Tichys Einblick
Italien

Salvini steht zu Israel und erhält Morddrohungen

Matteo Salvini sprach bei einer von der israelisch-italienischen Community spontan organisierten Kundgebung in Rom an historischem Ort.

Matteo Salvini am 12.05.2021 in Rom

IMAGO / Independent Photo Agency Int.

Der anhaltende Raketenbeschuss aus Gaza auf Israel wühlt auch Europa auf. Unabsehbar ist momentan, was daraus folgen wird. Politiker aller Parteien und Regierungen haben sich meist zurückhaltend geäußert zur erschütternden Tagesaktualität. Deutschlands Außenminister Heiko Maas äußerte sich zunächst relativierend: „Alle Seiten stehen in der Pflicht, weitere Opfer unter Zivilisten zu verhindern.“ Als ob Israel für die Gewalt auch Verantwortung trüge. Erst gestern hat er verspätet klargestellt, dass die Hamas verantwortlich sei. In seltener und sich davon stark abhebender Deutlichkeit hingegen äußerte sich Armin Laschet.

In Italien hat Matteo Salvini, Chef der Lega, dessen Partei derzeit mit drei Ministerien im Kabinett von Mario Draghi vertreten ist, in einem ersten Tweet und Posts auf Social Media seine Wut und Trauer über die Raketenangriffe auf Israel bekundet, wie mehrere Tageszeitungen auch online aktuell berichteten. Seine ganze Solidarität und Gedanken seien beim israelischen Volk, wer Israel angreife, greife auch die Demokratie an, so Salvinis Botschaft.

Es dauerte nicht lange, bis die Gegenreaktionen auf Twitter und anderen Kanälen, als volle Breitseite kamen. Il Seccolo d’Italia schreibt von „professionellen Hatern“, die von überall her Salvini bedrohten und offen beleidigten und den Tatbestand von Hass und Hetze klar erfüllen.

Meist aus dem Schutz der Anonymität heraus verfluchten und beschimpften viele Salvini und wünschten ihm selbst und seiner Familie Schlimmstes und mit teilweise obszönen Formulierungen. Salvini, samt „dem israelischen Volke“, sollen in der Hölle sterben, ja verbrennen, auch seine Mutter wurde aufs Übelste beschimpft. Geballter Hass und Hetze wurde im Netz über Salvini ausgekübelt. Es waren offenbar nicht nur bekennende Muslime.

Dazu gehörte auch ein gewisser ‚Chef Rubio‘, einstiger Rugbyspieler, volltätowiert und als ehemaliger Fernsehkoch bekannt in Italien, vergriff sich diesmal nicht in den Zutaten sondern im Ton gegen Matteo Salvini: „Meine Solidarität mit Israel für Deinen A…! Du Anhängsel der Zionisten… “

Unterdessen trat Matteo Salvini bereits am Nachmittag bei einer von der israelischen beziehungsweise jüdisch-italienischen Community spontan organisierten Kundgebung für das Existenzrecht Israels auf. Hamas und Islamischer Dschihad seien Terroristen und wollten nicht Frieden sondern Zerstörung, twitterte er dazu.

Sonnenschein und blauweiße Flaggen Israels schmückten in Rom den Platz des Porticus Octaviae, des geschichtsträchtigen Restes der Säulenhalle, der auch für die Juden dieser Tage noch eine große Rolle spielt. Denndort ließ Papst Paul IV. 1555 das jüdische Ghetto Roms einrichten, aus dem in der „Judenaktion“ der Nacht vom 15. zum 16. Oktober 1943, 1.007 Personen in deutsche Konzentrationslager deportiert wurden, von denen nur siebzehn zurückkehrten. Seit 2002 erinnert an diesem Ort auch eine Gedenktafel an die Deportation und Ermordung der Juden.

Matteo Salvini bezog auf der Bühne als einer der ersten Politiker klar und deutlich Stellung zu den Angriffen auf Israel. Bis dato haben sich die Koalitionspartner im Kabinett, die PD (Sozialdemokraten und Linke) sowie Fünfsterne, noch nicht geäußert, auch Salvini weder zugestimmt noch gegen Anfeindungen und Hass verteidigt.

Der Anführer der Lega eröffnete seine Rede auf dem Platz vor zahlreichen Besuchern damit, „die meisten hier, genauso wie in Israel oder in Gaza, wollen nur das Recht auf Arbeit, auf Leben, und vor allem Frieden … “, das aber rechtfertige nicht solche Angriffe. Man habe das Recht auf ‚Klarheit‘, so Matteo Salvini. Wenn eine Gruppe und Organisation „terroristisch ist, muss man sie auch terroristisch nennen“, und referierte damit auf die Hamas (wie auch im Buch des Autors, „Reizfigur Salvini“, beschrieben und analysiert).

Weiter sprach Salvini auch über den Iran. „Und wenn ein Staat wie der Iran Israel offen als „Krebsgeschwür in der Region“ bezeichnet und diesen gern vernichten würde“, dann sei es das höchste und auch normale Gebot, mit dem Iran eben nicht „zusammenzuarbeiten oder Handel zu betreiben …“

Salvini habe zwar ziemlich breite Schultern, aber die Beleidigungen und auch Todesdrohungen in den sozialen Medien hätten ihn schon etwas aufgewühlt, fuhr er fort. Auf Google-Translator habe er sich ein paar Nachrichten übersetzen lassen. Armselige aber auch gefährliche Menschen schrieben da. Was ihn als Italiener und Politiker sowie Vater zweier Kinder aufwühlte, sei auch, dass laut der Profile vieler ‚Hassenden‘, es hier in Europa und Italien aufgewachsene 14- bis 16-jährige Jungen seien. Viele bereits in der zweiten Generation hier in Italien sozialisiert, aber an den Lippen der Hamas hängend. (Salvinis Rede: hier). Das müsse einem jeden Staatsdiener zu denken geben.

Außerdem könne es nicht sein, dass die Medien schweigen, oder gar Israel das Existenzrecht absprechen würden. Wer Israel als demokratischen Staat angreife, „greift jeden von uns an!“. Matteo Salvini forderte, dass das Regierungskabinett eindeutig Stellung bezieht.


Die mobile Version verlassen