In Nordrein-Westfalen stehen am Samstag die Nominierungen für die Bundestagskandidaten an. Der CDU-Vorstand in Köln hat Staatssekretärin Serap Güler für den Wahlkreis Leverkusen-Köln vorgeschlagen, in welchem sie gegen ihre Kollegen Paloma Krassa, Ulrich Wokulat und Robert Budde antritt. Der derzeitige Abgeordnete für diesen Wahlkreis ist Karl Lauterbach (SPD). In der Kölner CDU herrscht über Serap Gülers Aufstellung alles andere als Begeisterung. Dies verwundert kaum. Denn Güler ist eine zutiefst widerspruchsvolle Politikerin.
Als Staatssekretärin im Ministerium für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration (MKFFI) in Armin Laschets Landesregierung ist sie vor allem für Integration zuständig – und kooperierte früher vermutlich mit türkisch-nationalistischen und islamistischen Organisationen. Heute will sie die türkisch-nationalistische Organisation Graue Wölfe verbieten – doch seit Jahren steht der Vorwurf im Raum, dass sie diesen erst die Tür zur CDU geöffnet hat. Und seit kurzem steht Güler sogar im Verdacht, einer CDU-Freundin einen lukrativen Auftrag durch ihr Ministerium verschafft zu haben. Die Landesregierung bestreitet das, doch es bleiben Fragen offen.
Der eigene Wahlkreis warnt vor Serap Güler als Bundestagskandidatin
TE liegt ein Schreiben von Thomas Portz, dem Vorsitzenden der CDU im Stadtbezirk Köln-Mülheim vom 23.02.2021 vor. In dieser Mail wird im Namen des CDU-Vorstandes Köln-Mülheim eine mögliche Bundestagskandidatur von Serap Güler als „das Gegenteil von Glaubwürdigkeit“ bezeichnet, „aufgrund eigener Karriereopportunitäten“ der Mitglieder. „Dies ist auch einer der Gründe, warum die CDU im Stadtbezirk Mülheim Frau Güler ausdrücklich nicht unterstützt“, heißt es. Güler sei in dem Wahlkreis „nicht verwurzelt“ und bringe dem Wahlkreis oder den Ortsverbänden keinerlei Vorteile. Stattdessen unterstütze man die CDU-Politikerin Paloma Krassa.
Auch wird eine große Sorge bezüglich Gülers Aufstellung geäußert. Sie stehe ausschließlich für das Thema Zuwanderung und Migration, wodurch dann „jedes noch so kleine und rein kommunalpolitische Thema auf seine integrationspolitische Korrektheit überprüft und kommentiert“ werden würde. Andere Themen wie Infrastruktur und Verkehr würden folglich untergehen. Zudem wird Güler scharf für ihre linkspolitische Affinität kritisiert: „Hinzu kommt ein Anbiedern bei linksökologischen Gruppen und Milieus, das einen nicht unerheblichen Beitrag zum Erstarken der Grünen in unserem Stadtbezirk geleistet und Stammwähler verprellt haben dürfte.“ In dem Schreiben wird ausdrücklich geraten, man solle sich „diese Erfahrung ersparen“. Als Reaktion auf dieses Schreiben stellte sich der CDU Kreisvorstand Köln hinter seine stellvertretende Vorsitzende Serap Güler, indem er ihr einstimmig eine Empfehlung für die Kandidatur als Bundestagskandidatin aussprach.
Stimmenkauf durch Jobangebote?
Verhalf die Staatssekretärin einer CDU-Freundin zu einem lukrativen Auftrag?
Doch die Frage ist nicht geklärt, ob Güler indirekt von außen einen Einfluss auf die Auswahl hatte. Es gab zwar Bewertungskriterien, doch wer war aus Gülers Ministerium an der Vergabe beteiligt? Emitis Pohl und Serap Güler sind seit Jahren eng befreundet. Dies bestätigen CDU-Mitglieder gegenüber TE sowie zahlreiche Fotos. Bereits im Jahr 2017 war Pohls Agentur nach eigenen Angaben für die Landtagswahlkampagne von Serap Güler verantwortlich. Laut der Antwort der Landesregierung habe Güler im Vorfeld nicht Pohls Agentur auf die Ausschreibung hingewiesen, ergänzt aber, dass solch ein Hinweis jedem frei steht, da das Verfahren öffentlich einsehbar war.
