In Dänemark schreitet die Regierung mit dem von ihr eingeläuteten Politikwechsel voran. Der erste Punkt: Syrische Migranten ohne Aufenthaltsrecht sollen das Land freiwillig verlassen. Um Rückreisen zu ermutigen, hat die dänische Regierung verschiedene Maßnahmen getroffen. So wurden Aufnahmezentren eingerichtet, in denen Migranten ohne Aufenthaltstitel so lange leben müssen, bis sie ausreisen. Daneben setzt man auf finanzielle Anreize: 175.000 Kronen (etwa 23.500 Euro) kann jeder Rückreisewillige einstreichen. Ausländer- und Integrationsminister Mattias Tesfaye spricht mit Recht von einer »großen Tasche mit Reisegeld« für die Rückkehrer. Es ist mehr als das, eine direkte Subvention für das syrische Wirtschaftsleben.
Anfang März hatte Mette Frederiksen verkündet, dass ein Teil der »syrischen Flüchtlinge« Dänemark verlassen müsse, da die Hauptstadt Damaskus und das umliegende Gouvernement inzwischen sicher seien. Das hatte ein Länderbericht der Dänischen Immigrationsbehörde ergeben.
Darin wird von zahlreichen freiwilligen Rückreisen nach Syrien berichtet. Laut dem UNHCR sind zwischen 2015 und 2018 insgesamt 122.400 Syrer in ihr Heimatland zurückgekehrt, diese Zahl bezieht sich auf die Rückreisen aus den unmittelbaren Nachbarländern wie der Türkei, dem Irak, Libanon und Jordanien. Allerdings behält sich die syrische Regierung eine Sicherheitskontrolle vor und lehnt je nach Ergebnis auch Einreisewillige ab. Vor allem muss der vorangehende Aufenthalt nachgewiesen sein. Dabei geht es offenbar um die Gefahr einer islamistischen Remigration.
Integrationsprobleme als Grund für den dänischen Politikwechsel
Doch Mette Frederiksen bekräftigte ihre Linie: »Wenn man keinen Schutzbedarf mehr hat, weil die Gefahr nicht mehr besteht, sollte man in sein Heimatland zurückkehren und dort beim Wiederaufbau helfen.« Im dänischen Parlament wurde Anfang Mai eine Resolution in diesem Sinne mit großer Mehrheit angenommen.
Im Hintergrund steht Frederiksens Ziel, auf »null Asylbewerber« zu kommen. Der Sprecher für Migrationsfragen in der sozialdemokratischen Partei, Rasmus Stoklund, spricht von »Integrationsproblemen« als Grund für diese Politik. Die dänischen Sozialdemokraten wollen Arbeitslosigkeit und hohe Kriminalitätsraten in Verbindung mit kulturellen Konflikten und Zusammenstößen nicht mehr hinnehmen.
Langfristig will die Regierung das nationale Asylsystem grundlegend umbauen und dazu Asylzentren außerhalb Dänemarks errichten. Tesfaye, Minister für Immigration und Integration, ist im Gespräch mit fünf bis zehn Ländern, auch mit Ländern, die vielleicht nicht so demokratisch sind, »wie wir uns das vorstellen«. Die Menschenrechtssituation soll dabei jeweils individuell bewertet werden, dazu besteht laut Tesfaye eine »politische und moralische Verpflichtung«. In Ruanda existiert bereits ein von Dänemark kofinanziertes Zentrum, das bisher Rückreisende aus Libyen aufgenommen hat. Der stille Grundsatz der Dänen bei alledem lautet in den Worten des Ministers: »Menschen, die an Dänemarks Tür klopfen und Schutz suchen, haben keinen Anspruch auf ein Leben in einem Wohlfahrtsstaat.«
Wird die dänische Politik zum Vorbild für andere Staaten?
In Großbritannien setzt Innenministerin Priti Patel ebenfalls auf eine konsequente Ausländerpolitik sowie die Bekämpfung von Menschenschmuggel und will die europäischen Nachbarn – naturgemäß – als sichere Transitländer behandeln.
Aus der Sicht deutscher Behörden gelten große Teile Syriens schon seit 2019 als sicher, der Abschiebestopp für Syrer ist Anfang des Jahres ausgelaufen. Doch praktische Folgen scheinen sich daraus nicht zu ergeben. Vielleicht fehlt eine international gültige Definition von »sicheren Zonen«. Doch Abkommen mit den Herkunftsländern, wie sie Dänemark verfolgt, können ebenso gut wirken.