Tichys Einblick
Wochenkrippen und Gemeinschaftsunterkünfte

Ein Grüner im Kanzleramt ist möglich

„Deutschland. Alles ist drin.“ Versprechen Baerbock und Habeck / Über den steinigen Weg zur „Ökologischen Marktwirtschaft“ im Sinne des Klimas aber verraten sie nichts

IMAGO / Metodi Popow

Die einzige Partei, die inmitten radikal schwindenden Vertrauens in die Politik zulegen kann, sind die Grünen. Nahezu Kopf an Kopf mit der SPD strampeln sie knapp unter der 20-Prozent-Marke. Da Union und SPD die Parteien sind, denen die Bürger die Verantwortung für das Total-Versagen in der Corona-Politik anlasten, wird sich deren Stimmenanteil zumindest in den Umfragen weiter verschlechtern. Träte im September nach den Bundestagswahlen, das ein, von dem viele Beobachter heute schon ausgehen, säße ab Herbst Frau Baerbock oder Herr Habeck im Amt des Bundeskanzlers an der Spitze einer grün-rot-gelben-, oder grün-rot-dunkelroten Koalition. Dann wäre Grüne Politik über Nacht Staatspolitik!

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Deswegen lohnt es sich, schon jetzt einen sehr genauen Blick auf das Wahlprogramm der Grünen zu werfen, welches das Spitzenduo am vergangenen Wochenende vorstellte. Überschrieben ist, der noch auf dem Bundesparteitag der Grünen im Juni zu verabschiedende, Entwurf mit dem harmlos wohlklingenden Motto: „Deutschland. Alles ist drin.“. Ein Slogan, der auch jede Tourismusbroschüre zieren könnte und ebenso gut auf ein Werbefolder für Investoren passen würde. Doch ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Denn, gut meinende und ein bißchen naive Mitbürger könnten glauben, dahinter verberge sich das Versprechen von wachsendem Wohlstand, Liebe zur Natur und allgemeiner Fröhlichkeit in einer durchgegenderten Welt sozialer Gerechtigkeit.

Tatsächlich lesen sich die 136 Seiten grüner Lyrik ohne große Anstrengung flott durch. Wer hat schon etwas gegen den Klimaschutz, eine ausgeprägte Willkommenskultur für Jedermann*frau, staatlichen Schutz vor allen Zumutungen des Lebens und das alles in kollektiver Gemeinsamkeit. Schon weniger, oder besser gar nichts, erfährt man über den steinigen Weg hin zum Paradies. An erster Stelle wird hier der Umbau der kapitalistischen Marktwirtschaft in eine „Sozialökologische Wirtschaftsordnung“ genannt und mit dem Aufbau von Rahmenbedingungen für ein klimafreundliches Wirtschaften beschrieben. Schon bis zum Jahr 2030 sollen die Treibhausgas-Emissionen im Verhältnis zu 1990 um 70 %, gegenüber den bisher angestrebten 55 % reduziert werden. Ebenfalls 2030 soll der beschlossene Ausstieg aus dem fossilen Energieträger Kohle, statt wie bisher geplant 2038, vollzogen sein. Von der Kernenergie wird das endgültige Aus schon Ende nächsten Jahres verkündet. Wind und Sonne werden, und hier sind sich selbst die grünsten der Grünen einig, den Ausfall in der Elektrizitätsversorgung nicht ausgleichen können.

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Was ist da zu tun? Ganz einfach – entweder man kauft die erforderlichen Mengen im Ausland für teures Geld ein (daß das Meiste davon Atomstrom ist, spielt auf einmal keine Rolle mehr), importiert immer mehr russisches Gas für plötzlich entdeckte klimafreundliche Gaswerke (der Kohlendioxidausstoß eines Gas-Kraftwerkes beträgt immerhin noch 50 % von dem eines Kohlekraftwerkes) und hofft auf die noch gar nicht so sichere Versorgung mit grünem Wasserstoff. Das alles führt zwangsläufig dazu, und jetzt wird’s unfröhlich, daß der Energieverbrauch erheblich eingeschränkt werden muß. Zu denken ist beispielsweise an Beleuchtungsvorschriften für innen und außen, die stets für ein schummeriges tête-à-tête-Gefühl sorgen, die Tätigkeitsformen des Menschen aber stark einschränken und zur Hochkonjunktur für Straßenräuber führen werden. Noch gar nicht beschrieben sind hier die Folgen der ständigen Stromsperren.

