Tichys Einblick
Corona-Update 07. Juni 2021

Der schwedische Weg – die Zahlen

Oft geschmäht und früh verurteilt - doch nach über einem Jahr Corona lässt sich nicht recht plausibel begründen, wo die Schweden falsch lagen. Bis heute gibt es dort keine Maskenpflicht. Die Zahlen sprechen für sich.

Der „schwedische Weg“ galt nach vergleichsweise vielen gemeldeten Corona-Toten in der ersten Welle als gescheitert. Doch die Regierung in Stockholm korrigierte ihren vermeintlichen Fehler nie – bis heute gibt es in dem 10 Millionen Einwohner Land weder Maskenpflicht noch Lockdown. Und die große Katastrophe – sie ist trotz allem ausgeblieben.

Mit 1.438 Toten pro eine Million Einwohner hat Schweden mehr Tote als Deutschland mit 1.065 zu verzeichnen – allerdings weniger als der EU-Durchschnitt mit 1.639 Toten. Laut einer Studie der Universität Stockholm war auch die Übersterblichkeit geringer ausgeprägt als im Großteil der übrigen EU-Staaten. „Es zirkuliert ein Mythos, dass Schweden besonders hart getroffen wurde. Das stimmte für den Mai 2020. Aber jetzt nicht mehr“, sagte Studienleiter Fredrik Ljungqvist. Das Gesundheitssystem war nie überlastet und in Welle zwei und drei entwickelten sich die Todeszahlen ziemlich ähnlich wie in Deutschland, das von Lockdown light zu lockdown ultra zum Bundeslockdown taumelte.

Vier deutsche Bundesländer haben auf die Einwohnerzahl gerechnet insgesamt sogar mehr Corona-Tote zu verzeichnen als Schweden. Jüngst sank die gemeldete Inzidenz im Land unter 15. Die Zahlen in Schweden entwickelten sich ähnlich wie im Rest Europas, würde man nur die Corona-Zahlen betrachten, würde einem kein Unterschied auffallen.

Während in den meisten anderen europäischen Ländern aber seit einem Jahr alles still steht, wichtige Teil der Wirtschaft in den Ruin getrieben wurden, Menschen ihre Existenzen verloren, die Suizid-Fälle explodierten genau wie die psychischen Leiden unter Jugendlichen und Kindern – lebte Schweden fast genauso weiter, als hätte es Corona nie gegeben. Die Kinder gingen weiter zur Schule und 2020 ging die Suizidrate im Land sogar zurück. Und dennoch ging in Schweden keine der Wellen über die Dimension einer herkömmlichen Grippe-Welle hinaus.

Codag-Bericht der Uni München
LMU-Untersuchung belegt: Die Methode Lockdown wurde weit überschätzt
Corona war auch in Schweden ein gravierendes Problem – allerdings nicht für die breite Bevölkerung, sondern für die Hochrisikogruppen, vor allem in den Altersheimen. Es liegt auf der Hand, dass die wichtigste Maßnahme gegen Corona überhaupt der Schutz der Altersheime ist – in Schweden waren 50 Prozent der Toten Heimbewohner, in Deutschland liegt die Zahl ähnlich hoch. Schweden verpasste es in der ersten Welle wie die meisten Länder Europas, in den Altersheimen effektive Schutzkonzepte einzuführen. Im Herbst korrigierte man das allerdings – und seitdem sind die Todeszahlen in Schweden auch im europäischen Vergleich sehr niedrig. Anders gesagt: Nicht der ausgebliebene Lockdown führte dazu, dass Schweden zwar immer Durchschnitt, aber nie Musterschüler war, sondern die anfänglich fehlenden Schutzkonzepte für die Hochrisiko-Gruppen.

Das, was für Schweden gilt, gilt übrigens genauso für die Schweiz der letzten Monate oder für Texas und etliche andere Bundesstaaten der USA – auch dort wo Lockdown & Co. vollständig ausblieben, war es nicht substanziell schlimmer. Daraus lässt sich schlussfolgern:

1. Covid-19 ist und war nie so schlimm wie befürchtet. In mehreren Ländern der Welt zeigt sich, dass auch fast ganz ohne Maßnahmen, die Pandemie nie das Ausmaß einer besonders schweren Grippewelle überstieg.

2. Die meisten Maßnahmen, die gegen Corona getroffen wurden, sind wirkungslos. Das lässt sich im übrigen auch mit Blick auf den wissenschaftlichen Forschungsstand zum Übertragungsweg zeigen und ist mittlerweile auch für die Lockdowns in Deutschland wissenschaftlich belegt.

Die Maßnahmen, die wirklich geholfen hätten (Schutz der Hochrisikogruppen) wurden hingegen fast überall vernachlässigt. Statt auf Schweden zu schimpfen und mit moralischen Totschlagargumenten gegen Konzepte zu wettern, die auch die Freiheitsrechte der Bürger berücksichtigen, sollte sich unsere Regierung auch an die eigene Nase fassen, warum man den Schutz der Altersheime nie in den Mittelpunkt gestellt und hier nur zögerlich auf Testkonzepte gesetzt hat.

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