Auch bei Markus Lanz ist neben der Lage der CDU, die Lage im Nahen Osten das Thema der Stunde. Zunächst spricht Markus Söder über die historische Verantwortung für jüdisches Leben – ganz klar will er aber auch nicht werden. Auf die Frage: „Ist für Sie die Rolle klar, der israelische Staat gegen eine Terrorgruppe?“ antwortet er ausweichend, das sei alles „sehr, sehr kompliziert“.
Im zweiten Teil der Sendung diskutieren die Journalistin Kristin Helberg, der Politologe Thomas Biebricher und der Publizist Ahmad Mansour über den Antisemitismus auf deutschen Straßen und den Angriff auf Israel.
Die Sendung droht immer wieder in latent antizionistischen Bunte-Gesellschafts-Kitsch zu kippen – zu sagen das wäre alles „importierter Antisemitismus“, wäre ein Ablenkungsmanöver. Auch Israel trage schließlich Mitschuld, man müsse die Vorgeschichte der jetzigen Terrorwelle mit einbeziehen. Sogar das Wort „Apartheid“ fällt, Moderator Lanz bezeichnet Gaza als „größtes Freiluftgefängnis der Welt“.
Einer hält verlässlich dagegen: Ahmad Mansour, Autor und Psychologe, arabischer Israeli aufgewachsen in Tel Aviv, Ex-Fundamentalist. Heute setzt er sich für Integration ein, warnt vor der Gefahr des Islamismus, wirbt für die Verständigung von Palästinensern und Israelis.
Er sagt: Die Gewalt der letzten Tage, das wäre „muslimischer Antisemitismus zum Teil von Flüchtlingen zum Teil gesteuert von der Türkei“ gewesen. Und die entscheidende Frage des Abends: „Warum kann ich das nicht so nennen?“ Erklären kann ihm das freilich keiner. Doch immer wieder versucht man es mit Sprüche à la „Natürlich ist der Hamas-Terror schlimm, aber …“.
Mansour skizziert eine neue Strategie im Umgang mit Migration aus dem arabischen Kulturkreis. Man dürfe vor den Problemen nicht die Augen verschließen, 50 Prozent hätten Studien zufolge antisemitische Einstellungen. Das Problem müsse man erkennen und handeln: Vor allem mit Bildungsarbeit – wenn Leute aber unsere Werte verachten und das Existenzrecht Israels leugnen, müssten auch Abschiebungen diskutiert werden. Das gebiete auch Deutschlands historische Verantwortung.
Journalisten Kristin Helberg macht einen Punkt, als sie sagt, dass der Antisemitismus unter syrischen Einwanderern – die bald die Polen als zweitgrößte Migrationsgruppe in Deutschland überholen – zum einen aus dem Islam, zum anderen durch die antiisraelische Indoktrination in der Schule in Syrien käme. Mansour warnte davor, die Einwanderer allein in die Opferrolle zu bringen.