Tichys Einblick
Bei Hart aber Fair

Die Bischöfin will ein neues 2015 – um das „christlich-jüdische Abendland“ zu schützen

Als wären alle Erkenntnisse der letzten Jahre vergessen: Mit den gleichen Moral-Argumenten von der "Seenotrettung" wird gefordert, Europa solle seine Tore öffnen, praktisch unbegrenzt. Die evangelische Kirche ist natürlich vorne weg.

Screenshot ARD: Hart aber Fair

Die letzte Ausgabe von „Hart aber Fair“ vor der Sommerpause steht an. Es ist EM-Spieltag, die Aufmerksamkeit vieler wird eher woanders liegen – trotzdem tut Frank Plasberg an diesem Abend einer Kollegin einen Gefallen. Das wäre zumindest eine Mutmaßung, warum an diesem Abend das Thema „Flüchtlinge“ ausgegraben wird. „Tod im Mittelmeer, Elend im Lager – ist uns das Flüchtlingsleid egal?“ titelt die WDR-Redaktion – damit ist der Ton der Debatte auch schon gesetzt.

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Die Schlepper-Kette reicht von Somalia bis in die Ägäis
Da überrascht die Besetzung nicht. Neben Cem Özdemir von den Grünen ist mit Petra Bosse-Huber eine evangelische Bischöfin eingeladen – doppelt Grün hält eben besser. Mitdiskutieren dürfen auch der führende CSU-EU-Abgeordnete Manfred Weber und der Journalist Nikolaus Blome. Den Anfang macht jedoch der fünfte Gast: Isabel Schayani. Die WDR-Journalistin vom Weltspiegel hat erneut einen ihrer Lesbos-Filme gedreht – für deren „kompetente, empathische“ Berichterstattung wurde sie bereits mit dem Grimmepreis ausgezeichnet. Und Empathie hat Frau Schayani eine Menge – das zeigt auch ihr aktueller Film, der zu Beginn der Sendung eingespielt wird. Die Stimme ist belegt, berichtet wird über eine junge Mutter von zwei Kindern, schwanger im achten Monat, die ihre dramatische Lage schildert – wie repräsentativ das ist, fragt keiner. Aber egal, es geht darum, ein Gefühl zu transportieren. Die zweifellos schlechten Zustände in griechischen Migrantenlagern werden erwähnt, sind in Wahrheit aber nebensächlich und dienen nur dazu, für die Weiterreise dieser Migranten zu agitieren. Damit ist der Modus Operandi für die Diskussion klar. Schayani erzählt auch von ihrer Rückreise aus Griechenland – plötzlich saß sie im Flieger nach Düsseldorf neben zwei „Flüchtlingen“ aus Moria. Wer deren Reise finanziert habe, fragt Plasberg. „Das hab ich die nicht gefragt“, entgegnet die preisgekrönte Journalistin. Nein, wieso auch? Das ruckelt ja nur am Narrativ.

CSU-Weber, als angeblich Konservativer in die Runde geladen, beklagt „Europas Versagen“, dem er natürlich mit aus Brüssel verordneten Zwangskontingenten für europäische Länder begegnen will. Die Partei, die die Grenzöffnung 2015 verantwortete, scheint noch immer nichts gelernt zu haben. Er beklagt „Alleingänge“ – und meint damit natürlich alle außer Deutschland. Cem Özdemir will Weber die Hand reichen, gemeinsam an Lösungen arbeiten. Wie er sich diese Lösungen vorstellt? Am besten sollte man ein Resettlement-Programm aufsetzen, sagt er – die Leute direkt aus den nahöstlichen Flüchtlingslagern nach Deutschland fliegen. Dann wird zumindest die tödliche Mittelmeerroute vermieden. „Warum gehen wir nicht her und sagen, wir nehmen 40.000 Menschen auf?“, fragt der Grünen-Politiker.

Das Mittelmeer als Massengrab – so polemisiert Petra Bosse-Huber. Die Bischöfin der evangelischen Kirche, die beim kleinsten Widerspruch ein hassschockiertes Gesicht zieht, bereichert die Runde wie kein zweiter Gast: Als Nikolaus Blome die tatsächlichen Beweggründe und politischen Faktoren hinter Migration beleuchten will, weigert sie sich schlicht, in diese Diskussion einzusteigen. Stattdessen erklärt sie, wir könnten alle aufnehmen, die auf dem Mittelmeer unterwegs seien. Europa begehe Mord, wenn Menschen im Mittelmeer ertränken.

Migrationsprofiteure
Falsche Samariter
„Es sind weniger ertrunken, als weniger gerettet wurde“, entgegnet Blome – Frau Bosse-Huber weicht aus. Fakten und Zahlen stören nur, wenn man moralinsauer für die Migration von so Vielen wie möglich nach Europa werben will. Dass es nur darum geht, offenbart sie auch an anderer Stelle. „Wäre es schlecht, wenn diese Menschen von Libyern gerettet werden?“, fragt Blome. „Ja, das wäre schlecht!“, entgegnet Bosse-Huber. Blome sagt, dass man nicht Millionen an Menschen aufnehmen kann – Bosse-Huber schüttelt den Kopf. Nicht die Lebensrettung, sondern eine ungehinderte Migration nach Europa ist das Ziel – und wenn irgendwo auf der Welt jemand in einem wackeligen Schlauchboot einen Ozean überqueren will, muss sofort der deutsche Steuerzahler bereit stehen, um zu „retten“. Das seien die „europäischen Werte“. Kein Scherz: Die Bischöfin erklärt allen Ernstes, Masseneinwanderung nach Europa schütze das „christlich-jüdische Abendland“.

Es ist eine Sendung wie im falschen Film – denn sie ignoriert alle Erkenntnisse und Diskussionen der letzten Jahre. Egal ob das die Pull-Faktoren sind, die nachweislich Migrationgsströme nach Europa ankurbeln und Menschen dazu bewegen, sich überhaupt erst auf den gefährlichen Weg übers Mittelmeer zu machen oder die fragwürdigen Verbindungen einiger der sogenannten Seenotretter zu Schlepperbanden. Egal, ob das die Tatsache ist, dass etliche „Seenotretter”, die Geretteten eben nicht in die nächstgelegenen Häfen in Nordafrika bringen, sondern direkt nach Europa und so illegale Einwanderung erzwingen – diese Wahrheiten sollen verschwiegen werden. TE wird für die Berichterstattung und Recherche zu diesen Fragen seit Jahren bekämpft und muss sich vor Gericht behaupten. 

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