Auffällig ist, dass die Agentur im Jahr 2020 von der Landesregierung den Auftrag „für eine Corona-Sonderplakatierung in Kosten in Höhe von 3.784,20 €“ erhalten hat. In der Antwort wird nicht angegeben, ob es dafür auch eine Ausschreibung gegeben hat. Auch hier ist die Frage offen, unter welchen Kriterien ep communication diesen Auftrag während der Corona-Krise erhielt – gehört zu den unausgesprochenen Kriterien hier auch (Partei-)Freundschaft? Die Unionspartei steht derzeit mit Maskenaffären in den Schlagzeilen. Auch in dieser Causa wäre es möglich, dass befreundete CDU-Politiker sich Aufträge untereinander zuschieben. Dass in der Antwort steht, „die Landesregierung vergibt keine Aufträge nach Parteizugehörigkeit“, kann den Verdacht nicht ausräumen. Die Staatskanzlei von Ministerpräsident Laschet in Düsseldorf wollte auf Fragen von TE zur Causa Güler und Pohl nicht über die Antwort auf die parlamentarische Anfrage hinaus Auskunft geben.
Graue Wölfe, AKP-Lobbyisten und islamistische Organisationen
Serap Güler verteidigte 2018 ihre Parteifreundin Giousouf gegen Islamismus-Vorwürfe, obwohl schon seit 2014 belegbar ist, dass Giousouf Kontakte zu islamistischen Akteuren pflegte. Auch wird Güler schon seit 2014 Kontakt zu islamistischen Akteuren und türkisch-rechtsradikalen Gruppen vorgeworfen. So existieren zahlreiche Fotos und Posts von Veranstaltungen sowie Presseartikel, die dies belegen. Heute fordert Güler ein Verbot der Grauen Wölfe und Sanktionen gegen den türkischen Präsident Erdogan – doch wie glaubhaft ist das? Serap Güler ist in dieser Hinsicht höchst widersprüchlich. Durch ihr Engagement in der „Union der Vielfalt“ spielte sie Lobbyisten in die Hände. Den Verdacht, dass sie aus falscher Toleranz mit rechtsradikalen Gruppen und Islamisten sympathisiert, konnte sie bis heute nicht aus dem Weg räumen.
Güler öffnete fragwürdigem Akteur die Parteitür
Den Vorwurf, dass Serap Güler fragwürdigen Personen Türen öffnet, bestätigt ein Dokument, das TE vorliegt. Es handelt sich um ein Schreiben von Serap Güler persönlich als damalige stellvertretende Vorsitzende des „Deutsch Türkischen Forums“ (DTF), welches Vorgänger-Organisation der Union der Vielfalt war und eine Nähe zu den Grauen Wölfen zeigte. Adressiert ist es an das damalige und heutige Mitglied des Landtages Peter Preuß (CDU), datiert auf den 31.01.2014. Güler setzt sich in diesem Schreiben für Herrn D. ein, dafür, dass dieser eine Mitgliedschaft bei der CDU Düsseldorf erhalten solle, auf die er „seit fast 1 1/2 Jahren“ warten würde. Sie schreibt, dass sie Herrn D. „seit Jahren auch persönlich“ kennt und „ihn in dieser Zeit schätzen gelernt“ habe.
Für einige CDU-Politiker aus Köln stelle es wohl ein „Horrorszenarium“ dar, wenn Serap Güler mit dieser Vita in den Bundestag gelangt. „Sie will natürlich Laschet nach Berlin folgen“, sagte ein Mitglied. Die Befürchtung: Wenn Laschet Kanzler werden würde, säße die widersprüchliche Serap Güler schon bald im Kabinett.
Richtigstellung
Auf tichyseinblick.de haben unter der Überschrift „Die nächste CDU-Affäre? Nun steht Laschet-Vertraute Güler in der Kritik“ folgende Aussage über den Kreis der Düsseldorfer Muslime verbreitet:
„Aktuell werden einzelne Mitglieder des KDDM als extremistisch vom Verfassungsschutz eingeschätzt.“
Diese Behauptung nehmen wir zurück. Der Verfassungsschutz hat keine Einschätzung abgegeben, das einzelne Mitglieder des KDDM extremistisch seien.
Richtigstellung
Auf tichyseinblick.de haben unter der Überschrift „Die nächste CDU-Affäre? Nun steht Laschet-Vertraute Güler in der Kritik“ folgende Aussage über den Kreis der Düsseldorfer Muslime verbreitet:
„Aktuell werden einzelne Mitglieder des KDDM als extremistisch vom Verfassungsschutz eingeschätzt.“
Diese Behauptung nehmen wir zurück. Der Verfassungsschutz hat keine Einschätzung abgegeben, das einzelne Mitglieder des KDDM extremistisch seien.“