Bei spektakulären Bau- und Zukunftsinvestitionen können Unternehmen der Autoindustrie grundsätzlich zwei Wege der öffentlichen Kommunikation beschreiten:
- Der Konzernchef himself besucht in regelmäßigem Abständen unter großem Getöse und spektakulärem Auftritt die Baustelle, um neue Botschaften an die Fan-Gemeinde abzusondern, zum Beispiel über mögliche Erweiterungsinvestitionen, neue Produkt-Technologien etc.
- Das Unternehmen plant, lässt sua lege vor Baubeginn ordnungsgemäß alles genehmigen und baut still vor sich, bis die Eröffnung kurz vor der Tür steht. Das heißt laut Volksmund: „Es wird erst dann gegackert, wenn das Ei gelegt ist!“
Womit die strategische Bedeutung dieser Investition für Bosch, die deutschen Autohersteller wie für den gesamten Wirtschaftsstandort Deutschland deutlich zutage tritt. Denn eines haben die Produktions- und Lieferausfälle von Halbleitern der Welt im den letzten sechs Monaten klargemacht:
- Die Automobilindustrie ist inzwischen existenziell von Halbleiterchips abhängig. Die Produktionsausfälle haben nach Schätzungen weltweit zu Verlusten von 90 Milliarden Euro geführt. Bei allen deutschen Herstellern standen die Bänder aus Chipmangel zeitweise still.
- Die deutsche Wirtschaft als Ganzes ist bei diesen produktionswichtigen Elektronikbauteilen extrem von ungestörten Zulieferungen aus dem Ausland, überwiegend aus Asien abhängig.
Abhilfe ist also dringend notwendig, und die neue Bosch-Fabrik lindert den Mangel auf dem angespannten Halbleiter-Markt.
Angesichts des weltweiten Chipmangels in der Autoindustrie schaut die Branche also mit großen Erwartungen auf den 7. Juni, wenn Bosch in Dresden seine neue Halbleiter-Fabrik im Beisein von Bundeskanzlerin Angela Merkel eröffnet. Mit einer Milliarde Euro ist es die größte Einzelinvestition in der Geschichte des Stuttgarter Weltkonzerns. Für Bosch-Chef Volkmar Denner ist dies auch ein Bekenntnis zum Technologie-Standort Deutschland. Bis 2022 fließen rund 1,5 Milliarden Euro in verschiedene Halbleiter-Projekte in Deutschland. Die Investition wird finanziell unterstützt vom Bundeswirtschaftsministerium.
Des weiteren produziert Bosch auch hochkomplexe integrierte Schaltungen (ASICS), die etwa 700 Prozessschritte und zehn Wochen für die Fertigung benötigen. Die fertigen Chips müssen allerdings noch lange Erprobungen in den Fahrzeugen bei verschiedenen klimatischen Bedingungen durchlaufen. Gut Ding braucht Weil´! Bis die Fabrik in Dresden also wirklich zur Entlastung in der Halbleiterkrise beiträgt, dürfte es noch einige Monate dauern. Vorausgesetzt es gelingt Bosch, die für den Hochlauf benötigten Wafer auf dem Weltmarkt zu besorgen.
„Aber jede Kapazitätserweiterung nützt der Branche“, zitiert die Automobilwoche einen hochrangigen VW-Manager. Angesichts der angespannten Lage auf dem Halbleiter-Markt stellt sich bereits jetzt die Frage nach Kapazitätserweiterungen in Dresden. Konkrete Planungen gebe es noch nicht, heißt es bei Bosch. Doch das Unternehmen lässt auch wissen, dass es sich ein weiteres Grundstück neben der Chip-Fabrik gesichert hat.
Möglicherweise könnte Musk in der Gigafabrik Grünheide Kapazitäten anbieten.