Es ist sicherlich eine Kehrtwende der besonders drastischen Art und Weise. Das kleine Saarland ist jetzt „Modellregion“. Nach Ostern soll durch regelmäßige Tests das öffentliche Leben hochgefahren werden – im Prinzip so, wie es Tübingen vormacht. Tobias Hans beschreitet neue Wege. Ausgerechnet Tobias Hans! Der Treueste der Treuen unter den Ministerpräsidenten. In jeder zweiten Talkshow saß Hans mit seinen goldigen Augen und besorgter Mine und predigte den Lockdown in windigen Phrasen, wie von der Größten gelernt.
Noch vor wenigen Tagen verteidigte er Merkels Osterruhe, warb für eine „gesamtgesellschaftliche solidarische Kraftanstrengung“ der Menschen. Nur so sei das exponentielle Wachstum zu stoppen. Er war selbst gegen den vor wenigen Wochen beschlossenen Stufenplan. Er immer knallhart: Schon Ende letzten Jahres brachte er Ausgangssperren ins Spiel und wollte den Weihnachtslockdown noch verschärfen. Seine Parole: „Jetzt bloß kein Risiko eingehen“.
Und so muss Merkel erleben, dass eine Garde von Ja-Sagern nicht gerade krisenfest und nur loyal ist, solange es sich rentiert. Die Surfer auf Merkels Lockdownwelle prügeln sich um die Rettungsbote – Frauen und Kinder zuletzt. Wie auch immer: Im Saarland wird gelockert.
Nur einen Haken hat die Geschichte. Mut stellt sich nicht über Nacht ein. Das Projekt hat eine Beschränkung von einer 7-Tages-Inzidenz von 100. Aktuell liegt das Saarland knapp über 70 – Tendenz steigend. Testet man jetzt noch deutlich mehr und beseitigt die Dunkelziffer, könnte der magische Schwellenwert sehr schnell erreicht und der saarländische Sonderweg allein ein PR-Gag sein. Es sei, denn Hans lässt auch gesondert rechnen.