die erneuerbaren Energien wettbewerbsfähig zu machen. Bürger und Industrie ächzten schon heute unter den höchsten Strompreisen weltweit. »Es ist also für die Politik eminent wichtig, die neuesten technologischen Entwicklungen in der Kernkraft wahrzunehmen und zu nutzen. Moderne Kernkraftwerke werden immer sicherer und auch die Lagerung nuklearer Reststoffe entfällt perspektivisch. Aussichtsreiche neue Konzepte könnten Endlager überflüssig machen«, so Urban.
Demgegenüber trommelt Andreae für »Investitionen in den beschleunigten Aus- und Umbau der Energienetze, in den Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft, in die Verkehrs- und Wärmewende, in den Ausbau der erneuerbaren Energien. Wesentliche Bausteine sind hier Windenergie und Photovoltaik.«
Die Energieversorgung eines Industrielandes soll also noch mehr auf wacklige Wind- und Sonnenenergie gestellt werden.