Auf die jüngste ARD-Runde bei Sandra Maischberger „Die Woche“ trifft beides zu; es waren wieder mal zu viele Themen und zu viele Teilnehmer. Themen waren: Corona, Impfstoffe, Indien, Afrika, „Grüne“, Rassismus, Palmer, CSU, Maskendeals, Drogenvergangenheit von Joe-Biden-Sohn Hunter. Dazu saßen neben der Moderatorin im Studio: Gerd Müller (CSU, Bundesentwicklungsminister), Nelson Müller (Gastronom), Susanne Gaschke (Journalistin, „Die Welt“), Nicole Diekmann (ZDF-Hauptstadtkorrespondentin). Zugeschaltet waren Leif Erik Sander (Impfstoffexperte der Charité), Hunter Biden (Sohn von US-Präsident Joe Biden). Obendrein „Einspieler“: Gesundheitsminister Spahn, RKI-Präsident Wieler, der unvermeidliche Lauterbach, Präsident Joe Biden, Ex-Präsident Donald Trump, Bilder aus Indien usw.
Mit derlei Leerlauf wurde denen die Zeit gestohlen, die wirklich etwas zu sagen gehabt hätten. Vor allem Leif Erik Sander. Endlich mal wieder jemand von der Charité, der nicht Drosten heißt. Sander kam aber nur sechs Minuten zu Wort. Dabei hätte er über Herdenimmunität, über die Erfahrungen in Israel usw. einiges zu bieten gehabt. Immerhin gelang es ihm in der kurzen Zeit, einen gewissen Optimismus für den Sommer zu verbreiten. Wenig zu Wort kam auch Nelson Müller, der übrigens auch infiziert war und der sich recht klar in der Frage der Öffnung der Gastronomie und in der Causa „Palmer“ positionierte. Er entging allerdings der Pseudo-Psycho-Kuschelfrage der Moderatorin nicht: „Was macht das mit Ihnen?“
Dann ging es um Indien, und dazu wurde Entwicklungsminister Gerd Müller zum 4-Augen-Gespräch gebeten. Er schlug sich anfangs nicht schlecht, machte deutlich, dass „Brüssel“ eine Enttäuschung gewesen sei, dass Deutschland in Indien bereits vor den Transportflügen der Bundeswehr geholfen habe, dass er von den G7 und der EU je mindestens 10 Milliarden Hilfen für die Impfung vor allem in Afrika verlange, dass es nicht mit einer Freigabe von Patenten getan sei, dass aber mehr Lizenzen vergeben werden müssten. Schweigsamer wurde er, als Maischberger ihn auf diverse Skandale um Maskendeals im Kern oder im Umfeld der CSU ansprach. Hier verwies Müller auf die Staatsanwaltschaften.
Und schließlich ging es für den Rest der Sendung, also etwa 20 Minuten, um das neue Buch „Beautiful Things – Meine wahre Geschichte“ von Hunter Biden (51), Sohn des amtierenden US-Präsidenten Joe Biden. Hunter Biden war aus den USA zugeschaltet. Er kam nicht unsympathisch rüber, weil er seine Drogenabhängigkeit, die wohl im 8. Lebensjahr mit einem Glas Champagner begann, in aller Offenheit schilderte. Bis hin zu Details, etwa dass er auf seiner verzweifelten Suche nach Kokain schon auch mal geriebenen Parmesan für Kokain hielt und inhalierte. Ja, Hunter Biden hat traumatische Erfahrungen hinter sich: Er überlebte als Dreijähriger einen Autounfall, bei dem seine Mutter und seine Schwester ums Leben kamen, er verlor seinen Bruder 2015 durch eine Tumorerkrankung. Er war wegen seiner Drogenprobleme aus der Army entlassen worden. Er wurde von Trump dafür und für seine Aufsichtsrattätigkeit in einem ukrainischen Gaskonzern heftig attackiert. Und zum Abschluss dann die doch wichtige Aussage: Auch wenn man seine Drogenprobleme hinter sich habe: Eine gesunde Angst müsse bleiben. Und: „Die Liebe meiner Familie und meines Vaters hat mich gerettet. Das ist das Einzige, was den Drogen-Teufelskreis durchbrechen lässt.“ Aber das gilt natürlich für alle Betroffenen, auch wenn sie keine so prominenten Namen haben.
Alles in allem dennoch: Ein Weniger an Themen und Teilnehmern wäre mehr gewesen. Aber wer wie Maischberger seit zwei Jahrzehnten Talkshows auf diese Weise macht, der lernt es auch nicht mehr.