Stellvertreterkrieg oder die Union zerfällt vor laufender Kamera:
In der gestrigen Sendung trommelte auf der einen Seite NRW-Staatssekretärin für Integration Serap Güler für ihren Chef Armin Laschet, während die Beauftragte für Digitalisierung Dorothee Bär ihren Sonnenkönig und seinen Wortbruch in der Kanzlerfrage verteidigte. Das war auf beiden Seiten ehrlicherweise ein Trauerspiel, bei dem die Überschrift „Die Union zerfällt vor laufender Kamera“ lauten könnte.
Für die Parlamentskorrespondentin der Süddeutschen Zeitung, Cerstin Gammelin, ist Söder hingegen gut aufgestellt, aber er überdrehe auch gerne, wenn er spüre ein Spiel eventuell gewinnen zu können. Verarbeiten musste man erstmal, dass Anja Kohl, Börsenexpertin der ARD, an diesem Abend nicht im Börsenstudio, sondern nun auch bei Maischberger zu finden war. Kohl ist dabei der Meinung, dass die Union sich auf ihr Programm konzentrieren sollte, statt über Personalien zu streiten. Die Leute hätten genug von Eitelkeiten, von „Übermännlichkeit“. Als Zuschauer konnte man eher das Gefühl von Überweiblichkeit haben, angesichts der Stellvertreterinnenkriege die für CDU,CSU und die Grünen da geführt wurden. Eigentlich fehle nur noch Saskia Esken von der SPD – bald wird auch sie uns nicht erspart bleiben in derartigen Sendungen.
Ganz nach dem Motto „Wenn sich zwei streiten, freut sich der/die/das Dritte“ wettete der heutige Quotenmann und Journalist Wolfram Weimer eine Kiste Bio-Limo, dass nächste Woche Annalena Baerbock als Kandidatin der Grünen in das Rennen geschickt wird. Es ist also soweit: Jetzt wird bereits Frau Baerbock als Kanzlerkandidatin der Grünen „gekürt“.
Falls Sie sich fragen, warum Karl Lauterbach schon wieder bei Maischberger war: Sie und Lanz teilen sich sicher das Sorgerecht. Für Lauterbach gab es natürlich keine Alternative zum Lockdown. Über Öffnungen zu diskutieren sei für ihn eine „völlig unnötige Luxusdebatte“. Lisa Federle, die Initiatorin des Tübinger Corona-Modellprojekts, forderte hingegen einen Mittelweg bei Kontaktbeschränkungen und anderen Maßnahmen. Sie habe mit dem Leiter der Intensivstationen telefoniert, der ihr mitteilte, dass wir noch lange nicht an unserer Kapazitätsgrenzen angelangt seien. Dabei seien aber bereits jetzt schon die Kinder- und Jugendpsychiatrien so voll wie nie, sodass auch an die psychische Gesundheit vieler Kinder in der Pandemie gedacht werden muss, forderte Federle.
Ihnen alles Gute. Bis zum nächsten Mal.