Übrigens, das asoziale Wohnen von nur wenigen Personen – gemeint ist hier die spießige Kleinfamilie alten Denkens – im schlimmsten Falle im großzügigen Eigenheim oder Häuschen muß schleunigst beendet werden. Hier ist dann viel Platz für Wohnungssuchende und Neuankömmlinge vorhanden! In Folge bundesweiter Mietendeckel und beginnender Enteignungen sorgen die von grünen Kommunalpolitikern durchgeführten Maßnahmen zur Organisation gemeinschaftlichen Lebens dafür, dass gemischte Frauen- und Männerbrigaden in Großküchen die Versorgung der in der ökologischen Kreislaufwirtschaft körperlich schwer arbeitenden Massen garantieren. Welche Mengen an Energie da eingespart werden könnten! An die Stelle von Einzelwohnungen treten große Schlafsäle, in denen Frauen und Männer, sowie Kinder, getrennt untergebracht werden. Kein Wunder, daß sich alle auf die zugeteilten „Räume der Volksfreude“ als „Stätte intimer Begegnungen“ am Wochenende freuen. Aber nur, wer genügend soziale Pluspunkte hat, kommt in den Genuss dieser Freuden, alle anderen dösen in der Freizeit vor sich hin und genießen diese besonders verschärfte Form des Lockdowns, Kanzlerin Merkel nennt es die „Zeit der Ruhe“, im Gefühl immerwährenden Dankes an die grünen Erzieher, Anteil am Aufbau der schönen neuen Welt nehmen zu können. Die Produktion umfaßt nur noch das Notwendigste. Manchmal erzählen in der Nacht alte weiße Männer von einer Zeit, in der unser Land noch Exportweltmeister war. Freilich schütteln sie dabei vor Abscheu den ganzen Körper, im Gedanken an die vielen Autos und Unmengen Waren, die die Knechtschaft des Konsumterrors begründeten.

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Autos gibt es übrigens längst keine mehr. Mit den Elektroautos ist es so wie mit dem Corona-Impfstoff. Jeder spricht davon, doch nur wenige haben ihn je gesehen. Schon vor einiger Zeit hat der „VEB Energie – für eine frohe Zukunft“ schon erklärt, daß er aufgrund der geringen Stromproduktion außerstande ist, die Ladesäulen zu versorgen. Dafür hat man jetzt große, mit Holzkohle wie im Russland der dreissiger Jahre des vorigen Jahrhunderts befeuerte, busähnliche Vehikel, mit denen jeweilige Kohorten von 50 Werktätigen zu den Produktionsstätten über verfallene Straßen geschaukelt werden, dicht gefolgt von ähnlichen fahrbaren Ungetümen, die „die lieben Kleinen“ in die Wochenkrippen und Kitas karren. Nach des Tages Mühe und Last geht es dann wieder zurück in die Gemeinschaftsunterkünfte, in denen diverse Abendveranstaltungen wie „Das Geheimnis, noch mehr für die Neue Welt leisten zu können“ warten. Damit auch der letzte Zweifler begreift, prangt überall die Losung: „Ökologische Marktwirtschaft oder Klimatod – Du hast Dich entschieden!“.

In der Nacht startet die Klimapolizei umfangreiche Such-Aktionen nach von Ewiggestrigen versteckten Gütern oder der Steuerfahndung vorenthaltenen Geldern. Denn obwohl die Vermögenssteuer schon bei 98 % und die Einkommensteuer bei 80 % liegen, gibt es immer noch unbelehrbare Elemente aus der vor-grünen Zeit, die sich auch durch höchste Strafen nicht abschrecken lassen, die Gemeinschaft zu betrügen.

Dies ist nur als kleiner Einblick in die Welt von Morgen gedacht. Hoffentlich bedenkt jeder, der sich mit der Absicht trägt, diese Welterlöser-Partei zu wählen, was er damit heraufbeschwört. Aber alle seien getröstet, auch jede andere denkbare Konstellation wird, angesichts fehlender Persönlichkeiten überall, nicht den notwendigen Kraftakt an Frische und Optimismus hin zum Wecken individueller und kreativer freiheitlicher Kräfte zustandebringen.

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