Tichys Einblick
Wasserwerfereinsatz

Demo in Kassel: Polizei spricht von bis zu 20.000 Teilnehmern

Bis zu 20.000 Corona-Maßnahmen-Kritiker versammelten sich am Samstag in Kassel. “Das waren Bürger aus der Mitte der Gesellschaft”, sagte einer der Redner, Martin Heipertz. Doch offenbar kam es auch zu Übergriffen auf Polizei und Journalisten. Von Elias Huber

Demonstration gegen Corona Auflagen in Kassel 20.03.2021

MAGO / Leonhard Simon

Die Querdenker sind offenbar aus ihrem Winterschlaf erwacht. Die Polizei schätze die Teilnehmerzahl im Stadtgebiet auf 15.000 bis 20.000, sagte ein Sprecher gegenüber Tichys Einblick. Zu verschiedenen Zeitpunkten des Tages seien etwa 10.000 Teilnehmer vor dem Rathaus gewesen und 3000 auf dem Friedrichsplatz. Zum späten Nachmittag habe die Polizei die Versammlungen in der Innenstadt aber aufgelöst, sagte er. Die meisten Maßnahmen-Kritiker hätten sich dabei friedlich verhalten.

Auch einer der Redner, Martin Heipertz, beobachtete “friedliche Versammlungen” auf dem Friedrichsplatz und auf der Schwanenwiese – dem Hauptkundgebungsort. “Das waren Bürger aus der Mitte der Gesellschaft – Familien mit Kindern und Hund, Lehrer und teils auch Esoteriker”, sagte das langjährige CDU-Mitglied. Die Veranstaltung auf der Schwanenwiese sei “durchweg harmonisch” zwischen Teilnehmern und der Polizei verlaufen. Zwar hätten nicht alle Leute Maske getragen, da sie unter freiem Himmel gewesen seien. Aber die Abstandsregeln seien so gut wie möglich befolgt worden, sagte der 44-Jährige.

Laut dem Sprecher der Polizei kam es aber auch zu Gewalt. An der Kreuzung am Altmarkt hätten Demonstranten die Beamten mit Flaschen beworfen und versucht, eine Absperrung zu durchbrechen, sagte er. Die Polizei habe daraufhin Wasserwerfer eingesetzt. Ein Journalist des Tagesspiegel filmte die Szenen.

Außerdem mussten Beamte bereits am Mittag Schlagstock und Pfefferspray einsetzen, erklärte der Sprecher und sagte weiter: “Querdenker haben eine Polizeianweisung missachtet.” Zur Zahl möglicher Festnahmen, Anzeigen oder Verletzter konnte die Polizei nichts sagen.

Übergriffe gab es aber auch gegen Journalisten. Boris Reitschuster behauptet etwa in seinem Live-Stream, von der Antifa angegriffen worden zu sein: “Eine Gruppe von schwarz gekleideten, jungen Personen hat mich zuerst verbal attackiert und man hat mir dann die Kamera aus der Hand geschlagen.”

Die Organisatoren konnten am Nachmittag zu den Übergriffen vorerst nichts sagen. “Wir haben davon auf der Schwanenwiese nichts mitbekommen. Hier bei uns war die Zusammenarbeit mit der Polizei sehr angenehm”, sagte Jan, der seinen Nachnamen nicht veröffentlichen will und der einer von drei Organisatoren aus der Vereinigung “Freie Bürger Kassel” ist. Man habe zeigen wollen, dass auch unbekannte Personen eine große Kundgebung organisieren könnten, erklärte er gegenüber Tichys Einblick. “Uns war es zu still im Winter.” Die Organisatoren rechnen sich selbst keiner politischen Strömung zu. “Wir sind überparteilich, setzen uns für humanitäre Werte ein und sind der Überzeugung, dass unsere Grundrechte unveräußerlich sind”, sagte Jan.

Der Hessische Verwaltungsgerichtshof hatte am Freitag entschieden, dass sich die Maßnahmen-Kritiker nicht in der Innenstadt versammeln dürfen. Laut dem Beschluss erlaubten die Richter nur eine Demonstration mit 5000 Teilnehmern auf der außerhalb gelegenen Schwanenwiese und eine weitere mit 1000 Teilnehmern auf dem angrenzenden Platz der Deutschen Einheit. Außerdem müssten die Teilnehmer eine Maske tragen und einen Abstand von 1,50 Metern einhalten, entschieden die Richter.

Heute fanden auch in London Demonstrationen gegen die dortigen Corona-Maßnahmen statt.

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